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Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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energische Gegenwehr stoßen. Die Apartheid herkömmlicher Art, (sei es die Unterdrückung Farbiger durch Weiße oder der Frauen durch Männer) wurde nicht überwunden, um jetzt eine neue Apartheid zu kreieren: die Jungen ins Rampenlicht, die Alten zum Müll
.
    Mit mir nicht!
    Sie haben genau vierzehn Tage Zeit, Ihre Menschen verachtende Anordnung zurückzunehmen. Nutzen Sie Ihre Chance, noch ist es nicht zu spät. Wir raten Ihnen allerdings dringend, auf unsere Worte zu hören. Wir kennen kein Pardon! Es geht nicht allein um Ihre Kaufhäuser, es geht um Ihr Leben!
    Wir lassen wieder von uns hören
.

40. Kapitel
    Der Engel der Drogensüchtigen‹. Sie wissen, von wem ich spreche?«, fragte Neundorf. Sie saß in einem bequemen Ledersessel, blickte auf ihr Gegenüber. Draußen, vor dem Fenster, erstreckten sich die Weinberge von Rotenberg und Uhlbach.
    Marion Böhler lächelte verhalten. »Es klingt zumindest besser als ›Die faule Alte‹. Oder?«
    »Ohne Zweifel. Aber allein deswegen haben Sie sich nicht so engagiert. Oder irre ich mich?«
    Die Frau schüttelte ihren Kopf. »Der Sohn meiner Cousine. Er war der Auslöser.«
    »Er hatte mit Drogen zu tun?«
    »Das klingt zu harmlos. Es war zu spät. Er hatte keine Chance mehr.«
    Neundorf hatte zwei Tage nach der Beerdigung Konrad Böhlers bei Marion Böhler angerufen, ein Gespräch mit ihr vereinbart. Sie war sofort einverstanden.
    »Heroin?«
    »Als Endpunkt einer langen Kette, ja. Und irgendwann dann der goldene Schuss.«
    »Sie haben ihn gut gekannt?«
    »Solange er ansprechbar war, ja. Später dann …« Sie schwieg einen Moment, blickte nach draußen. »Sie wissen, wie Sucht einen Menschen verändern kann?«
    Neundorf nickte. »Es bleibt nicht aus, bei meinem Beruf.«
    »Also. Er war der reine Ekel. Eine Bestie. Nur noch an einem interessiert.«
    »Keine Chance auf eine Therapie?«
    »Hier in Stuttgart? Geld für den Abschaum? Guter Gott, wo leben Sie?«
    Neundorf betrachtete die Frau, die zu ihrer Tasse griff, sie an den Mund führte, von ihrem grünen Tee trank. »Und dann haben Sie beschlossen, selbst zu helfen. Wenn es schon die verkommene Politclique nicht für notwendig hält.«
    Marion Böhler schluckte, stellte die Tasse zurück. »So kann man das sehen, ja.«
    »Sie hatten Freunde Ihres Verwandten kennen gelernt?«
    »
Freunde
ist gut.« Sie ließ ein bitteres, sarkastisches Lachen hören. »
Bestien
wäre besser.«
    »Aber Sie versuchten, die Bestien aus ihnen zu vertreiben. Sie wieder zu normalen Menschen zu machen. Sofern das überhaupt möglich ist.«
    »Sofern es möglich ist, ja.«
    »Die Chancen dazu sind gering«, sagte Neundorf, »jedenfalls, wenn ein gewisser Punkt überschritten, ein bestimmtes Stadium erreicht ist. Verdammt gering.«
    »Fünfmal geht es daneben. Fünfmal kommen Sie zur Beerdigung, sehen in verzweifelte, betretene Gesichter, stehen Sie am Grab. Fünfmal. Aber beim Sechsten haben Sie Glück. Oder Erfolg. Je nachdem.«
    »Und der lohnt den Einsatz.«
    »Ob er ihn lohnt? Ich weiß es nicht.« Marion Böhler sah nachdenklich aus dem Fenster. »Vielleicht ist es auch nur der verzweifelte Versuch, einen Sinn ins Leben zu holen. Einen Sinn über den Tag hinaus. Ich weiß es nicht.«
    »Obwohl Ihr Engagement Ihrer Ehe nicht gerade zuträglich war. Sehe ich das richtig?«
    »Sie meinen, der Streit zwischen Konrad und mir?«
    Neundorf nickte. »Ihre Nachbarn. Sie waren sich einig.«
    »Ja, natürlich, da standen alle Ohren offen. Konrad meinte, ich übertreibe. ›Hilfe darf nicht zur Droge werden‹, sagte er, ›sonst wirst du selbst süchtig.‹ Ich weiß, dass er Recht hatte.«
    »Dann ging es bei ihren Auseinandersetzungen nicht um Streit zwischen zwei Menschen, die sich auseinandergelebt hatten.«
    »Nein, ganz gewiss nicht. Wir liebten uns, ob Sie mir jetzt glauben oder nicht. Wir haben spät geheiratet. Konrad war Anfang vierzig, ich Ende dreißig. Vielleicht verstanden wir uns deshalb so gut.« Sie sah Neundorf offen ins Gesicht, lächelte ihr freundlich zu. »Der einzige Konflikt, den wir miteinander hatten, war seine Affäre mit einer jungen Frau aus der Agentur. Ich zwang ihn, sie aufzugeben. ›Zweigleisig fahren läuft nicht. Sie oder ich‹, erklärte ich ihm. Er gab sie auf. So lief das. Ich habe keinen Grund, Ihnen etwas vorzuspielen.«
    Die Kommissarin nickte, griff zu ihrer Tasse, trank von dem Tee. Sein kräftiges Grapefruit-Aroma strich durch den Raum. Draußen in den Rebenfeldern am Hang der Berge leuchteten die

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