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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Schwester nicht da war, richtig?«
    »Ja, stimmt. Er ist schon einmal dagewesen und hat Zoff gemacht, und damals ist Ihre Schwester zu Hause gewesen. Aber diesmal war sie weg. Cindy war auch nicht da, nur ich allein. Also bin ich nachsehen gegangen, was da los war. Er war besoffen und redselig und erzählte mir, daß er und Ihre Schwester sich getrennt hätten und daß sie jetzt mit irgendeinem anderen rumvögelte. Er sagte mir zwar nicht, wer dieser andere war, aber das wußte ich schon. Na ja, Scheiß drauf, ich witterte jedenfalls ein paar Dollar und machte ihm einen Vorschlag. Ich sagte ihm, ich könnte durch die Decke ein Abhörmikrofon oben installieren und alles, was Ihre Schwester und der andere Kerl miteinander redeten, auf Band aufnehmen. Corcoran wollte wissen, wer zum Teufel ich eigentlich wäre. Ich sagte ihm meinen Namen und dann, daß ich mit Elektronik zu tun hätte. Er wollte dann wissen, wieviel das kosten würde. Ich sagte es ihm, und er meinte dann: ›Abgemacht, wir beide sind im Geschäft‹. Ich sagte ihm dann, wir kämen so lange nicht ins Geschäft, bis er nicht mit Geld rüberkäme. Er meinte, ich sollte dann am nächsten Tag zu ihm ins Büro kommen, und da würden wir dann alles regeln. Das hab ich gemacht. Ich ging zu ihm ins Büro. Da stellte sich dann heraus, daß er Privatdetektiv ist. Ich kann mich an ihn noch aus seiner Zeit als Footballstar erinnern, aber ich hatte nicht gewußt, daß er Privatdetektiv ist.«
    »Er hatte ein Büro«, sagte Dill, »wo?«
    »Sie kennen doch das Cordell Building, oder?«
    Dill nickte.
    »Aber er war wieder ganz nüchtern, als Sie ihn in seinem Büro aufsuchten«, sagte Anna Maude.
    »Doch, stocknüchtern, Lady, und ganz geschäftsmäßig. Er sagte mir ganz genau, was er wollte. Er wollte, daß das Mikro durch die Zimmerdecke in ihr Schlafzimmer geht und dann auch noch ’ne Wanze in ihrem Telefon. Alles sollte durch Stimme aktiviert werden.
    ›Also schön, aber das kostet einiges‹, sagte ich ihm, und zwar soundsoviel. Er zog ein Geldbündel heraus und blätterte mir einige Hunderter hin – keine Empfangsquittung, keine Fragen, nichts. Also habe ich das dann gemacht.«
    »Wie oft hat Corcoran sich die Bänder geholt?« fragte Dill.
    »Einmal die Woche«, erwiderte Snow und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus.
    »Was war auf den Bändern?« wollte Dill wissen.
    Snow starrte lauernd zu ihm hinüber, und Dill hatte den Eindruck, daß seinen Augen jetzt nichts mehr von Bockigkeit oder Angst anzumerken war. Sie hatten etwas Platz gemacht, das Dill schließlich als unverhüllte Gier erkannte. So, so, dachte Dill, er glaubt also, daß er auf jeden Fall noch ein paar Dollar aus mir herausschinden kann.
    »Sie wollen also wissen, was auf den Bändern war, wie?« fragte Snow. »Na ja, vermutlich die Geräusche von einer zünftigen Bumserei. Die werden wohl mit auf den Bändern drauf sein, aber so genau weiß ich das auch nicht, weil ich sie mir nicht angehört habe. Ich hab in dieser Branche eine ganze Menge gemacht, und am Anfang, nachdem ich eingestiegen war, hab ich die Bänder immer abgehört, aber nach ’ner gewissen Zeit läßt man’s dann sein, weil es immer derselbe abgestandene Scheiß ist.«
    »Du hast sie dir also nicht angehört«, sagte Anna Maude.
    »Nein.«
    »Kein einziges Mal?«
    »Ich hab ein bißchen ins erste reingehört, um die Qualität zu prüfen, aber danach hab ich sie dann einfach in einen Umschlag gesteckt.«
    »Und was dann?« fragte Dill.
    »Na ja, dann hat Corcoran mich angerufen und gesagt, daß er mich sehen will. Er war immer ganz der eiskalte Geschäftsmann. Ich meine, irgendwie war das so, als würde man mit IBM oder ähnlichen Leuten Geschäfte machen. Dann erzählte er mir, daß Ihre Schwester noch eine andere Wohnung hat, in der sie sich aufhält, und daß ich auch da alles anzapfen soll. Er meinte diese Wohnung hier. Ich fuhr also erst mal her und schaute mich um, und das Ganze gefiel mir nicht so recht. Also ging ich zu ihm und sagte ihm das. Wollen Sie wissen, was er mir darauf geantwortet hat? Er sagte: ›Wieviel?‹ Einfach so, ›wieviel?‹ Aber ich hatte hier ein Problem. Er wollte sowohl das Schlafzimmer als auch das Telefon. Schön und gut, das konnte ich alles machen und das ganze Zeug in der Zwischendecke unterbringen. Aber wie sollte ich an die Bänder rankommen? Ich meine, einmal konnte ich hier ja vielleicht einbrechen und meine Anlage installieren, aber Woche für Woche konnte ich hier keinen

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