Schwaben-Angst

Vornamen, dazu eine willkürlich notierte Telefonnummer als eigenen Anschluss hinterlassen. Günter Beckstein war deshalb völlig zu Unrecht ins Visier der polizeilichen Ermittlungen geraten. Hatte Katja Dorn auf diese Weise eine Vertrauensbasis hergestellt, war die kleine Flasche ins Spiel gekommen – und schon hatte sie ihr tödliches Ziel erreicht. Weiß Gott eine heimtückische Methode, Menschen aus dem Weg zu räumen, oder gemäß ihrem Wahn – auf den rechten Weg zu bringen?
    Braig sah auf, merkte, dass Theresa Räuber ihn aufmerksam musterte. Hatte er laut gedacht?
    »Das ist aber nicht die Frage, die mich im Moment bewegt. Eine andere Sache beschäftigt mich viel stärker. Um es genauer zu sagen: Sie macht mir Angst, große Angst.«
    »Wovon sprichst du?«
    »Warum ziehen wir immer nur die zur Rechenschaft, die einige wenige Menschen vergiften, und lassen die ungeschoren davonkommen, die mit ihrem Gift unsere ganze Gesellschaft zersetzen?«
    Braig schaute sie nachdenklich an, betrachtete dann das Holzkreuz auf dem schmalen, vom ersten Herbstlaub übersäten Grab vor ihm. Dunkles Immergrün lugte aus dem Blättermeer hervor.
    Warum?
    Er wusste keine Antwort.