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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Es gibt gesetzliche Regelungen …«
    »Meine Schwester weiß nichts davon. Sie wäre kollabiert, hätte er es ihr eröffnet. Der Kerl ist übergeschnappt, hat die Bodenhaftung völlig verloren, seit er bei diesem dämlichen Sender so viel Erfolg hat. Mein Gott, die jungen Dinger rannten ihm hinterher, wurden hysterisch, sobald sie ihn nur erblickten. Jack Cool, der coole Moderator.« Luise Möck spitzte die Lippen, gab ihren Worten einen hämischen Beiklang, der ihren Hass unüberhörbar machte. »Er ließ sich von seinen Teenies verehren und vögelte derweil minderjährige Nutten aus dem Osten. Und jetzt wollte er Ilka sitzen lassen.«
    Braig, der immer noch nicht begreifen wollte, wieso eine Scheidung angesichts des Verhaltens des Mannes keine vernünftige Lösung sein sollte, zeigte auf sein Gegenüber. »Breidle wollte sich scheiden lassen. Ihre Schwester weiß nichts davon. Ich verstehe nicht, wie ausgerechnet Sie davon erfuhren. Schließlich wollte er sich nicht von Ihnen, sondern von Ihrer Schwester …«
    Luise Möck warf ihm einen mitleidigen Blick zu, unterbrach ihn mitten im Satz. »Ich stellte ihn zur Rede, weil meine Schwester nichts, aber auch gar nichts kapiert. Sie wird von dem Kerl seit Jahren nur ausgenützt und betrogen, so jämmerlich betrogen, wie Sie es sich gar nicht vorstellen können, aber dennoch hängt sie immer noch an ihm. Wissen Sie überhaupt, was das heißt? Dieses Schwein vögelte seit Jahren alles, was er irgendwie flachlegen konnte, junge, blutjunge Dinger, reife, erfahrene Frauen, alles, was ihm in die Nähe kam und meine dumme, naive Schwester verzieh ihm alles, wenn er ihr einen Bruchteil davon beichtete, sie verzieh ihm alles, fiel jedes Mal wieder auf seine dreisten, betörenden Sprüche rein, hing an dem Kerl und saß Abend für Abend daheim und wartete darauf, dass er sich irgendwann mal wieder bei ihr blicken ließ. Sie liebt ihn immer noch, nach all diesen Jahren. Können Sie sich das wirklich vorstellen?«
    Braig schwieg einen Moment, spürte die Aggressivität, die Wut, den Hass, der aus ihren Augen sprach.
    »Und deshalb haben Sie diesem Treiben jetzt ein für allemal ein Ende gesetzt«, sagte er dann langsam, Wort für Wort deutlich betonend.
    Luise Möck verfiel in einen ruhigen, sachlichen Ton. »Eine Scheidung hätte sie umgebracht. Nein, nicht erst die Scheidung. Schon allein die Ankündigung. Sie hätte es nicht überlebt. Ilka liebt den Kerl tatsächlich immer noch. Sie glauben es nicht, aber sie hängt immer noch an ihm. Die Scheidung hätte ihr das Genick gebrochen. Endgültig. Hätten Sie mit ansehen wollen, wie Ihre Schwester dieser Bestie wegen vollends vor die Hunde geht? Weshalb gibt es solche Menschen?«

39. Kapitel
    Michaela Königs Schreien schallte ohrenbetäubend laut durch die Esslinger Frauenkirche, zerschnitt die majestätische Stille des gotischen Bauwerks. Sie sah das Gesicht des Mannes über sich, den dichten dunklen Bart, begriff nur langsam, wie in Zeitlupe, dass es sich nicht um den bärtigen Verbrecher, sondern einen fremden, ihr unbekannten Mann handelte. Zitternd vor Schreck ließ sie sich in die Bank zurückfallen, versuchte, sich zu beruhigen. Ihr Herz hämmerte, der Puls jagte.
    Der Fremde starrte sie aus dunklen Augen an, strich mit der Hand über seinen Bart. »Ich wollte Sie nicht erschrecken«, entschuldigte er sich verlegen, »um Gottes willen, das war wirklich nicht meine Absicht. Ich hatte keine Ahnung, dass ich Sie so beunruhige.«
    Klaus Weidmann hatte die Bank, die er gerade untersuchte, verlassen, war zu ihnen geeilt.
    »Ich bin Kirchengemeinderat und wollte nach dem Rechten sehen, weil ich heute Urlaub habe. Und da war es mir, als suchten Sie etwas. Danach wollte ich Sie fragen, sonst nichts.«
    Der Mann fühlte sich sichtbar unwohl in seiner Haut, hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sie so überrascht hatte.
    Michaela König benötigte ein paar Minuten, den ärgsten Schock zu überwinden, kauerte abgeschlafft in der Bank. Sie hatte den Bärtigen vor sich gesehen, seine grimmige Miene, das breite Gesicht, hatte innerhalb eines Sekundenbruchteils begriffen, dass es vorbei war, dass sie es geschafft hatten, sie aufzuspüren, trotz all ihrer Versuche, trotz aller Bemühungen, inkognito zu bleiben. Der Albtraum war wieder gekommen, hatte erneut von ihr Besitz ergriffen, sie unentrinnbar in seine Gewalt gebracht.
    Sie saß in der Bank, dämmerte vor sich hin, kam erst langsam wieder zu sich. Weidmann stand ein paar Meter

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