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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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daß du stehenbleibst, oder ich schneid dir ein Ohr ab, verstanden?«
    »Hab verstanden«, sagte Snow.
    »Also los.«
    Gefolgt von Dill, ging Snow zuerst in den Korridor.
    Anna Maude Singe bildete das Schlußlicht. Als sie zur Küchentür kamen, sagte Dill: »Stop, Harold.«
    Snow blieb stehen. »Weißt du, wo die Messer sind?« fragte Dill Anna Maude.
    »Was für eins willst du haben?«
    »Irgendeins, das auf Harold Eindruck macht.«
    »Gut.«
    »Sie brauchen gar kein Messer«, sagte Snow.
    »Schnauze, Harold«, sagte Dill.
    Dill konnte hören, wie Anna Maude in der Küche eine Schublade aufzog und wieder schloß. Kurz darauf hörte er sie sagen: »Wie wär’s denn mit diesem hier?«
    Dill wandte sich zu ihr. Sie hatte ein tückisch aussehendes Brotmesser in der Hand. »Sehr schön«, sagte Dill, nahm ihr das Messer ab und reichte ihr den zerbrochenen Hals der Bierflasche.
    »Okay, Harold, marsch ab ins Wohnzimmer.«
    Noch immer den Werkzeugkasten hinter sich hertragend, ging Snow, dicht gefolgt von Dill und Anna Maude, ins Wohnzimmer hinein. Sie warf den schartigen Flaschenhals in einen Papierkorb.
    »Du kannst die Kiste jetzt absetzen, Harold«, sagte Dill.
    Etwas mühsam und ungeschickt, den Kasten noch immer hinter sich, gelang Snow schließlich das komplizierte Manöver, und er erhob sich wieder. »Was kommt jetzt?« fragte er.
    »Setz dich da drüben hin!«
    »Hierhin?« sagte Snow und bewegte sich auf den ausladenden Sessel mit der Ottomane und der Stehlampe daneben zu.
    »Genau dahin.«
    Snow ließ sich in dem Sessel nieder. »Ist dein Werkzeugkasten unverschlossen, Harold?« fragte Dill.
    »Nicht verschlossen.«
    »Machen wir ihn also mal auf und werfen einen Blick hinein.« Snow machte Anstalten aufzustehen. »Nicht du, Harold«, sagte Dill, wedelte mit dem Brotmesser und scheuchte ihn zurück in seinen Sessel.
    Anna Maude Singe kniete sich neben die Werkzeugkiste und öffnete sie. Sie hob ein Fach mit sorgfältig darin angeordneten Werkzeugen hoch und schaute auf den Boden der Kiste. »Entweder ist er der Mann vom Telefondienst oder einer, der die Stereoanlage repariert«, sagte sie. »Ich glaube allerdings nicht, daß einer von denen dies hier unter seinem Werkzeug hätte.«
    Dill warf einen schnellen Seitenblick nach links und wandte sich dann wieder Harold Snow zu. »Ist er geladen?« fragte er Anna Maude.
    »Er ist geladen.«
    »Gib ihn mir mal rüber.« Anna Maude stand auf, ging zu Dill und händigte ihm den kurzläufigen, fünfschüssigen Smith-&-Wesson-Revolver vom Kaliber 38 aus. Er reichte ihr das Brotmesser. Dill zielte auf Snow und lächelte. Das Lächeln verursachte bei Snow nervöse Schluckbewegungen.
    »Harold, wir werden den Cops erzählen, daß wir dich bei einem Einbruch überrascht haben, daß du uns mit dem Ding hier bedroht hast, daß ich’s dir weggenommen habe und dich dann ins Knie geschossen habe. Am besten das rechte Knie hier, würde ich denken.« Dill senkte den Revolver, so daß er genau auf Snows rechte Kniescheibe zeigte.
    »Das würden Sie nie und nimmer machen«, sagte Snow.
    »Warum denn nicht, um alles in der Welt?« sagte Anna Maude Singe.
    »Gott, Lady, es kann doch nicht einfach jemand daherkommen und auf andere schießen!«
    »Er ist der Bruder, Harold – ist dir das klar? Der Tod seiner Schwester hat ihn ein bißchen durcheinandergebracht.«
    »Harold«, sagte Dill.
    Snow schaute ihn an. »Was denn?«
    »Ich frag dich jetzt, was du hier zu suchen hattest. Ich versprech dir eins: Falls du mich belügst, schieße ich – genau ins Knie, verstanden?«
    »Sie werden nicht auf mich schießen«, sagte Snow und versuchte, es so zuversichtlich wie möglich klingen zu lassen.
    Dill riß den Abzug durch. Der Revolver ging los. Die Kugel vom Kaliber 38 riß kurz vor Snows Knie ein Loch in die Ottomane. Snow stieß einen winselnden Schrei aus, riß die Beine hoch und machte sich ganz klein. Dill fragte sich, ob jemand den Schuß gehört haben könnte. Wahrscheinlich nicht, entschied er, nicht hier im hinteren Teil der Durchfahrt, sechzig Meter von der Straße entfernt.
    Außerdem, so fand er, war es ihm völlig gleichgültig.
    »’tschuldigung, Harold«, sagte Dill und zielte, diesmal den Revolver mit beiden Händen haltend, sorgfältig auf Snows rechte Kniescheibe.
    »Das Tonband«, brüllte Snow, »das ist alles, bloß das Tonband.«
    Dill senkte die Waffe. »Welches Tonband, Harold?« sagte er freundlich.
    »Nur das letzte«, sagte Snow.
    »Das letzte Band also. Und wo

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