Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
Ein fremder Akzent schlug jetzt durch.
    »Und Sie?« Der Polizist winkte die Frauen zu sich her. »Seit wann haben Sie mit diesem Mann Kontakt?«, fragte er.
    Michaela König stand dicht neben ihrer Freundin und dem Taxifahrer. Geblendet vom gleißenden Licht der Scheinwerfer versuchte sie, den Beamten zu erkennen, der noch einen Schritt weiter zurückgetreten war.
    »Was meinen Sie mit Kontakt?«, antwortete sie. »Wir ließen ein Taxi rufen. Dass er uns fährt, ist Zufall.«
    Sie spürte die Auswirkungen des Alkohols, hatte Schwierigkeiten, sich gerade zu halten. In einem kurzen Anfall von Bewusstseinsvernebelung taumelte sie zwei, drei Schritte zurück.
    »Zufall. So. Behaupten Sie.«
    Das Gesicht des Beamten war kaum noch zu erkennen.
    »Aber wieso denn?«, fragte Verena Litsche ängstlich, »warum halten Sie uns hier fest? Wir kennen den Mann …«
    Der Motor des Taxis heulte laut auf, übertönte ihre Stimme. Das Auto raste mit quietschenden Reifen urplötzlich los, streifte Michaela König an der Seite. Sie flog ins Gras, sah im Fallen, wie der Mercedes nach vorne schoss und Verena Litsche und den Taxifahrer zu Boden warf. Der schrille, markerschütternde Schrei eines Menschen gellte durch die Luft. Michaela König starrte nach vorne, sah, wie das schwere Gefährt holpernd über die beiden Körper hinweg rollte. Das Taxi jagte weiter, verschwand in der Dunkelheit.
    Sie spürte das Brennen an ihren Händen, ihren Armen, überall, wo ihre Haut durch die Wucht des Aufpralls aufgerissen war. Ihr ganzer Körper zitterte, vibrierte vor Angst. Der Schrei hing noch immer in der Luft. Sie hatte Schwierigkeiten zu begreifen, was gerade geschehen war.
    Plötzlich hörte sie die Stimme, wenige Meter von sich entfernt.
    »Du Arschloch«, zischte der Mann, »da liegen nur zwei auf der Straße, der Kerl und die eine Frau. Die andere ist nicht dabei. Komm sofort zurück, wir müssen sie finden.«
    Irgendetwas quietschte, dann hörte sie die Antwort aus einem Handy.
    »Aber wieso, ich die alle erwische.«
    »Eben nicht, du Idiot, komm sofort zurück.«
    Sie hörte Schritte, die sich entfernten, dann das Knallen einer Autotür. Grashalme schnitten ihr ins Gesicht, in die Brust, in die Beine. Brennnesseln taten das ihre. Die Haut brannte jetzt überall.
    Sie richtete sich vorsichtig auf, sah das Licht einer Taschenlampe über die Straße huschen. Von links näherte sich der Scheinwerferkegel eines Fahrzeugs.
    Der große bärtige Polizist stand mitten auf der schmalen Straße, suchte das gesamte Gelände ab.
    »Du bist vielleicht eine Kacke«, schimpfte er in gedämpftem Tonfall, als das Auto direkt neben ihm stoppte, »vom Killen hast du wirklich keine Ahnung, wie?«
    Michaela König erkannte das Taxi, sah den kleinen Beamten am Steuer, erinnerte sich an sein penetrant riechendes Rasierwasser. Sie musste weg, so schnell als möglich.
    »Wo die Frau?«
    »Was weiß ich«, zischte der Bärtige, »hier liegen jedenfalls nur zwei.«
    Sie erhob sich vorsichtig, krabbelte auf allen Vieren davon: Stachlige Grasbüschel schnitten ihr in die Beine, lehmige Erdklumpen klebten zwischen ihren Fingern. Die Pflanzen waren feucht, durchnässten ihre Kleidung. Sie robbte über das Gelände, gewann langsam Abstand zur Straße.
    Der Himmel war hinter Wolken verborgen, die Umgebung nur in Umrissen zu erkennen. Ein schmales, glitschiges Tier schnellte dicht unter ihrem Gesicht in die Höhe, klatschte voll auf ihren Mund. Erschrocken sprang sie auf, prustete laut, um das Tier von sich abzuschütteln, wedelte heftig mit den Armen. Im gleichen Moment hatte der Kegel der Taschenlampe sie erfasst.
    »Dort hinten«, hörte sie die Stimme des Bärtigen, »die will abhauen. Die lebt!«
    Michaela König sprang vollends hoch, rannte über die holprige Wiese. Im rechten Knöchel spürte sie ein heftiges Stechen, spitzen Nadeln ähnlich. Sie versuchte, nicht darauf zu achten, biss die Zähne zusammen. Schweißtropfen perlten ihren Körper hinab.
    Jetzt ging es steil bergan. Michaela König fühlte das heftige Pochen ihres Herzens, kletterte das feuchte Gras hoch auf eine schwarze Masse zu, die sich breit vor ihr auftürmte. Die Nacht war so dunkel, dass sie nicht erkennen konnte, um was es sich handelte. Das Gelände verengte sich mehr und mehr, führte geradewegs auf die unheimliche Anhöhe zu. Es schien keinen anderen Weg zu geben.
    Die Stimmen der Männer hinter sich, warf sie sich in Panik unmittelbar vor der dunklen Masse auf den Boden, hechtete mitten in

Weitere Kostenlose Bücher