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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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glitzernden Klumpen in der Hand. Den würde Erika ihm nie durchgehen lassen. Also riss er erneut etwas Folie ab, wickelte alles darin ein und drehte die überstehenden Enden wie bei einem überdimensionierten Bonbon zusammen. Stolz auf seinen Erfindungsreichtum packte er das Mitbringsel in eine Plastiktüte.
    Zunächst genoss Kluftinger den kurzen Spaziergang, der Erika und ihn durch sein geliebtes Heimatörtchen führte, doch je näher sie dem Doktorenbungalow kamen, desto mulmiger wurde ihm. Weiß Gott, welche Demütigungen dort wieder auf ihn warteten. Als ihnen der Arzt die Tür öffnete, war dem Kommissar klar, dass es noch schlimmer kommen würde, als er befürchtet hatte: Langhammer war von Kopf bis Fuß in Karo gewandet.
    »Sieht gut aus und ist trotzdem atmungsaktiv«, beantwortete der Doktor Kluftingers ungläubigen Blick. Dass er nicht mit dem sicherlich horrenden Preis prahlte, wertete der Kommissar unter diesen Umständen schon als Hoffnungsschimmer für die kommenden Stunden.
    Die Hoffnung verflog, als ihm der Arzt forsch auf die Schulter klopfte und entzückt ausrief: »So, mein Adept ist da!«
    Kluftinger lief rot an. Er war kaum zehn Sekunden hier, und schon musste er sich beleidigen lassen! »Selber Depp«, grummelte Kluftinger kaum hörbar und drückte dem karierten Doktor seine Windjacke in die Hand.
    »Wie meinen Sie, mein Lieber?«
    »Ich … wollt Ihnen noch … was zum Schlecken geben!« Er hielt seine Plastiktüte hoch. Kluftinger bemerkte die Aufschrift erst, als der Doktor sie laut verlas: »Rose of Eden – Miederwaren und Dessous.« Er blickte den Kommissar über den Rand seiner riesigen Brille an: »Na, was bringen Sie uns denn da Spannendes zum Schlecken mit, mein Bester?«
    Erika sah ihren Mann pikiert an, doch der hatte sich schnell wieder gefangen: »Keine Sorge, nicht das, was draufsteht. Nur Pralinen, das ist eh passender in Ihrem Alter. Die Tüte ist auch nicht von mir, die hat unsere Schwiegertochter mitgebracht.«
    »Schwiegertochter? Na hör ich denn da die Hochzeitsglocken läuten im Hause Kluftinger?«
    Der Kommissar war erleichtert, dass Langhammer den Köder gleich geschnappt hatte und damit das schlüpfrige Thema vom Tisch war. »Schon.«
    »Habe ich was von Hochzeit gehört?«, jubilierte eine Frauenstimme, im selben Moment öffnete sich die Windfangtür, und Annegret Langhammer begrüßte Erika mit einer Umarmung, während sie Kluftingers dargebotene Hand mit beiden Händen umschloss. »Erika, du musst mir unbedingt alles sofort erzählen. Ich bin ja so neugierig! Komm ins Wohnzimmer, ich hab uns schon einen Algendrink gemacht.«
    Kluftinger blieb allein mit dem Doktor zurück. »Der Algendrink ist die neue Wunderwaffe gegen Fett. Thalasso, wenn Ihnen das etwas sagt. Alles Biomasse. Wir züchten die kleinen grünen Dinger selber. Möchten Sie auch einen? Da kann man sogar mal sündigen und sich solche …« Er hielt inne und sah in die Tüte, die er noch immer in Händen hatte, dann zog er die Brauen zusammen, stellte den Beutel ab und fuhr fort: »Solche … wie auch immer gearteten Süßwaren gönnen.«
    »Danke, mit Biomasse heiz ich lieber«, gab Kluftinger zurück. »Ich tät dann grad ein Bier nehmen.«
    »Haben wir, gar kein Problem. Sogar nach den Mondphasen gebrautes Biobier aus Dinkel. Eine Köstlichkeit für Kenner, Sie werden sehen. Gehen Sie doch schon vor in den Keller, ich hole Ihnen nur noch schnell ein Glas.« Mit diesen Worten deutete Langhammer auf die offene Tür und verschwand.
    Der Kommissar blickte die Stufen hinab: Dort unten erwartete ihn Neuland. Noch nie hatte er diese Räume betreten. Schon auf dem Weg hinunter ins Verlies, wie er es gedanklich getauft hatte, präsentierte es sich wie ein Gegenentwurf zum kluftingerschen Untergeschoss: Kein Stäubchen lag auf dem Boden, nirgends stand etwas herum, die blütenweißen Wände wurden durch indirekte Beleuchtung erhellt. Selbst der Kellergang war blitzblank und aufgeräumt. Nirgends ein Regal, kein Getränkekasten, nicht einmal ein Karton. Wozu dann einen Keller? , fragte Kluftinger sich. Er passierte einige geschlossene Türen, die mit kleinen Messingschildchen versehen waren, und schüttelte den Kopf. Was waren das nur für Menschen, die ihren Lebensmittelkeller »Vinothek« nannten?
    »Schauen Sie sich ruhig um!« Langhammer hatte sich wieder zu ihm gesellt.
    »Danke, ich hab genug gesehen«, brummte Kluftinger.
    Der Doktor führte ihn zu einem Raum, der mit »Bar/Home-Cinema/Indoorgolf«

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