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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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sich, dass vieles ein bisschen ausgeschmückt wird. Wobei ich damit nicht sagen will, dass es weniger wahr ist. Er arbeitet nach der alten Art, wenn Sie so wollen. Der Mord allerdings passt nicht ins Bild. Für uns kamen früher solche Grobheiten nicht infrage. Unsere, nun ja, geschäftlichen Transaktionen haben wir akribisch geplant, einen perfekten Plan ausgearbeitet, und dann haben wir trainiert, als wollten wir einen Achttausender besteigen. In aller Regel hat das gereicht. Ich vermute, er hatte einen guten Lehrmeister.«
    Die Worte klangen lange in der Stille nach. Es dauerte eine Weile, bis die Beamten sie verdaut hatten. Kluftinger fand als Erster seine Sprache wieder: »Sie … also, das klingt jetzt vielleicht ein bisschen banal, aber: Sie wissen nicht zufällig, wie er heißt?«
    Erneut stimmte der Alte ein kehliges Lachen an: »Selbst wenn, würde euch das nix nutzen. Es ist ja nicht so, dass er einen festen Wohnsitz hätte, mit einer Klingel, wo sein Name draufsteht und drunter ›Meisterdieb‹ oder so was.«
    Kluftinger ließ seine Schultern hängen. Wäre auch zu schön gewesen.
    »Aber etwas kann ich euch schon noch sagen«, fuhr der Alte fort.
    Ruckartig hob Kluftinger den Kopf. »Doch einen Namen?«
    »Na ja, so ähnlich. Alles, was ich hier gesehen habe, lässt nur einen Schluss zu. Ihr Mann hat einen Spitznamen in der Branche. Man nennt ihn auch den … Schutzpatron.«
    Die Männer blinzelten, als sie aus der dunklen Werkstatt in das goldgelbe Licht dieses herbstlichen Vormittags hinaustraten.
    »Schutzpatron, hm?«, sagte Kluftinger mehr zu sich selbst.
    »Ja, er ist so etwas wie ein Nothelfer in unserer Szene«, sagte Rösler. »Viele wissen, dass man sich an ihn wenden kann, wenn man in der Patsche sitzt.«
    Kluftinger nickte versonnen, dann blieb er abrupt stehen. »Sagen Sie, Herr Rösler, würden Sie vielleicht für diesen Fall noch weiter mit uns zusammenarbeiten? Als externer Berater sozusagen? Bis die ganze Sache vorbei ist? Wir halten Sie auf dem Laufenden, und Sie versorgen uns mit Insiderwissen.«
    Strobl sah seinen Vorgesetzten an, als habe der gerade gefragt, ob er ihm helfen würde, eine Bank zu berauben. Auch der Alte schien nicht recht glauben zu wollen, was er da eben gehört hatte. »Sie wollen, dass ich für Sie arbeite? Nach allem … was zwischen uns steht?«
    »Man muss die Vergangenheit auch mal ruhen lassen. Und ich kenn keinen besseren Experten in dieser Sache als Sie.«
    »Und was habe ich davon?«
    Kluftinger dachte nach. »Eine Art … Buße?«
    Rösler lachte. »Ich wüsste nicht, wofür. Ich hab schließlich gesessen. Nein, da müssen Sie sich schon was Besseres einfallen lassen.«
    »Jetzt kommen Sie, lassen Sie mich nicht betteln. Am besten, wir fahren gleich nach Altusried, dann können Sie sich die Lage vor Ort anschauen. Was meinen Sie?«
    »Das geht auf gar keinen Fall. Egal, wie ich mich entscheide, jetzt muss ich erst mal heim. Wissen Sie, in meinem Alter gibt es wichtigere Dinge als Geld und Ruhm und Buße und was weiß ich nicht alles.«
    »Und das wäre?«
    »Ein pünktlicher Mittagsschlaf zum Beispiel.«
    »Du, Chef, ich hab hier einiges an Material für dich!«, empfing Richard Maier den Kommissar, als er den Flur der Abteilung betrat. Unter dem Arm hatte er einen beträchtlichen Stapel Papier. Er hielt ihn Kluftinger hin und erklärte, dies seien die neuesten Statistiken über Autodiebstahl in Bayern, die obersten beiden Seiten eine Auswertung der gestohlenen Fahrzeuge, geordnet nach Marken in den Allgäuer Landkreisen und den kreisfreien Städten.
    »Kannst du mir sagen, was ich damit genau soll?«
    »Ja, wie jetzt? Du hast gesagt, ich soll weiter Informationen zu den Autoschiebereien sammeln. Die Kollegen haben mir die Statistik geschickt, und ich hab sie ausgewertet. Wie du es wolltest.«
    »Also gut, dann sag mir halt wenigstens, was du rausgefunden hast! Muss ich mir ja nicht auch noch alles durchlesen!«
    Maiers Miene hellte sich wieder auf. »Also, wie wir schon wussten, es werden nach wie vor viele Luxuswagen geklaut, aber ganz stark im Kommen sind die Japaner!«
    »Hör mir bloß mit den Japanern auf!«, blaffte der Kommissar. »Das brauchst du nicht betonen, dass die im Kommen sind!«
    Maier runzelte die Stirn. Rat suchend blickte er zu seinem Kollegen Strobl, doch auch der zuckte die Achseln und sah seinen Chef verwundert an. Kluftinger nahm Maier die Unterlagen ab und wandte sich in Richtung seines Büros. »In zehn Minuten bitte bei mir zu

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