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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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sich nie Gedanken darüber machen, ob sie auch zusammenpaßten.
    »Nun?«
    Anna Maude unterzog ihn wieder einer kritischen Prüfung. »Du siehst noch immer so aus, als würdest du an einem Samstag ins Büro gehen, aber vermutlich können wir jetzt nichts mehr daran ändern.«
    »Wo hast du deinen Badeanzug?« fragte er.
    »Ich hab ihn drunter – jedenfalls das wenige, was davon da ist.«
    Dill grinste, während er den Motor anließ und vom Parkplatz herunterfuhr. »Ist das Werbung, was du da treibst?« fragte er.
    Sie lächelte. »Ich könnte einen reichen Klienten brauchen. Die sind doch heute massenhaft da – reiche Leute.«
    »Bei Jake Spivey?« sagte Dill und schüttelte den Kopf.
    »Man kann nie vorhersagen, wer alles bei Jack aufkreuzen wird.«

28
    Am großen schmiedeeisernen Tor zu Jake Spiveys Grundstück stand ein junger mexikanischer Wächter. Als Dill ihn das letzte Mal gesehen hatte, war der Mexikaner gerade damit beschäftigt gewesen, beim Ausgraben eines größeren Gegenstandes im hinteren Teil von Spiveys Garten zu helfen. Jetzt saß er in einem leinenbespannten Regiestuhl unter einem Cinzano-Sonnenschirm. Am Boden zu seinen Füßen stand eine Dreiliterthermoskanne mit einem kühlen Getränk. Quer über seinen Schenkeln lag ein Schrotgewehr. An seiner rechten Hüfte ragte aus einem Halfter ein Revolver mit einem perlmuttähnlichen Griff aus Plastikimitat heraus.
    Der Mexikaner erhob sich, als Dill den Wagen halb durch die Toreinfahrt fuhr und anhielt. Der Mexikaner ging zu Dills Seite des Wagens hinüber. Er trug das Schrotgewehr quer vor der Brust. Dill konnte sehen, daß es entsichert war. Der Mexikaner beugte sich herab und blickte durch seine dunkle Pilotenbrille prüfend auf Dill und Anna Maude Singe ins Wageninnere. Nachdem die Musterung beendet war, nickte er nachdenklich und sagte: »Sie sind?«
    »Ich bin Ben Dill, und das ist Miss Singe.«
    Den einen Zeigefinger noch immer vorsichtig am Abzug des Schrotgewehrs, mit dem, wie Dill erkennen konnte, Zwölferschrot geschossen wurde, griff der Mexikaner mit der anderen Hand in eine Hemdtasche und zog ein Stück Karton heraus, auf dem die Namen der Gäste standen. Er brauchte eine ganze Weile, sie zu prüfen, dann nickte er und sagte: »Dill«, wobei er den Namen so ähnlich aussprach wie »Deal«.
    Der Mexikaner zeigte mit seiner Schrotflinte zum Haus hinüber. »Fahren Sie bis zum Haus vor«, sagte er, »da wird dann jemand Ihren Wagen einparken.«
    Dill dankte ihm und fuhr über die kurvenreiche Teerstraße. Auch jetzt liefen die Wassersprenger wieder auf Hochtouren, und das Gras sah kühl und feucht und sehr grün aus.
    »Beauchamp Lane«, sagte Anna Maude gedankenverloren wie zu sich selbst. »Mein Gott, also habe ich es endlich doch geschafft, in das Haus des alten Ace Dawson in der Beauchamp Lane hineinzukommen.«
    »Ich war zum ersten Mal mit elf Jahren hier draußen«, sagte Dill, »anläßlich einer Weihnachtsfeier.«
    »Du und Spivey, ihr beide habt euch damals mit Lügen und Tricks hier eingeschlichen. Felicity hat mir davon erzählt. Aber ich habe eine richtige Einladung – na ja, jedenfalls was ähnliches.«
    Der asphaltierte Fahrweg endete kurz hinter der großen eichenen Eingangstür und mündete dann in einen weiträumigen Platz, wo bereits ein Dutzend andere Wagen geparkt waren. Es waren alles ganz neue Modelle, zumeist sündhaft teure einheimische Marken, darunter vier Cadillacs, zwei Lincolns, ein Oldsmobile 98 und ein Buick Riviera Cabrio. Außerdem standen dort auch noch zwei Mercedes, ein Porsche und ein gewaltiger BMW. Dill schätzte, daß hier auf engstem Raum drei- oder vierhunderttausend Dollar geparkt waren – und ein gemieteter Ford.
    »Sieht so aus, als hätte ich recht behalten«, sagte Anna Maude, als ein weiterer junger Mexikaner sich ihrem Auto näherte.
    »Du meinst, was die betuchten Leute hier angeht?«
    Anna Maude Singe nickte, während der junge Mexikaner beflissen um den Ford herumging und ihr den Wagenschlag aufhielt. Er zeigte ein höfliches Lächeln, als sie ausstieg. Der Mexikaner wartete dann darauf, daß Dill hinter dem Steuer hervorkletterte. Nachdem er ausgestiegen war, ließ sich der Mexikaner mit eingefrorenem Lächeln auf den Fahrersitz gleiten. Er trug ein weites weißes Hemd über seinen schwarzen Hosen. Beim Hinüberrutschen auf den Fahrersitz verschob sich das Hemd gerade weit genug, daß Dill einen Blick auf die Automatik im Halfter werfen konnte. Sie sah aus wie ein ausländisches

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