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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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beschriftet war. Davor befand sich ein kleines Bänkchen, auf dem Langhammer Platz nahm, sich ein paar Lederschuhe mit Stollen griff und anzog. Seine pinkfarbenen Plastikclogs stellte er daneben ab.
    »Wegen des Parketts kann ich die Golfschuhe erst hier anlegen. Ich hab zwei Gästepaare, nehmen Sie sich einfach das, das Ihnen am besten passt!«, tönte Langhammer mit einer einladenden Handbewegung und verschwand in der Tür. Kluftingers Blick fiel auf zwei paar ausgeleierte, lederne Golfschuhe, dann auf seine Füße: Er hatte nur Sandalen an – ohne Socken. Die Leihschuhe erinnerten ihn an den Turnunterricht in der Grundschule: Dort hatte es eine Kiste gegeben, in der alle liegen gebliebenen Sportsachen der letzten Jahrzehnte aufbewahrt wurden. Und immer wenn einer der Jungen aus Kluftingers Klasse den Turnbeutel vergessen hatte, musste er die Sachen aus der Kiste nehmen. Noch heute bekam er eine Gänsehaut, wenn er an den Tag dachte, als ihm sein Lehrer eine dunkelblaue Mädchenstrumpfhose mit dem Befehl »Anziehen!« hingehalten hatte …
    Der Kommissar sah sich um und entdeckte eine Tür mit der Aufschrift »Laundry«. Er wusste nicht, was das hieß, knipste das Licht an und fand einen Korb mit säuberlich zusammengelegter Wäsche. Er musste nicht lange suchen, bis er ein Paar blauer, weicher Baumwollsocken in Händen hielt. Schnell zog er sie an und schlüpfte dann in die Lederschuhe, die ihm, wie die Socken, ein bisschen zu eng waren. Aber für die paar Minuten, die er hier unten zu verbringen gedachte, würde er das schon aushalten. Er war sich außerdem sicher, dass die seelische Pein, die ihn erwartete, die körperlichen Schmerzen in den Hintergrund drängen würde. Dann atmete er tief durch, bekreuzigte sich und zog die Tür zum langhammerschen Hobbyraum auf. Dort war es stockdunkel. »Herr Langhammer?«, rief er.
    »Gleich, gleich«, schallte es ihm aus dem Herzen der Finsternis entgegen. Dann blendete den Kommissar gleißendes Halogenlicht, in dessen Strahlen der Doktor mit ausgebreiteten Armen stand und feierlich sagte: »Ich präsentiere Ihnen den GOLFSIMPRO 3000! Versehen mit einem Quad-Core-Prozessor, einer Vier-Gigabyte- Grafikkarte und Radarsensor. Das Neueste, was auf dem Markt für den ambitionierten Heimanwender zu bekommen ist. Es gibt Kreuzfahrtschiffe, die mit deutlich weniger anspruchsvollen Geräten ausgestattet sind. Aber Vorsicht, mein lieber Kluftinger, das Equipment ist ziemlich teuer.«
    »Ich will aber nur spielen und nicht kaufen!« Dann sah Kluftinger, wo er überhaupt stand: Der Tür gegenüber hing eine große Leinwand schlaff von der Decke, dahinter zeichnete sich unter einigen weißen Leintüchern ein Tresen mit rustikalen Barhockern ab, die Fläche davor war mit Kunstrasen ausgelegt. An der Decke war ein Beamer befestigt, der ein buntes Testbild auf die Leinwand projizierte. Die Wände zierten zahlreiche Poster, die Golfspieler in Aktion zeigten. Langhammer stand an einem Pult, auf dem sich ein Laptop nebst einer Videokamera befand.
    »Mein lieber Kluftinger, treten Sie bitte hinter die Abschlaglinie zurück!«
    Der Kommissar stellte sich widerwillig hinter einen weißen Strich auf dem Rasen, während der Doktor das Kameraobjektiv in seine Richtung drehte. »Sie filmen das fei nicht, gell?«
    Der Arzt legte die Stirn in Falten. »Ich muss die Kamera schon laufen lassen, schließlich muss der Computer Ihren Schwung ja umrechnen. Aber keine Sorge, ich werde nichts davon ins Internet stellen. Fürs Erste jedenfalls!«
    Der Kommissar sah auf die Uhr. Maximal noch fünf Minuten , dachte er.
    »Nennen Sie mir jetzt Ihren Lieblingsgolfplatz!«, forderte Langhammer ihn auf.
    »Meinen Lieblings…dings?«
    »Also ich würde Bahrain empfehlen. Eine tolle Anlage, alles, was das Herz begehrt, mit herrlichen Sandbunkern!«
    Kluftinger schüttelte vehement den Kopf. »Nein. Auf keinen Fall. Ein Golfplatz mitten in der Wüste! Die haben sie doch nicht mehr alle! Wir nehmen den Platz in Ottobeuren.« Das war schließlich der Einzige, den er wirklich kannte.
    »Also, Ottobeuren hat der Computer nicht. Wie wäre es mit Sydney?«
    »Viel zu weit! Hellengerst von mir aus. Oder, wenn’s sein muss, den Platz in Wiggensbach, da beim Windrad oben!«
    »Aber, mein Lieber, ich habe hier nur Plätze von internationalem Rang! Wenn Sie möchten, hätte ich auch Palma de Mallorca im Angebot!«
    »Viel zu überlaufen.«
    »Wissen Sie was?«, versetzte der Doktor ungeduldig. »Wir nehmen einfach Musterplatz

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