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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Strucker. »Wieviel hatte meine Schwester auf dem Girokonto?«
    »Genau 333 Dollar.«
    »Was glauben Sie also: Wie hat sie wohl zum ersten nächsten Monats die rund 50000 aufbringen wollen?«
    »Das ist genau der Punkt, über den wir sprechen müssen, Mister Dill.«
    »Okay«, sagte Dill, ging wieder hinüber zum Bett, setzte sich darauf und lehnte sich an den Pfosten am Kopfende. »Nun gut, unterhalten wir uns.«
    Strucker räusperte sich, paffte an seiner Zigarre, wedelte den Rauch weg und hob dann an: »Detective Hill hatte eine lupenreine Personalakte, ganz außergewöhnlich. In ihrer Altersgruppe war keiner besser – egal, ob Mann oder Frau. Als erstes muß ich nun allerdings zugeben, daß wir sie vom Betrugsdezernat ins Morddezernat umgesetzt haben … Na ja, gewissermaßen als Anstandsfrau zusammen mit drei Farbigen und ein paar Mexikanern. Das mußten wir nun mal so machen, weil man uns sonst Bundesmittel gestrichen hätte, aber bei Gott, sie war Klasse. Als wir sie dann zum Detective zweiten Grades beförderten, haben wir ein paar der anderen Jungs übergangen, von denen einige einen Haufen mehr Dienstjahre auf dem Buckel hatten als sie. Noch zwei Jahre oder vielleicht sogar weniger, und sie hätte es spielend zum Sergeanten gebracht. Was ich damit also sagen will, Mister Dill, ist, daß Ihre Schwester ein verdammt guter Cop gewesen ist, wirklich ganz toll, und sie wurde in Ausübung ihres Dienstes getötet – jedenfalls glauben wir das fest –, so daß wir sie also Samstag beerdigen werden, genau wie ich Ihnen schon gesagt habe, und dann werden wir uns daranmachen, herauszufinden, was zum Teufel eigentlich falsch gelaufen ist.«
    »Sie meinen damit, warum sie auf die schiefe Bahn geraten ist«, sagte Dill.
    »Das allerdings wissen wir doch gar nicht, oder?« wandte Captain Colder ein. Dill sah ihn an. Colder hatte jetzt wieder sein halbes Lächeln parat – ein beinahe zaghaftes Lächeln, das voller Schüchternheit war oder sie vortäuschen sollte, wie Dill dachte, denn außer in seinem Lächeln war an Colder absolut nichts Schüchternes. Das ist seine Tarnung, entschied Dill, er trägt es wie einen angeklebten Bart. Sein Lächeln vermochte nicht die Züge des gestandenen Skeptikers zu überdecken, die scharfe, witternde Nase, die kluge Stirn, die kalten, blauen, zweifelnden Augen und das Kinn, das fast zu sagen schien: Ich verlange Beweise! Es war ein Gesicht, mit dem, bei etwas dunklerem Teint, jemand vielleicht bei der Inquisition sein Glück gemacht hätte. Dill spürte deutlich, daß Colder mit einiger Genugtuung als Captain bei der Mordkommission arbeitete.
    Als Chief Strucker sich erneut räusperte, wandte sich Dill wieder ihm zu. »Wir werden der Sache auf den Grund gehen, Mister Dill«, sagte er. »Wie ich Ihnen schon am Telefon gesagt habe: Genau das werden wir tun, darin sind wir nämlich verflixt gut.«
    Dill nickte, stand auf und streckte die Hand zuerst nach Colders leerem Glas und dann nach Struckers aus.
    Die beiden Männer zögerten, schließlich seufzte Strucker und sagte: »Ich sollte ja besser nicht, aber ich nehme noch einen, danke.«
    Nachdem Dill neu eingeschenkt und die Drinks herumgereicht hatte, sagte Colder: »Was genau machen Sie eigentlich in Washington, Mister Dill?«
    »Ich arbeite für einen Unterausschuß des Senats.«
    »Und Sie machen was?«
    Dill lächelte. »Ich gehe den Dingen auf den Grund.«
    »Das muß interessant sein.«
    »Gelegentlich.«
    Strucker trank zwei Finger breit von seinem Scotch, seufzte wohlig auf und sagte: »Felicity und Sie, Sie haben sich sehr nahegestanden.«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Ihre Eltern sind tot.« Das war offenbar auch nicht als Frage gemeint.
    »Sie kamen bei einem Autounfall oben in Colorado ums Leben, als ich einundzwanzig und sie gerade elf Jahre alt war.«
    »Was hat Ihr Vater denn so gemacht?« Zum ersten Mal stellte Strucker die Frage so, als wisse er nicht bereits die Antwort darauf.
    »Während des Krieges war er Kampfflieger bei der Army«, sagte Dill, »und danach war er vier Jahre lang im Hauptberuf Student, eben so lange, bis die Army nicht mehr weiterzahlte und sein Überbrückungsgeld auslief.
    Er studierte an der Sorbonne, der Universität von Mexiko und an der Universität von Dublin. Er hat nie irgendein Diplom gemacht. Als das schließlich zu Ende war, wurde er Erntearbeiter, danach Vertreter für Kaiser-Frazer, und hin und wieder spielte er auch Mr. Peanut – Sie wissen schon, für Planters Peanuts. Dann

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