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Schwaben-Filz

Schwaben-Filz

Titel: Schwaben-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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wie gut?« Robel suchte sein Glas mit starrem Blick nach Überresten der Flüssigkeit ab, stellte es dann auf den Tisch zurück. »Wir waren Geschäftspartner, das ist alles«, erklärte er.
    »Wie sah Ihre Zusammenarbeit aus?«
    »Moment, was ist daran so interessant? Wir kümmern uns um die Finanzierung, und Ruppich baut. So läuft das.«
    »Sie hatten keine privaten Kontakte?«, fragte Braig.
    Robel schüttelte den Kopf. »Privat, weshalb? Natürlich trafen wir uns ab und zu mal bei dem einen oder anderen Termin, einem Geschäftsessen, einer Party oder ähnlichem Schnickschnack, aber das sind keine privaten Veranstaltungen, da muss man hin, der Geschäfte wegen.«
    »So wie in Ihrer Jagdhütte am Rand der Alb?« Braig bemerkte den veränderten Gesichtsausdruck des Mannes, der seine Überraschung deutlich zum Ausdruck brachte.
    »Moment. Sie glauben doch nicht allen Ernstes, dass Ruppich deswegen …«
    »Was ist in der Hütte passiert?«
    »Das wurde doch alles bei dem Prozess geklärt. Bis ins Detail.«
    »Aus Ihrer Sicht. Wie haben Sie es erlebt?«
    »Wie ich es erlebt habe? Das ist ganz einfach. Wir saßen zusammen, aßen und tranken, ließen es uns gut gehen. Plötzlich rastete Ruppich aus. Wir hatten alle schon eine Menge getankt, alkmäßig meine ich, aber er hatte es an dem Abend besonders übel getrieben. Der wusste offensichtlich überhaupt nicht mehr, was er tat. Dass er über das Mädchen herfiel, Mensch, die war ja noch ein halbes Kind …« Er schwieg, legte seine Stirn in Falten, schüttelte den Kopf.
    »Sie haben ihn selbst dabei überrascht?«
    »Moment, nur mal langsam.« Robel reckte seinen rechten Zeigefinger in die Luft, wedelte damit hin und her. »Ruppich war weg, aus dem Raum verschwunden. Ich weiß nicht, wie lange schon. Der ist auf der Toilette, dachten wir. Plötzlich hörten wir ein Geräusch. Wir standen auf, na ja, zugegeben, das dauerte eine Weile, wir waren ja nicht mehr die Schnellsten, Sie verstehen? Auf jeden Fall fanden wir ihn in einem der anderen Zimmer, wie er sich an dem Mädchen zu schaffen machte …«
    »In eindeutiger Position?«
    »Eindeutig, wie es eindeutiger gar nicht geht«, dröhnte Robel, der wieder zu seiner alten Lautstärke zurückgefunden hatte.
    »Wer außer Ihnen war dabei?«
    »Moment, das wissen Sie doch! Grobe und irgendwann dann auch noch Neuber.«
    »Was heißt ›irgendwann dann auch noch‹?«
    »Das müssen Sie ihn selbst fragen. Ich weiß nur noch, dass ich gleichzeitig mit Grobe das Zimmer betrat. Wann Neuber dazukam, keine Ahnung. Der war wohl gerade draußen.«
    »Angeblich war Ruppich nicht der Einzige, der sich an dem Mädchen vergangen hat.«
    »Moment. Wer behauptet so einen Quatsch?«
    »Ruppich«, sagte Braig.
    »Der Kerl lügt. Seit er den Bankrott erklären musste, ist der nicht mehr normal«, konterte Robel, ohne lange zu überlegen. »Außer uns war niemand in der Hütte. Und Grobe und ich kamen gleichzeitig in den Raum, in dem wir Ruppich mit dem Mädchen erwischten. Der lügt, das ist alles!«
    Braig sah, wie sein Gegenüber sich ereiferte, ihm dabei offen in die Augen blickte.
    »Diese Treffen in der Jagdhütte«, fragte er, »veranstalten Sie die öfter?«
    »Öfter? Moment, so können Sie das nicht sagen. Je nachdem, was gerade ansteht. Geschäfte, die man in Ruhe besprechen oder deren Abschluss man gemeinsam feiern will, so etwa.«
    »Geschäfte welcher Art?«
    »Bauprojekte natürlich. Ich bin Abteilungsleiter der Kreditabteilung unserer Bank.«
    »Und bei diesen Treffen geht es meist sehr lustig zu«, sagte Braig in beiläufigem Ton, seinen Gesprächspartner aufmerksam musternd. »Wein, Weib und Gesang, ja?«
    Robels zustimmendes Nicken erfolgte ohne jeden Vorbehalt.
    »Viel Alkohol, gutes Essen, willige Mädchen.«
    »Je nachdem, ja«, erklärte sein Gesprächspartner. »Aber an dem Abend nicht.«
    »Was ›an dem Abend nicht‹?«
    »Mädchen. Es gab keine Mädchen. Jedenfalls nicht für das Übliche … Als Bedienung, ja. Da hatte ich diese junge Frau beauftragt, diese Julia Riestler, na, Sie wissen ja, mit der das dann passierte. Die wurde mir von irgendjemand als Bedienung vermittelt. Dass die erst 17 war, habe ich erst bei der polizeilichen Befragung erfahren. Mir wurde erklärt, sie sei 20. Das sieht man diesen jungen Dingern ja nicht an. Meine Herren, ich konnte doch nicht wissen …«
    Braig trank von seinem Wasser, sah unten im Tal eine hell erleuchtete Stadtbahn. Sie passierte eine ihre Umgebung weit überragende

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