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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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der größte Kokaindealer der Stadt umgenietet worden ist – oder den, wo man den Ölmillionär tief unten auf dem Grund seines Swimmingpools gefunden hat?«
    »Ich weiß selbst nicht genau, welchen ich meine«, sagte Dill, »aber einer davon würde schon reichen.«
    Colder schüttelte fast bedauernd den Kopf. »Sie bearbeitete den Fall eines Spirituosenhändlers, der spätnachts an einem Dienstag wegen 33 Dollar erschossen worden ist. Dann hatte sie auch noch den, bei dem eine Ehefrau drüben aus Deep Four verschwitzt und müde vom Saubermachen bei einer weißen Familie nach Hause kam und ihren Mann mit der fünfzehnjährigen Tochter im Bett vorfand. Sie brachte beide mit dem Brotmesser um. Der Fall ist restlos aufgeklärt. Dann war Felicity noch mit dieser anderen Sache beschäftigt, wo dieser Knabe, der draußen in Packingtown arbeitete, bei Rot an eine Ampel an der Ecke Thirteenth und McKinley ranfuhr; plötzlich stand ein Kerl, der däumchendrehend auf einer Bank an der Bushaltestelle gesessen hatte, auf, lief zu ihm hinüber, schob seine 22er Sportpistole durchs Fenster, drückte viermal auf den Knaben im Wagen ab und schlenderte dann in aller Seelenruhe davon. Auch diese Sache hatten wir Felicity übertragen. Erst gestern sagte sie mir, sie wäre damit vielleicht etwas vorangekommen.«
    »Sie muß in irgendwelchen Schwierigkeiten gesteckt haben«, sagte Dill, »oder durch irgend etwas hineingeraten sein.«
    Strucker seufzte wieder und stemmte sich aus dem Sessel hoch. »Nun, äh, vielleicht ja und vielleicht nein, aber zuallererst müssen wir mal herausfinden, wer sie getötet hat. Sobald wir das erst mal haben, klärt sich auch alles übrige auf. Wissen Sie, Mr. Dill, Mord ist für gewöhnlich das am einfachsten zu lösende Verbrechen, weil der Typ, der’s gemacht hat, Sie meistens anruft und sagt: Hallo, am besten wär’s, Sie kämen einfach mal her, weil ich gerade meine Freundin mit diesem Baseballschläger totgehauen habe. Und wenn Sie dann hinkommen, sitzt er auf der Bettkante ganz dicht bei ihr, wahrscheinlich noch immer mit dem Schläger in der Hand, und heult wie ein Zweijähriger. Das sind dann so Ihre Allerweltsmorde, aber hin und wieder passiert’s auch, daß Sie einen ganz vertrackten Fall erwischen – so wie diesen hier.«
    Wieder stieß Strucker aus tiefstem Herzen einen schweren Seufzer aus. »Die Trauerfeier wird Samstag um zehn Uhr in der Trinity Baptist Church abgehalten. Ein Wagen wird Sie abholen, oder Sie können, falls Sie das wollen, auch mit mir und dem Captain hier mitfahren.«
    »Ich weiß nicht recht«, sagte Dill, »ich glaube, ich mach das besser allein.«
    »Ja, gut.«
    Dill runzelte die Stirn. »Warum denn Trinity?« sagte er, »Felicity war keine Baptistin, eigentlich hat sie nirgendwo so richtig hingehört.«
    »Aber ich«, sagte Colder, »ich bin Prediger.«
    »Sie?«
    Endlich zeigte sich so etwas wie Trauer auf Colders Gesicht, und der Ausdruck von Skepsis war jetzt daraus wie weggewischt. »Ihre Schwester und ich«, sagte er.
    »Nun, sobald in einem der nächsten Monate meine Scheidung durchgekommen wäre, wollten wir heiraten.«
    Er forschte in Dills Gesicht. »Sie hat Ihnen das wohl nie erzählt, oder?«
    »Nein«, sagte Dill, »davon habe ich nichts gewußt.«

5
    Während der vergangenen Jahre hatte Dill mal für länger, mal kürzer in New York, Los Angeles, London, Barcelona und in Abständen zweimal in Washington gelebt.
    Selten nur träumte er von einer dieser Städte, nicht einmal von Washington, wo er am längsten gewohnt hatte, aber hin und wieder geschah es doch, und dann vermischten sich seine Träume von den fernen, manchmal auch fremden Städten unweigerlich mit der Stadt, in der er geboren war. Der Wilshire Boulevard, die Third Avenue, die Edgeware Road und selbst die Ramblas zogen als Traumstraßen an den Häusern vorbei, in denen er als Kind gelebt, an den Schulen, die er besucht, und an Bars, in denen er später gehockt hatte.
    Vor langer, langer Zeit – manche sprechen vom Jahr 1926 – war in der Stadt eine gewaltige Milchflasche auf dem Dach eines einstöckigen Gebäudes aufgestellt worden, das auf einem kleinen, dreieckigen Grundstück gestanden hatte, das dort entstanden war, wo die Ord Avenue, die 29th Street und der TR Boulevard zusammenstießen. Letzterer war ein langer, gewundener Straßenzug, der anläßlich eines Besuches des ersten Roosevelt von den Einheimischen dankbar nach ihrem Gast benannt worden war. Dieser Flasche war ein Ding

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