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Schwaben-Filz

Schwaben-Filz

Titel: Schwaben-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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noch einmal in die Praxis? Zu einer Nachbehandlung, oder so?«
    »Tut mir leid. Da muss ich nachschauen. Haben Sie einen Moment Zeit?«, fragte die junge Frau.
    »Ja, klar.«
    Neundorf musste keine zwanzig Sekunden warten, dann war sie schon wieder in der Leitung.
    »Hier habe ich ihn. Hellner, Götz. Letztes Jahr am 13. Juli war er hier. Handverband nach Unfall und Überprüfung seiner Reaktionsfähigkeit. Kein Verdacht auf Gehirnerschütterung. Das ist alles. Nein, der war nicht mehr da. Ich glaube aber nicht, dass das irgendjemand von uns bedauerte. Götz Hellner, nein danke, auf solche Patienten können wir gern verzichten.«

14. Kapitel
    Gerald Robel ist verschwunden.«
    Die Bedeutung der Worte war unmissverständlich. Braig starrte entgeistert auf den Telefonhörer in seiner Hand, als könne der ihm Auskunft darüber geben, was da im Moment falsch lief. »Was heißt das: Der Mann ist verschwunden?«
    Vor wenigen Minuten erst war er ins Büro gekommen, hatte die in der Nacht und am frühen Morgen eingegangenen Mails und Papiere durchgesehen, dazu ein paar Worte mit Aupperle gewechselt. Karl Neuber, hatte der Kollege erklärt, wurde am Mittag von einer Dienstreise zurückkehrend wieder in Oberweihingen erwartet.
    Der Beamte am anderen Ende der Leitung kam ins Stottern. »Hier, also direkt vor mir, steht eine Frau Robel. Sie sei seine Frau, behauptet sie.«
    Braig hörte eine laut keifende, weibliche Stimme, die mehrere deftige Schimpfworte von sich gab und nur langsam wieder zur Ruhe fand.
    »Und? Was ist mit ihr?«
    »Sie ist gerade nach Hause gekommen. Von ihrer Mutter in Göppingen. Sie war über Nacht bei ihr, weil die alte Dame erkrankt ist und ihre Hilfe benötigt.«
    »Ja«, sagte Braig, »das ist mir bekannt.« Robel hatte es ihm gestern Abend bei seinem Besuch in Heslach erklärt. Meine Frau ist über Nacht bei ihrer Mutter. Sturmfreie Bude. Deshalb treffen wir uns heute Abend bei mir. Ein alter Kumpel. Auf ein Kirschwasser und ein paar Bier oder umgekehrt, hatte er augenzwinkernd erzählt. Und wenn er anschließend nicht mehr gerade gehen kann, steht das Gästebett bereit. Er selbst habe am nächsten Morgen keinen Termin, es reiche vollkommen, wenn er gegen 12 Uhr im Büro auftauche. Wir werden sehen.
    »Ein alter Bekannter also?«, hatte Braig sich vergewissert.
    »Ein guter Freund, ja. Aus Ludwigsburg.«
    Noch von Robels Wohnung aus hatte er Polizeischutz angefordert, den Mann dazu dringend gebeten, beim Kontakt mit fremden Personen vorsichtig zu sein.
    »Das Haus ist leer, behauptet die Frau.«
    »Was heißt leer?«, fragte Braig. »Haben Sie oder die Kollegen Robel weggehen sehen?«
    »Nein, eben nicht«, antwortete der Beamte. »Und um es gleich zu sagen: Ich habe nicht geschlafen oder mich anderweitig beschäftigt. An mir liegt es nicht. Ich habe das Haus den ganzen Morgen im Auge behalten.«
    »Dann muss er in einem der Zimmer sein. Oder im Keller, was weiß ich. Haben Sie alles durchsucht?«
    »Nein, ich nicht. Aber seine Frau. Das behauptet die jedenfalls.«
    »Seine Frau! Mann oh Mann, überzeugen Sie sich mit eigenen Augen. Jetzt, sofort. Und geben Sie mir umgehend Bescheid!«
    Braig hörte, wie der Kollege irgendwelche unflätigen Verwünschungen vor sich hinbrabbelte, dann war die Verbindung unterbrochen.
    Robel verschwunden, das konnte nicht sein. Wenige Minuten, nachdem er gestern Abend das Haus des Mannes verlassen hatte, war der erste Beamte eingetroffen und hatte keinen Steinwurf entfernt in seinem Privatwagen Position bezogen, Braig hatte sich von der Wirtschaft
Zur Traube
aus, die er im Anschluss aufgesucht hatte, davon überzeugt. Kurz nach 20 Uhr war der Freund Robels aufgetaucht, hatte der Kollege ihn per Handy informiert, etwa eine Stunde später war er dann wieder gegangen.
    Braig hatte die im Herzen Heslachs unmittelbar an der Stadtbahn-Haltestelle Bihlplatz gelegene Weinstube
Zur Traube
besucht, dabei überrascht deren urige Einrichtung wahrgenommen. Das Lokal verfügte über zwei gemütliche, an den Wänden und den Decken in rustikaler Eiche getäfelte Räume, die bei seinem Eintreffen fast bis auf den letzten Platz besetzt waren. Er hatte den unverkennbaren Duft kräftig gewürzten Rostbratens in der Nase, musste die ganze Zeit mit sich kämpfen, der Verlockung nicht nachzugeben, sondern sich seinen Hunger für das von seiner Mutter angekündigte Abendessen aufzubewahren.
    Den Wirt des Lokals hatte er in der hinteren Stube entdeckt. Der jovial wirkende Mann war gerade dabei

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