Schwaben-Gier
gekommen. Dabei bräuchten sie ihr Firmenareal nur an Sie zu verkaufen und schon wären sie alle finanziellen Sorgen los.«
Bosbach zeigte keinerlei Regung. Er starrte Neundorf gebannt an, ließ mit seiner Antwort auf sich warten. »Ich habe den Kindlers ein Angebot gemacht, das ist richtig«, sagte er dann mit ruhiger Stimme.
»Das dummerweise von Marianne Kindler vehement abgelehnt wurde. Nur über meine Leiche«, mischte Braig sich ins Gespräch.
»Was soll das heißen?« Der Makler wandte dem Kommissar sein Gesicht zu, blickte ihm direkt in die Augen.
»Na ja, Sie haben es geschafft«, sagte Neundorf, »dem großen Geschäft steht nichts mehr im Weg. Wie viele Millionen Gewinn, schätzen Sie, bringt Ihnen Kindlers Anwesen ein?«
»Moment, Moment.« Bosbach sprang von seinem Stuhl auf. »Was wollen Sie damit behaupten? Nur weil Frau Kindler nicht mehr lebt …«
»Sie wissen Bescheid?«
Der Mann ließ ein verächtliches Lachen hören. »Ich wohne in Oettingen«, erklärte er, »außerdem lese ich Zeitung. Von ihrem Tod hat inzwischen jeder im Ort gehört.«
»Dann wissen Sie wahrscheinlich auch, wo sie ermordet wurde.«
»Woher soll ich das wissen? Ich war nicht dabei.«
»Auf den Äckern am Ortsrand. Dort, wo Sie Ihren Schäferhund ausführen.«
»Ich?«
»Ja. Zum Beispiel am letzten Montagabend.«
»Am letzten Montag?« Bosbachs Mundwinkel zuckten. Er starrte Neundorf ins Gesicht, ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder.
»Wir haben eine Zeugin, die Sie gesehen hat. Am letzten Montagabend.«
»Wer soll das sein?«
»Eine Sabine Layer. Sie hat uns angerufen. Per Handy.«
»Wann?«
»Was tut das zur Sache?«, fragte Neundorf. »Sie hat uns angerufen und mitgeteilt, Sie am Montagabend zu dem Zeitpunkt dort gesehen zu haben, als Marianne Kindler dort ermordet wurde.«
»Blödsinn.« Bosbach schüttelte energisch seinen Kopf. »Am Montagabend war ich überhaupt nicht draußen, genauer gesagt, das gesamte letzte Wochenende nicht. Ich war erkältet, deshalb konnte ich nicht raus. Fragen Sie meine Sekretärin.«
»Ihre Sekretärin weiß darüber Bescheid, ob Sie abends Ihren Hund ausführen?«
»Sie weiß, dass ich schwer erkältet und somit unfähig war, abends raus zu gehen.«
»Na, wie dem auch sei«, fuhr Neundorf scheinbar unbeirrt fort, »Sabine Layer hat Sie jedenfalls am Montagabend draußen gesehen. Und sie hat uns das sofort mitgeteilt. Seltsamerweise ist sie seitdem verschwunden.« Sie machte eine kurze Pause, wandte sich ihrem Kollegen zu. »Aber das spielt keine Rolle mehr, denn wir haben heute Morgen das Reifenprofil des Wagens entdeckt, mit dem Marianne Kindler auf dem Feld überfahren wurde. Mehrfach überfahren. Wie lange dauert es noch, bis die Techniker das Profil dem Fahrzeug zuordnen können, von dem es stammt?«
Braig schaute auf seine Uhr, überlegte. »Gegen fünfzehn Uhr werden sie soweit sein. Eine halbe Stunde etwa noch.«
»Wir hätten deshalb gern einen Abdruck Ihrer Reifen«, erklärte Neundorf freundlich lächelnd, »betrachten Sie es bitte als reine Routine, so wie alle anderen Einwohner Oettingens auch, die wir darum ersuchen. Von jedem Ihrer Autos.«
»Ich habe nur einen Wagen. Meine ehemalige Frau und meine beiden Kinder kosten viel Geld. Mehr kann ich mir nicht leisten.«
»Gut. Dann untersuchen wir den. Dürfen wir Sie darum bitten?«
16. Kapitel
Karl Bosbach hatte nichts gegen den Vorschlag der Kommissarin einzuwenden gehabt. Neundorf war im LKA vorstellig geworden, hatte Markus Schöffler gebeten, Bosbachs Profil abzunehmen. Sobald der Techniker eingetroffen war, hatten sie sich von dem Makler verabschiedet.
»Und?«, hatte Braig gefragt, als sie sich auf den Weg zurück ins Amt gemacht hatten.
»Mich hat er nicht überzeugt.«
»Das mit der Zeugin vom Montagabend ist problematisch. Sie existiert nicht.«
»Noch nicht. Wenn er draußen unterwegs war, muss ihn doch irgendjemand bemerkt haben.«
»Sein Reifenprofil wird uns genauso wenig helfen. Wenn er mit der Sache zu tun hat, war er längst in der Werkstatt. Schöfflers Erscheinen ließ ihn völlig kalt.«
»Das lässt sich überprüfen.«
»Du willst bei allen Betrieben im Großraum Stuttgart nachfragen? Vielleicht hat er die Reifen selbst gewechselt.«
»Der feine Herr doch nicht.«
»Das ist kein Argument«, erwiderte Braig.
Neundorf zögerte einen Moment, gab ihm dann Recht. »Nein, das ist kein Argument. Aber wie sollte ich ihn sonst unter Druck setzen?«
Sie schwiegen, konzentrierten
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