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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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wobei ich mir allerdings ziemlich sicher bin, daß er es tun wird – es sei denn, das FBI hat ihn geschnappt.«
    »Sie haben doch denen nicht gesagt, daß er da ist, oder?« Der Bariton des Senators klang um einige Lagen höher. Hoch erregt, ja geradezu alarmiert, dachte Dill.
    »Ich habe nicht mit dem FBI gesprochen, Senator«, sagte er betont. »Ich wollte Sie schon anrufen, aber Dolan meinte dann, er würde das von Washington aus tun. Hat er denn?«
    »Sicher, sicher, das wird er wohl.«
    »Vielleicht ist es besser, wenn ich das örtliche Büro hier anrufe – nur um mich zu vergewissern.«
    »Das wird nicht nötig sein, Ben«, sagte der Senator in einem Tonfall, dem es gelang, sowohl vernünftig als auch fest und bestimmt zu klingen. »Ich baue fest darauf, daß Dolan das alles schon in Washington geregelt hat. Ein Anruf von Ihnen könnte – na ja, die Dinge durcheinanderbringen und zunichte machen, was wir eventuell an politischem Vorteil daraus ziehen könnten. Ich spreche von politischem Vorteil natürlich nur im weitesten Sinne.«
    »Natürlich«, sagte Dill, der sich nicht die Mühe machte, seine Skepsis zu verbergen. »Was möchten Sie denn, was ich Brattle erzähle, wenn er mich anruft?«
    »Sagen Sie ihm, ich hätte mich auf ein völlig vertrauliches Sondierungsgespräch entweder morgen oder Dienstag vormittag eingerichtet.« Der Senator legte eine Pause ein. »Anwesend sind dabei nur er, Dolan, ich … und natürlich auch Sie.«
    »Wie machen wir das mit Jake Spivey?«
    »Machen Sie ihm dasselbe Angebot, aber sehen Sie zu, daß sich die Zeiten nicht überschneiden.«
    »Ich werd’s schon hinbekommen«, sagte Dill.
    »Gut.« Der Senator ließ wieder etliche Sekunden verstreichen. »Und dann noch eins, Ben.«
    »Ja?«
    »Ich hab heut morgen eine Kurzmeldung in The New Mexican gelesen. Es ging darin um die Beerdigung Ihrer Schwester. Ein Expolizist soll dabei ermordet worden sein?«
    »Clay Corcoran.«
    »Derselbe Corcoran, der früher mal für die Raiders gespielt hat?«
    »Derselbe, ja. Er war früher auch mit meiner Schwester liiert.«
    »Ich – nun, ich weiß nicht so recht, wie ich meine nächste Frage formulieren soll.«
    »Am besten wird sein, Sie fragen einfach.«
    »Nichts von dem, was mit Ihrer Schwester oder mit Corcoran geschehen ist, hängt doch irgendwie mit Ihnen zusammen – oder mit uns, nicht wahr?«
    »Nicht daß ich wüßte.«
    »Es könnte furchtbar peinlich sein, falls es so wäre – obwohl ich eigentlich nicht sehen kann, wie das möglich sein sollte.«
    »Ich ebensowenig«, sagte Dill.
    »Nun, also gut. Ich seh Sie dann morgen – am Flughafen.«
    Dill versicherte ihm, daß er dort sein würde. Nachdem der Senator aufgelegt hatte, rief Dill den Zimmerservice an. Im Badezimmer stellte er sich fünf Minuten unter die Dusche, rasierte sich, putzte sich weitere fünf Minuten lang die Zähne und zog seine grauen Slacks, ein weißes Buttondown-Hemd und die auf Hochglanz polierten schwarzen Halbschuhe an. Der Kaffee wurde gebracht, als er gerade mit dem Ankleiden fertig war. Er gab demselben Zimmerkellner noch einmal zwei Dollar Trinkgeld und erhielt zum Dank ein freudiges »Danke schön, Sir«.
    Der Kellner ging hinaus, Dill schenkte sich Kaffee ein, zögerte, fügte noch einen Schuß Scotch hinzu und setzte sich dann an den Schreibtisch, um in Ruhe zu trinken. Er hatte gerade seinen vierten Schluck genommen, als das Telefon wieder läutete.
    Nachdem sich Dill mit »hallo« gemeldet hatte, hörte er die Stimme Clyde Brattles. »Haben Sie schon mit unserem Freund aus dem Land der Erleuchteten gesprochen?«
    »Er hat gerade aufgehängt.«
    »Ja und?«
    »Er wünscht ein garantiert vertrauliches Treffen, entweder morgen abend oder Dienstag morgen. Früh. Nur Sie, dann er, Dolan und ich.«
    »Das ist alles ein bißchen eng, nicht wahr?«
    »Was würden Sie denn vorschlagen?«
    »Nun, ich würde gern Sid und Harley mitbringen – nur für eine kleine Sicherheitsüberprüfung, natürlich.«
    »Wenn Sie die beiden mitbringen, darf ich den Treffpunkt vorschlagen.«
    Es entstand eine längere Pause, bis Brattle sagte: »Vorausgesetzt, es ist ein neutraler Ort.«
    »Meine Schwester hatte eine Garagenwohnung – am Ende einer Zufahrt und genau gegenüber einem Park. Sehr zurückgezogen. Wie klingt das?«
    Brattle dachte darüber nach. »Ja«, sagte er, »das könnte gehen. Wie lautet die Adresse?«
    »Es ist Ecke Nineteenth und Fillmore – in der Zufahrt.«
    »Wie wär’s mit morgen? Achtzehn

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