Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Filz

Schwaben-Filz

Titel: Schwaben-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
darum, für weitere Fragen und eventuell auch die Identifizierung der Toten zur Verfügung zu stehen. Sie wollte sich gerade für den Anruf bedanken und das Gespräch beenden, als ihr noch etwas einfiel. »Eine Frage noch: Hat Frau Kleemann Beziehungen zu Reutlingen?«
    »Weshalb wollen Sie das wissen?«
    »Na ja, weil die in der Zeitung abgebildete Frau dort entdeckt wurde.«
    »Ach so, ja, das hätte ich mir denken können. Nein, mir ist nicht bekannt, dass sie dorthin Beziehungen hätte.«
    »Kein Freund, eine Kurzbekanntschaft, ein früherer Partner? Sofern Sie über die privaten Verhältnisse von Frau Kleemann Bescheid wissen?«
    »Na ja, über ihre privaten Beziehungen bin ich teilweise schon informiert. Ich sagte Ihnen ja, wir sind gute Freundinnen. Wir kennen uns seit dem Studium. Das ist einige Jahre her. Aber dass Meike Beziehungen nach Reutlingen hätte, nein, tut mir leid, da ist mir nichts bekannt.«
    »Sagt Ihnen der Name Hellner etwas? Götz Hellner?«
    »Götz Hellner?«
    Für einen Augenblick herrschte Ruhe, dann meldete sich eine der anderen Frauen zu Wort. »Götz Hellner? Ja. Das war ein Patient von Frau Dr. Kleemann. Der war bei uns in Behandlung.«
    »Götz Hellner? Sie sind sich sicher?«
    »Ja, natürlich«, antwortete die Frau. »Das ist zwar schon mehrere Monate, vielleicht sogar ein, zwei Jahre her, aber der war bei uns. An den erinnere ich mich noch. Der hatte gleich vor unserer Praxis einen Unfall. Er war mit seinem Fahrrad unterwegs und wurde von einem Auto angefahren. Nichts Schlimmes zum Glück. Der hatte nur eine Schürfwunde an der Hand, wenn ich mich richtig erinnere, ging aber wie ein Wilder auf alle los, die ihm helfen wollten. Wir hörten das Geschrei hier bis in unsere Praxis …«
    »Ach, der war das?« Dr. Welser war ihrer Mitarbeiterin ins Wort gefallen. »Dieser aggressive Typ, der sich nicht behandeln lassen wollte?«
    »Genau, ja. Ich erinnere mich noch an ihn, weil wir auf die Straße liefen, um nachzusehen, was da los war. Der Mann lag auf dem Boden und brüllte. Wir hatten richtig Angst vor dem, so wie der sich aufführte. Alle standen betreten an der Seite und rührten sich nicht von der Stelle, weil jeder Schiss hatte, dass er ihm an den Kragen geht. Frau Dr. Kleemann war die Einzige, die sich traute. Sie lief direkt zu ihm hin, ergriff seinen Arm und rief ihm zu, er solle sich beruhigen. Da sprang er auf und ging auf sie los. Er packte sie an der Schulter, mein Gott, ich sehe das noch vor mir und weiß genau, welche Angst ich hatte … Der schüttelte sie hin und her, der hatte eine Bärenkraft. Um Himmels willen, der bringt unsere Doktorin um, dachte ich, hilft denn überhaupt niemand? Und genau in dem Moment kamen zwei Polizeibeamte vorbei und gingen sofort dazwischen. Ich glaube, die fuhren zufällig die Straße lang und sahen den Streit. Frau Dr. Kleemann hatte großes Glück.«
    Großes Glück für den Moment, überlegte Neundorf. Und Hellner, was war mit dem? Fühlte der sich vor allen Leuten bloßgestellt und blamiert, weil eine Frau ihm mit Hilfe der Polizei seine Grenzen aufgezeigt hatte? Ein Mann, dessen Ehre verletzt war und der jetzt nur noch auf Rache sann? Auf Rache an der Frau, die ihm öffentlich Contra geboten hatte? Sie musste ihn sich noch einmal vornehmen, so schnell als möglich. »Und? Wie ging die Sache weiter?«, fragte sie.
    »Ihre Kollegen notierten sich seinen Namen. Sie zwangen ihn, sich von einer unserer Ärztinnen untersuchen zu lassen. Die redeten ununterbrochen auf den ein, aber der wollte partout nicht«, erklärte die Mitarbeiterin. »Ich weiß noch genau, wie sie seinen Ausweis kontrollierten und dabei laut seinen Vornamen nannten. Götz. Ich war total baff, weil ich den Namen noch nie gehört hatte. Was sind das für Leute, die ihr Kind Götz nennen, dachte ich. Das ist doch mega out. Deshalb erinnere ich mich auch noch so gut an den Mann.«
    »Die Ärztinnen haben ihn dann untersucht?«
    »Irgendwann ließ er es zu. Die Beamten hatten ausdrücklich erklärt, dass der unbekannte Autofahrer die alleinige Schuld an dem Unfall trage, da hatte sich Hellner dann etwas beruhigt. Frau Dr. Kleemann legte ihm einen kleinen Verband. Die war aber selbst noch völlig fertig, so wie der sie gepackt hatte. Ich glaube, die konnte an dem Tag keinen anderen Patienten mehr behandeln. Die musste alle Frau Dr. Welser übernehmen.«
    »Ich erinnere mich, ja«, bestätigte die Ärztin. »Meike war am Ende. Die konnte nicht mehr.«
    »Und dann? Kam er

Weitere Kostenlose Bücher