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Schwaben-Filz

Schwaben-Filz

Titel: Schwaben-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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ist meine Polizei!«
    Mit einem Mal schwenkte die Luger ins Bild, füllte es komplett aus.

40. Kapitel
Außergewöhnliche Schwaben
Von Thomas Weiss
Christian Friedrich Daniel Schubart
    Nein, die Zeiten haben sich nicht grundlegend geändert, der Umgang der meisten Mächtigen mit ihren Kritikern hat nichts von seiner menschenverachtenden, kriminellen Energie verloren – wir erleben es neu in diesen Tagen. Was sich verändert hat, sind allein die Methoden: Zeigten die Despoten früher offen ihre hässliche Fratze, versuchen viele diese heute mit allerlei medialen Tricks zu verschleiern. Von einem, der seines unbändigen Freiheitswillens wegen dem Konflikt mit dem Despoten nicht aus dem Weg ging, ist hier die Rede
.
    Nein, zum typischen Schwaben taugt er nicht: Der 1739 in Obersontheim geborene und in Aalen aufgewachsene Pfarrerssohn kannte nur ein Lebensmotto: »Ich taug in keine Sklavenfabrik.« Frei wollte er sein, niemand untertan. Und das bekamen alle, die mit ihm zu tun hatten, zu spüren, ob einfacher Mensch oder herrschender Despot. Weder in der Ausbildung noch im Beruf und auch nicht in der Ehe hielt er es lange aus: Christian Friedrich Daniel Schubart brach sein Theologiestudium ab, arbeitete als Pfarrer, Lehrer, Kantor, Musikdirektor und kritischer Journalist unter anderem in Geislingen, Ludwigsburg, Augsburg und Ulm und genoss – seiner treuen, in Geislingen angetrauten Ehefrau Helene zum Trotz – Wein, Weib und Gesang in vollen Zügen
.
    Sein unbändiger Freiheitswille trat unübersehbar in der von ihm ab 1774 in Ulm herausgegebenen, zwei Mal in der Woche erscheinenden »Teutsche(n) Chronik« zutage, in der er kein Blatt vor den Mund nahm. Er kritisierte das Treiben Herzog Carl Eugens, der etliche seiner männlichen Untertanen als Soldaten ins Ausland verkaufte und viele seiner weiblichen Schutzbefohlenen als sexuelle Beute missbrauchte, dazu das Geld seines Landes für sein verschwenderisches Leben und unzählige Luxusbauten verprasste
.
    Wie sich die Zeiten gleichen: Den Mächtigen ins Gewissen reden, gar ihre schmierigen Geschäfte infrage stellen wollen – diesem satanischen Begehren ein schnelles Ende zu setzen, stehen den hohen Herren jederzeit üble Helfershelfer zur Verfügung. Carl Eugen ließ den allzu kritischen Schreiberling 1777 unter einem Vorwand ins württembergische Blaubeuren locken, ihn dort verhaften und auf dem Asperg einsperren. Über zehn Jahre, die ersten drei in Isolationshaft, dazu ohne Buch und ohne Schreibzeug, war Schubart dort gefangen – »zur sittlichen Besserung«, wie der Despot verbreiten ließ. Aus dem unabhängigen Freidenker einen Untertan machen, das war das Ziel, aus dem kritischen Individualisten einen willfährigen Befehlsempfänger. »Wir müssen die Bürger mitnehmen und besser informieren«, klingt dieser Zynismus heute doch viel vornehmer
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    Schubart indes blieb standhaft. »Ich will sterben als der alte Schubart«, schrieb er nach fast zehn Jahren Haft aus dem Gefängnis, allen »sittlichen Besserungsversuchen« zum Trotz
.
    Hunderttausende Schubarts heute – die Mächtigen haben es sich verdient
.

41. Kapitel
    Doldes Mitteilung erreichte Braig am Donnerstagmorgen, kaum dass er die übrigen Mails überflogen hatte. Auf der Stelle lief er in Neundorfs Büro, um seiner Kollegin die wichtige Information mitzuteilen.
Bei der in Frau Börrischs Wohnung aufgefundenen Luger handelt es sich um die Waffe, mit der Ruppich, Grobe und Robel getötet wurden. Dolde
.
    »Dann können wir nur noch darauf warten, dass irgendwann jemand über Henfles Leiche stolpert und uns das mitteilt«, schimpfte Neundorf.
    Braig war sich bewusst, dass sie recht hatte. Klara Börrisch zu sprechen, von ihr zu erfahren, wo sie den Mann getötet und seine Leiche versteckt hatte, war aussichtslos. Noch in der Wohnung der Frau hatten sie sich in der Klinik, in die sie am Morgen eingeliefert worden war, nach ihrem Befinden erkundigt. Der Stationsarzt hatte sie jeder Hoffnung beraubt, dass Klara Börrisch in absehbarer Zeit zu ihrer Verfügung stehen würde.
    »Das kann Wochen dauern«, hatte der Mediziner ihre Situation beschrieben, »selbst mit hohen Medikamentengaben ist da so schnell nichts zu machen.«
    Braig hatte ein persönliches Gespräch mit dem Leiter der Klinik auf diesen Nachmittag vereinbart.
    Der Anruf aus dem Norden erreichte ihn genau in dem Moment, als er aus Neundorfs Büro zurückgekehrt war.
    »Moin, Moin«, grüßte Friederichsen, »ich hoffe, es geht vorwärts mit den

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