Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
nicht, ob eines ihrer Fahrzeuge gestohlen wurde? Vielleicht …«
    Das Telefon läutete, brachte sie vollends aus der Fassung.
    »Uns fehlt weder ein Dienstwagen noch kamen uns zwei Kollegen oder ihre Uniformen abhanden, junge Frau. Wir sitzen hier in der Zentrale. Wenn irgendwo etwas passiert, erfahren wir es zuerst. Die Welt ist schlimm und die Menschen sind schlecht. Aber hier in Tübingen überfallen Polizisten nicht unschuldige Bürger und fahren sie dann über den Haufen. Dafür tauchen alle paar Tage und Nächte irgendwelche depperten Studenten der wunderbaren Universität hier auf und erzählen uns Märchen von Hinz und Kunz. Hinterher prahlen sie dann bei ihresgleichen, wie viele Bullen sie wieder verarscht haben. Deshalb hams uns zwoa Idioten letztes Jahr von Ludwigsburg hierher versetzt, damit wir uns mit dene Idioten rumplagen dürfen. Stimmts, Retterle?«
    Er schaute zu seinem Kollegen, dann wieder zu Michaela König. »Hier, zeigen Sie erst mal ihre Promille, dann bekommen’s von uns einen ruhigen Platz, wo Sie sich ausschlafen können und anschließend reden wir vernünftig weiter.«
    Der Beamte hielt immer noch den kleinen Apparat in der Hand, starrte zu seinem Kollegen, der am Telefon heftig mit einem Anrufer diskutierte.
    »Wo haben Sie die gesehen?«, rief der Mann. »Im Puff oder wo?« Er schüttelte heftig den Kopf, winkte den anderen zu sich her. »Melden Sie sich bei der Bahnhofsmission«, unterbrach er seinen telefonischen Gesprächspartner, »und fragen Sie dort, ob die noch was zum Anziehen übrig haben für ihre perversen Brüder.« Er donnerte den Hörer auf den Apparat, schlug mit seiner Linken auf den Schreibtisch. »Da beschwert sich ein Idiot darüber, dass wieder irgendwelche Verrückten nackt durch die Fußgängerzone rennen. Nachts um halb Drei. Weil wir sonst keine Sorgen haben. Aber ich darf jetzt wieder ein Protokoll darüber aufsetzen, dass uns diese nackten Affen gemeldet wurden.«
    Er hockte sich auf den Drehstuhl, zog einen Bogen Papier zu sich her. »Überfall? Was soll das?« Er deutete auf das Protokoll. »Wer hat das gemeldet?«
    Sein Kollege legte den Apparat auf den Tisch, lief zu ihm hin. »Irgendein Idiot, vor einer halben Stunde etwa. Ich schickte Manfred und Jörg hin, war eine Ente. Die Leute lagen im Bett, hatten keine Ahnung von Tuten und Blasen. Beschwerten sich natürlich über die nächtliche Ruhestörung durch die aufdringliche Polizei. Drecksbande, elende!«
    »Schleifmühlenweg 12?«
    Der andere Beamte nickte. »Gaben die jedenfalls an.«
    »War da nicht gestern Nacht schon mal ein Anruf, ebenfalls wegen derselben Adresse?«
    Sie kramten in einem Berg Papiere, suchten nach den Ereignissen der letzten Nacht.
    Michaela König überlegte nicht lange. Ihre Alkoholprobe konnten sie sich sparen. Sie hatte keine Lust, noch länger mit den Männern zu streiten.
    Sie schlich leise, auf Zehenspitzen aus dem Raum, drückte sich über den Flur. Die Eingangstür quietschte. Nicht umdrehen. Einfach weitergehen.
    Sie stieg die Stufen hinunter, folgte der Straße nach rechts. Die Lampen warfen schwache Lichtkegel. Autos parkten, reflektierten mit ihren Scheiben die Straßenbeleuchtung.
    Sie hielt das Gesicht gesenkt, um sich vor unverhofften Blicken zu schützen, schielte sorgsam nach allen Seiten. Kein Mensch war zu sehen. Irgendwo, in einer Nebenstraße, brummte ein Motor, verschwand dann in eine andere Richtung.
    Sie war vollkommen erschöpft und todmüde, matt und schwach, wollte nur noch ins Bett. Ihre Wohnung lag jenseits des Neckars auf der Anhöhe über der Stadt. Sie musste sich ausruhen, schlafen, von dem Wahnsinn erholen, den sie gerade erlebt hatte und dann bei Tag, mit klarem Kopf wieder bei der Polizei melden, um genau zu erklären, was in Bebenhausen geschehen war.
    Plötzlich heulte hinter ihr ein Motor auf, Reifen quietschten. Erschrocken sprang sie in den nächsten Hauseingang, drückte sich in den Schatten des Vordachs. Das Fahrzeug raste geradewegs auf sie zu.

10. Kapitel
    Hast du es gesehen?« Ihre Stimme klang gereizt, kündete von ihren Aggressionen.
    Steffen Braig stöhnte laut auf. »Mama, weißt du, wie spät es ist?«
    »Ob du es gesehen hast?«
    Er warf sich in den Sessel, der nahe beim Telefon stand, lehnte den Kopf zurück. »Wovon sprichst du?«
    »Das fragst du noch?« Ihre Worte waren ein einziger Vorwurf.
    »Wir haben zwei neue Morde. Zwei«, konterte er.
    »Zwei?« Ihr schrilles Lachen schmerzte in seinen Ohren. »Was sind schon zwei

Weitere Kostenlose Bücher