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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Interesse.
    »Keine verschreibungspflichtigen Medikamente«, sagte Dill und klappte die Tür wieder zu.
    »Felicity war kerngesund.« Anna Maude musterte ihn neugierig. »Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?«
    Er nickte. »Hier hat sie gelebt, und es schien ihr hier zu gefallen. Das ist eigentlich alles, was ich wissen wollte.«
    »Wollen wir uns auch das Schlafzimmer ansehen?«
    »Ja, sicher.«
    Das Schlafzimmer war nicht ganz so groß wie das Wohnzimmer, da der Einbau eines riesigen Wandschrankes viel Platz beansprucht hatte. Vor den Fenstern hingen hübsche gelbe Vorhänge, und auf dem Fußboden lag ein fröhlich wirkender, weißbrauner Teppich. Das Bett hatte gewissermaßen Dreiviertelgröße, das heißt, es war reichlich Platz für einen oder sogar für zwei, vorausgesetzt, der Zweite beabsichtigte nicht, über Nacht zu bleiben.
    Das Schlafzimmer enthielt auch noch eine altmodische Chaiselongue, was ihm das Aussehen eines Boudoirs verlieh. Mit dem Kartentisch, einer Bridgelampe, einer elektrischen Reiseschreibmaschine und einem Regisseurstuhl war es ein Zimmer genau nach Felicity Dills Geschmack.
    Dill ging hinüber zum Wandschrank und schob eine der Türen auf. Der Wandschrank war voll mit Frauenkleidung, alles ordentlich auf Bügel gehängt, die Wintersachen in Plastiksäcken und die Sommerkleidung jederzeit greifbar. Dill schob die aufgehängten Sachen zur Seite, um nachzusehen, ob sich noch irgend etwas Interessantes darin fände, und entdeckte den Mann in der dunkelsten Ecke des Schrankes. Der Mann hatte ein langes, schmales Gesicht, das zu einem törichten Lächeln verzogen war. Seine Augen waren von einem gelblichen Braun und schauten ihn an wie ein in die Enge getriebenes Tier. Sie wirkten auch recht intelligent, fand Dill.
    »Wer zum Teufel sind Sie denn, Freundchen?« fragte Dill.
    »Das muß ich erklären«, sagte der Mann.
    Dill trat schnell einen Schritt zurück, sah sich nach einer harten Kante um, entschied sich für das Fensterbrett und zerschlug die Bierflasche darauf. Jetzt verfügte er über eine Waffe in Gestalt eines Flaschenhalses mit sechs oder sieben Zentimetern grünen, scharfkantigen, zackigen Glases.
    »Das wirst du schön hier draußen erklären«, sagte Dill.
    Der Mann stieg aus dem Wandschrank, hielt einen kleinen Werkzeugkasten an sich gepreßt und trug noch immer das alberne, einfältige Lächeln.
    »Ich sag dir genau, was du tun sollst«, sagte Dill, »du wirst jetzt den Kasten ganz vorsichtig abstellen, dann greifst du genauso langsam und vorsichtig in deine Tasche – es ist mir ganz gleich, in welche – und holst irgendwas vor, womit du dich ausweisen kannst. Wenn du das nicht tust, schneide ich dir das Gesicht auf.«
    »Immer mit der Ruhe«, sagte der Mann und lächelte ihn noch immer starr an. Gehorsam und vorsichtig setzte er den Werkzeugkasten ab, langte in eine Hüfttasche und zog eine verschlissene schwarze Ausweishülle hervor. Er reichte sie Dill hin.
    »Gib sie ihr«, sagte Dill.
    Der Mann streckte die Hülle jetzt Anna Maude Singe entgegen. Wachsam machte sie einen Schritt nach vorn, riß ihm die Schutzhülle fast aus der Hand und brachte sich schleunigst wieder außer Reichweite. Sie öffnete das schwarze Ding und fand darin einen Führerschein.
    »Es ist Harold Snow«, sagte Anna Maude, »irgendwoher kenne ich den Namen.«
    »Ich auch«, sagte Dill. »Du bist also Cindys Mitbewohner, nicht wahr?«
    »Sie kennen Cindy?« sagte der Mann in verwundertem Tonfall und mit dem stets gleichen, törichten Lächeln, mit dem er offenbar zu gefallen hoffte.
    »Wir sind uns über den Weg gelaufen«, sagte Dill.
    »Harold ist der Mieter«, sagte Anna Maude, »in Felicitys Haus. Sein Name steht im Mietvertrag.«
    »Ich weiß«, sagte Dill.
    Endlich verschwand das blöde Lächeln aus Harold Snows Gesicht, die grellbraunen Augen wirkten nicht mehr in die Enge getrieben und machten jetzt einem eher verschlagenen Ausdruck Platz.
    »Sie beide sind also wenigstens keine Cops«, sagte er, und ihm war die Erleichterung anzuhören.
    »Ich bin jemand viel Schlimmeres, Harold«, sagte Dill, »ich bin der Bruder.«

22
    Harold Snow befolgte peinlich genau Dills Anweisungen.
    Die Arme auf dem Rücken, ging er auf die Knie, tastete nach dem Griff des Werkzeugkastens, fand ihn, kam wieder hoch und hielt den Werkzeugkasten kurz unterhalb seiner Gürtellinie.
    »Wir wollen ins Wohnzimmer gehen, wo es kühler ist, Harold«, sagte Dill, »aber wenn ich sage ›stop!‹, dann verlange ich,

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