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Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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beendet und sich von ihr verabschiedet hatte. Er wusste nur noch, dass er sofort beim Südwestrundfunk vorstellig geworden war, um den Wohn- und Aufenthaltsort Jochen Schwanks zu erfahren.
    »Wissen Sie, wie spät es ist?«, hatte die letzte, in der Personalabteilung noch erreichbare Mitarbeiterin seinen Wunsch kommentiert.
    »Fünf vor zwölf«, war seine Antwort, »wenn wir den Mann heute nicht mehr finden, kann das der letzte Tag seines Lebens gewesen sein.«
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung hatte sich erst nach einigen langen Sekunden wieder zu Wort gemeldet. »Emil Lehm lebt in Potsdam bei Berlin.«
    »Was soll ich mit Emil Lehm? Ich fragte nach Jochen Schwank.«
    »Künstler pflegen oft unter Pseudonym zu arbeiten, mein Herr. Emil Lehm ist der bürgerliche Name des Regisseurs Jochen Schwank.«
    Natürlich, deshalb war es ihnen bisher nicht gelungen, den Mann aufzufinden. »In Potsdam? Ich denke, er arbeitet hier in der Umgebung von Stuttgart an einer Fernsehserie?«
    »Auch das kann ich trotz der späten Stunde herausfinden. Wenn Sie sich noch etwas gedulden.«
    Wenige Minuten später hatte er den aktuellen Aufenthaltsort des Regisseurs erfahren.
    »Schwank arbeitet an unserer Serie ›Eine Frau wagt alles‹. Er dreht in dieser Woche auf Schloss Ebersberg. Abend- und Nachtaufnahmen. Er müsste jetzt also dort zu erreichen sein.«
    »Schloss Ebersberg? Bei Auenwald?«
    »Ja, am Rand des Schwäbischen Waldes zwischen Backnang, Murrhardt und Welzheim.«
    »Er dreht auch heute Abend?«
    »Nach meinen Unterlagen, ja.«
    Braig begriff, das dies wieder höchste Alarmstufe bedeutete: Auenwald lag keine fünfzehn Kilometer von Oppelsbohm entfernt. Die ideale Entfernung, alte Kontakte wieder aufzunehmen. Und sei es, für eine letzte Begegnung.
    Er bedankte sich bei der Frau, stürmte mit Riesenschritten in Hofmanns Büro.
    Felsentretter war gerade dabei, die Unberechenbarkeit Frau Dorns zu betonen. »Wir haben keinerlei Anhaltspunkte, das weitere Verhalten der Frau auszurechnen. Uns bleibt nur zu spekulieren, ob und was sie als nächstes …«
    Braig fiel dem Kollegen mitten ins Wort. »Entschuldige, dass ich unterbreche. Ich habe den Namen des Regisseurs, der Frau Dorn so übel mitspielte …«
    »Jochen Schwank?«, warf Neundorf ein.
    »Mit bürgerlichem Namen Emil Lehm. Jochen Schwank ist sein Pseudonym.« Er sah, wie sich die Köpfe aller Anwesenden in seine Richtung drehten, gebannt auf ihn starrten.
    »Auf die Idee muss man erst kommen«, stöhnte Beck, »Künstlername. Deshalb haben wir ihn nicht identifizieren können.«
    Braig nickte, spürte, wie sich ihre Anspannung langsam löste.
    »Dann haben wir alle acht Männer«, stellte Neundorf fest, »fragt sich nur, wo wir diesen Schwank erreichen. Wir sollten uns sofort darum bemühen. Jede Minute ohne Polizeischutz kann ihn das Leben kosten.«
    »Ich habe mich schon darum gekümmert«, erklärte Braig, »Schwank arbeitet an einer Fernsehserie. ›Eine Frau wagt alles‹. Sie drehen heute Abend auf Schloss Ebersberg.«
    »Oh mein Gott!«
    »Es geht um jede Sekunde.«
    Keine zehn Minuten später waren sie unterwegs.

38. Kapitel
    Kurz nach 19 Uhr hatte die Dämmerung die Landschaft endgültig im Griff. Nur noch schemenhaft waren die Umrisse der Hügel und Berge des Schwäbischen Waldes zu erahnen. Die von Scheinwerfern in helles Licht getauchten Gebäude von Schloss Ebersberg ragten auf einem dunklen Bergsporn wie ein in der Luft schwebendes, weißes Schiff hoch über der welligen Umgebung der Backnanger Bucht. Kilometer weit sichtbar, war das Schloss nicht zu verfehlen.
    Braig, Neundorf und Felsentretter hielten an den hell erleuchteten Barrikaden, die das Filmteam mitten in der winzigen Ortschaft errichtet hatte, stiegen aus ihrem Wagen. Bis auf einen einsam im abgesperrten Bereich hin- und herschlendernden, uniformierten Mann war niemand zu sehen. Braig betrachtete die weiße Fassade des kleinen Schlosses, sah weit unterhalb im Tal die Lichter einer Ortschaft.
    Sie mussten sich beeilen, war ihnen klar gewesen, als sie aus dem Büro des Oberstaatsanwalts in ihre Zimmer gespurtet waren, um ihre Handys und Waffen zu holen. Voll nervlicher Anspannung hatten sie sich auf den Weg gemacht.
    »Ob sie es heute Abend wirklich wieder versucht?«
    Neundorf war sich absolut sicher: »Sie kann gar nicht anders. Heute erschien Herbert Bauer in allen Zeitungen. Sie weiß genau, dass es nicht lange dauert, bis wir sie endgültig entlarvt haben. Deshalb muss sie es wieder

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