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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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schlimmer geworden. Sie konnte es einfach nicht verwinden, dass der Mann, der offenbar die Verantwortung hatte, ihr noch nicht seine Aufwartung gemacht hatte. Sie hatte ja keine Ahnung, wie froh sie darüber hätte sein sollen.
    »Also, wissen Sie, ich habe da etwas gefunden. In Ihrem Müll.«
    Georg wurde unsicher. Sie hatte ihren Müll durchwühlt?
    »Nicht dass Sie denken, ich hätte in Ihrem Müll gewühlt«, rechtfertigte sich die Alte. »Aber beim … Sortieren, da ist mir was in die Hände gefallen, worüber ich gerne sprechen würde. Am besten mit Ihrem … Chef.«
    Unsicher sah Georg sich um. Magnus wies mit dem Kopf in Richtung Tür, was wohl heißen sollte, dass er nicht vorhatte, selbst mit der Frau zu reden.
    »Also, was haben Sie denn gefunden? Altglas im Restmüll?«
    »Nein, nein, das ist es nicht. Ich habe da einen Artikel in so einer Plastikhülle gefunden, aus der Zeitung. Über diese Ausstellung in Altusried. Und dann diesen … was ist das wohl, eine Art Prospekt über diese Sicherheitsfirma. Das kam mir schon ein bissle komisch vor!«
    Georg schluckte. Wieder warf er einen Blick über die Schulter. Doch sein Chef starrte gerade Nikolaus wutentbrannt an. Er war für den Müll zuständig, und Magnus hatte ihm hundertmal gesagt, dass er sorgfältig damit umgehen müsse. Dass schon einige vermeintlich geniale Coups im Nachhinein aufgeflogen seien aufgrund der Hinterlassenschaften des Teams. Das würde noch Ärger geben, da war sich Georg sicher.
    »Wissen Sie«, riss ihn die alte Frau aus seinen Gedanken, »wenn Sie hier irgendetwas Illegales tun, also … dann müssen Sie gehen. Und ich sag es sonst meinem Mann. Oder …« Sie machte eine Pause, als denke sie nach. »Oder Sie müssen mehr Miete zahlen. Viel mehr!« Ihre Augen blitzten.
    Das war es also. Es ging ihr ums Geld. Georg atmete erleichtert auf. Sie war käuflich. Sie würden sie leicht zum Schweigen bringen, es war nur eine Frage des Preises. Ein letztes Mal blickte er sich um. Magnus nickte. »Verstehe«, sagte Georg mit aufgesetzter Freundlichkeit, »wir sind gerne bereit, Ihnen für Ihre … sagen wir … Unannehmlichkeiten mehr Miete zu zahlen, das ist doch klar.«
    Die Alte schien überrascht, dass sie so mühelos und schnell ihr Ziel erreicht hatte, und stand ein paar Sekunden mit offenem Mund da, bevor sie sagte: »Gut, das Doppelte?«
    Georg nickte. Das war alles, was sie wollte? Nicht mehr?
    »Gut, ich mache den neuen Vertrag fertig«, sagte die Frau. Dann drehte sie sich grußlos um und ging.
    Georg schloss die Tür und zischte einen Fluch. Magnus wartete ein paar Sekunden, dann wandte er sich an Nikolaus: »Herrgott noch mal, was bist du? Ein Kind? Ein Amateur? Oder einfach nur ein Trottel? Ein Profi verhält sich so jedenfalls nicht.«
    Nikolaus erwiderte nichts. Das Muskelpaket wirkte wie ein zu groß geratener Schuljunge.
    »Bring das wieder in Ordnung!«, forderte Magnus bestimmt.
    Nikolaus’ Augen begannen zu leuchten. Er hatte schon befürchtet, aus dem Team zu fliegen, aber nun bot man ihm die Gelegenheit, seinen Fehler wiedergutzumachen. Er nickte eifrig und eilte nach draußen.
    Die Köpfe aller Anwesenden ruckten herum, als Nikolaus ohne vorherige Ankündigung die Tür wieder aufzog. Er wirkte reichlich derangiert, Schweißperlen standen auf seiner Stirn, sein Gesicht war leichenblass, kraftlos ließ er die Schultern hängen. Fragend sahen ihn seine Komplizen an, doch er schlug die Augen nieder.
    »Na los, sag schon, hast du die Sache geklärt?«, herrschte Magnus ihn an.
    Er nickte, ohne aufzusehen, dann ließ er sich auf eine umgedreht in der Ecke stehende Bierkiste sinken und vergrub das Gesicht in seinen großen Händen.
    »Bist du dir ganz sicher, dass sie uns nicht verpfeift? Ich meine, sie muss wissen, was dann auf sie zukommt. Was hast du zu ihr gesagt?«
    Die anderen wandten sich wieder Nikolaus zu.
    »Ich hab … doch nicht gewusst, dass das … so schnell geht!«, stammelte er mit brüchiger Stimme.
    »Hast du sie … Du willst jetzt nicht etwa sagen, dass du sie umgebracht hast, oder?«
    Nikolaus sprang auf und starrte Magnus aus feuchten Augen an. Dann biss er sich auf die Lippen. »Aber du hast doch gesagt, ich soll das in Ordnung bringen!«
    Magnus kniff die Augen zusammen. Seine ohnehin schon grollende Stimme nahm einen noch bedrohlicheren Ton an: »Du hirnverbrannter Vollidiot! Bist du wirklich so dumm? Wir sind doch nicht in Chicago! Mann, du hättest sie einschüchtern sollen – zum Schweigen

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