Schutzwall
geht«, sagte Dill. »Laffter. Fred Y.«
»Laughter, so wie haha?« fragte Mr. Wade.
»Nein, Laffter. L-a-f-f-t-e-r.«
»Ich seh mal nach. Laffter. O ja, der ist gestorben. Vor etwa zwanzig Minuten. Sind Sie ein Verwandter?«
»Nein.«
»Bei der Aufnahme wurden keine nächsten Angehörigen angegeben. Was meinen Sie, wen sollte ich benachrichtigen?«
Dill dachte einen Augenblick nach und teilte dann Mr. Wade mit, er sollte doch bitte Harry den Kellner im Presseclub anrufen.
Etwas später rief Dill den Zimmerservice und bat darum, ihm eine Flasche J & B Scotch heraufzuschicken, etwas Eis und ein Steaksandwich. Als alles gebracht worden war, vergaß er das Sandwich und mixte sich einen Drink.
Er goß ihn sehr schnell hinunter, stand auf und mixte sich den nächsten.
Er nahm den zweiten mit hinüber ans Fenster und blieb, daran nippend, davor stehen und starrte auf die Our Jack Street an einem Sonnabendabend hinunter. Nur wenige Autos fuhren vorbei, und Fußgänger waren auch kaum auf der Straße. Früher waren die Leute Samstag nachts in die Innenstadt geströmt, aber das taten sie nicht mehr, und er fragte sich, wohin sie jetzt wohl gingen – oder ob sie überhaupt irgendwohin gingen. Dann dachte er über Clay Strucker nach, den einstigen Footballstar und späteren Privatdetektiv, der Dills tote Schwester geliebt hatte. Irgendwo gab es zwischen dem Tod der einen und des anderen einen Zusammenhang, soviel war Dill klar. Doch er wurde es bald müde, den Versuch zu machen, zu begreifen, worin diese Verbindung wohl bestehen mochte. Danach dachte er an den schafsgesichtigen Harold Snow, aber nur ganz kurz, und dann wanderten seine Gedanken in eine Richtung, die er gern vermieden hätte, und er dachte an den alten reizbaren Polizeireporter, der allein im Krankenhaus gestorben war, möglicherweise an einem Schlaganfall. Seine Gedanken kreisten lange um Laffter, und sie fanden nur deswegen ein jähes Ende, weil er feststellte, daß sein Glas wieder leer war. Er schaute hinüber zur Zeit- und Temperaturanzeige der First National Bank. Danach war es genau zwei Minuten nach Mitternacht am Samstag, den siebten August. Die Temperatur betrug angeblich noch immer 28 Grad Celsius.
Dill gab seinen nächtlichen Beobachtungsposten auf, ging zum Telefon hinüber und rief Anna Maude Singe an.
Beim siebten Läuten nahm sie mit einem fast unhörbaren »Hallo« ab.
»Er ist vor ungefähr zwei Stunden gestorben«, sagte Dill.
Am anderen Ende war es eine ganze Weile still, dann sagte sie: »Das tut mir leid.« Und nach einer Pause:
»Kann ich irgend etwas tun?«
»Nein.«
»Du machst dir Vorwürfe, nicht wahr?«
»Einige, ja, ich glaube schon. Ich hab ihn wohl ziemlich aufgeregt.«
»Nun, es ist geschehen und nichts mehr zu ändern. Es ist vorbei. Es gibt nichts mehr, was du noch tun könntest, es sei denn, du willst um ihn trauern.«
»So gut habe ich ihn auch nicht gekannt.«
»Ja, dann kann ich dir nur noch einen juristischen Rat geben.«
»Nur zu.«
»Vergiß es, Süßer«, sagte sie und legte auf.
27
Sonntag morgen kurz nach neun Uhr klingelte das Telefon in Dills Hotelzimmer. Beim ersten Läuten hatte er noch geschlafen, und er war auch jetzt nur halb wach, als er sich mit einem kratzigen »Hallo« meldete und Senator Ramirez sagen hörte: »Hier ist Joe Ramirez, Ben. Sind Sie wach?«
»Wir kommen morgen nachmittag so gegen vier Uhr rüber. Könnten Sie ein Auto mieten und uns nach Möglichkeit vom Flughafen abholen?«
»Uns?«
»Dolan und mich. Er wird aus Washington anreisen. Ich bin noch immer in Santa Fe.«
»Gegen vier also«, sagte Dill. »Morgen.«
»Natürlich nur, wenn’s keine Umstände macht.«
»Ich werd da sein. Können Sie noch einen Moment dranbleiben?«
»Natürlich.«
Dill legte den Hörer ab, ging hinüber ins Badezimmer, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, machte kehrt, entdeckte die Whiskyflasche, blieb kurz stehen, schnappte sie sich, nahm einen hastigen Schluck und meldete sich wieder mit einer Frage. »Hat Dolan Ihnen von Clyde Brattle erzählt?«
»Ja, ja, hat er, und das stellt uns wohl vor ein kleines Problem, nicht wahr?«
»Ich hab Dolan gesagt, daß Sie entweder Brattle oder Jake Spivey haben können – aber nicht beide.«
»Ich bin da vielleicht nicht ganz einverstanden, Ben. Ich denke, ich werde mich wohl mit beiden unterhalten müssen. Könnten Sie das veranlassen?«
»Spivey ist kein Problem. Ich treffe ihn heute. Aber ich muß warten, bis Brattle mich anruft,
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