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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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besonders gern«, fuhr er fort.
    »Ich wurde überfallen«, erklärte sie, »in Bebenhausen am Ortsrand.«
    »Schön. Und was tun’s so spät in der Nacht dort draußen?«
    »Ich war mit einer Freundin unterwegs. Wir wollten in ihre Wohnung.«
    »Lesbisch, aha. Wenigstens Spaß miteinander gehabt?«
    Sie blieb still, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Ihr wurde bewusst, was sie an dem Mann irritierte. Er sprach bayrischen Dialekt, mitten in Tübingen.
    »Vor dem Haus hielten uns zwei Polizisten an, um unsere Ausweise zu überprüfen.«
    »Na und? Keinen dabeigehabt, wie?«
    Ein anderer Polizist kam aus einem Nebenraum.
    Der Beamte schaute seinen Kollegen fragend an, winkte ihn zu sich.
    »Und wahrscheinlich noch besoffen Auto gefahren, ja?«
    »Wir nahmen ein Taxi. Das ist erlaubt, oder?«
    »Was ist Ihr Problem?«, fragte der andere Polizist. Im Gegensatz zu seinem Kollegen trug er eine grüne Dienstmütze. Unter ihrem Rand lugten die Ansätze dunkler Haare vor. Sein Gesicht war schmal, ein dünner Bart verdeckte Kinn und Wangen. Er hielt eine brennende Zigarette in seiner Linken, blies eine Rauchfahne zur Seite. Vom Alter her stand er seinem Kollegen kaum nach, war nur etwas fülliger und zeigte einen deutlichen Ansatz zum Bierbauch.
    »Sie hat gsuffa«, erklärte der Mann am Schreibtisch.
    »Und?«
    »Ich wurde überfallen.«
    »Wo?«
    »In Bebenhausen.«
    »Wann?«
    Sie überlegte. »Es muss kurz nach Mitternacht gewesen sein.«
    »Sie waren allein?«
    »Ich saß in einem Taxi, zusammen mit einer Freundin. Als wir ausstiegen, wurden wir von zwei Polizisten festgehalten und überprüft.«
    »Ja und? Wollen Sie sich über die Kollegen beschweren?« Seine Stimme verfiel in einen aggressiveren Tonfall.
    »Ich glaube nicht, dass es Polizeibeamte waren. Wir standen auf der Straße, als der eine in das Auto sprang und meine Freundin und den Taxifahrer überfuhr.«
    »Wie bitte?« Die beiden Beamten rührten sich nicht von der Stelle, starrten sie entgeistert an.
    Sie nutzte die Stille, berichtete, was geschehen war.
    »Sie! Sie wollen also behaupten«, stotterte der Mann am Schreibtisch, »zwoa von unsere Kollegen ham versucht, Sie umzubringen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass es sich um Polizei handelte.«
    »Aber Sie behaupten doch, dass es Polizeibeamte waren!«, erwiderte der andere.
    »Ich sagte nur, sie hatten Uniformen an, außerdem ein Polizeifahrzeug bei sich. Aber das war wohl Tarnung.«
    Der bärtige Beamte sog an seiner Zigarette, betrachtete sie mit zusammengekniffenen Augen und zerfurchter Stirn.
    »Um was für ein Fahrzeug handelte es sich?«, fragte er.
    »Sie meinen die Marke des Wagens?«
    Er nickte.
    »Keine Ahnung, wer achtet so genau darauf? Es ging auch alles viel zu schnell.« Sie spürte die Müdigkeit in ihren Gliedern, das Zittern in ihren Beinen, hatte weder Lust noch Kraft, das Gespräch ewig fortzusetzen.
    »Wie sahen die beiden angeblichen Polizisten aus?«
    Michaela König überlegte. »Groß und kräftig, mit Vollbart, ähnlich wie Sie«, erklärte sie, den fülligeren Beamten im Visier, »er hatte eine tiefe Stimme, war um die Vierzig. Der andere kam mir wesentlich kleiner vor. Er trug seine Mütze tief ins Gesicht gezogen, sodass ich ihn kaum sehen konnte. Was mir auffiel: Er roch penetrant nach Rasierwasser.«
    »Nach Rasierwasser«, wiederholte der Mann verblüfft, »so. Aber die Sorte kennen Sie nicht?«
    Sie zauderte, wusste nicht, was sie antworten sollte. »Sie glauben mir nicht, wie?«
    Der bärtige Polizist zuckte mit der Schulter. »Wie viel haben Sie getrunken?«
    Michaela König schüttelte den Kopf. »Ich habe getrunken, richtig. Eine Menge sogar. Fünf oder sechs Trollinger, weil meine Freundin so lange nicht kam. Aber ich bin noch bei vollem Bewusstsein und ich war das auch, als wir von den beiden Männern überfallen wurden.« Sie schwieg, spürte, dass ihre Glieder immer mehr schlackerten.
    »Als meine Freundin spät, kurz vor Mitternacht, in dem Lokal auftauchte, war sie völlig aufgelöst und redete nur davon, dass sie bedroht und verfolgt würde. Keine Stunde später der Überfall. Ist das so schwer zu verstehen?«
    Sie schrie fast.
    Der Beamte am Schreibtisch griff in eine Schublade, zog etwas vor, kam dann auf sie zu und reichte ihr einen kleinen Apparat. »Hier, blasen Sie erst mal.«
    »Wie bitte?« Sie trat einen Schritt zurück, schaute ihn ungläubig an. »Sie glauben tatsächlich, ich erzähle Märchen, wie? Warum überprüfen Sie

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