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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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kommt selten vor.«
    Sie war kurz stehen geblieben, hatte ihn ratlos angeblickt, nicht gewusst, was sie dazu sagen sollte.
    »Für Ihre Sicherheit«, hatte er ergänzt, »ich lege mich vor die Tür, wenn Sie das beruhigt.«
    Sie nahmen das Doppelzimmer, gingen mit Erlaubnis des Hoteliers sofort nach oben. Es lag im ersten Obergeschoss, bot einen Ausblick auf einen schmalen Innenhof.
    Weidmann schloss die Tür von innen ab, stellte einen Stuhl davor, klemmte dessen Lehne unter die Klinke. »Ich hoffe, es hilft Ihnen«, meinte er.
    Sie zuckte mit der Schulter, stellte ihren kleinen Rucksack ab, warf sich aufs Bett.
    »Sie wollen schlafen?«
    Michaela König richtete sich kurz auf. »Haben Sie was dagegen?«
    »Nein. Ich denke, Sie haben es nötig.« Er legte seine Jacke ab, hängte sie über einen Kleiderbügel neben den Schrank. »Sie müssen todmüde sein.«
    Sie ließ sich wieder zurückfallen, hörte auf die Geräusche, die von draußen kamen. Irgendwo brummte der laute Motor eines Autos.
    »Wie sehen Ihre Pläne aus?«, fragte sie dann.
    Er wartete mit seiner Antwort, wollte ihr offensichtlich Zeit geben. »Sie sollten zuerst schlafen, um wieder einigermaßen fit zu werden. Nur dann sind Sie fähig, sich zu erinnern, wo Frau Litsche die Diskette verwahrte. Wenn Sie ausgeschlafen haben, sollten wir gemeinsam darüber reden. Vielleicht kommen Sie im Gespräch schneller drauf. Aber das hat Zeit. Wichtig ist, dass Sie wieder zu sich finden.«
    Irgendwo im Haus rauschte eine Toilette, die Spülung wurde mehrmals betätigt, dann war wieder Ruhe.
    »Eine Bitte hätte ich vorher«, sagte er.
    »Ja?«
    »Vielleicht könnten Sie mir alles erzählen, was Sie wissen. Vom Anfang bis zur St. Dionys-Kirche. Einfach erzählen. Ich nehme es auf Band, schreibe es, während Sie schlafen, auf und schicke es an die Redaktion. Morgen früh steht es dann in der tageszeitung. Und in allen anderen Zeitungen. Wenn Sie wollen, geben wir den Bericht sofort an alle Presseagenturen weiter. Dann werden die es sich überlegen, ob sie Sie noch weiter verfolgen.«
    Michaela König richtete sich von ihrem Bett auf, musterte den Mann. »Und wie geben Sie die Information an die Zeitung weiter? Per Telefon, ja?«
    Weidmann schüttelte den Kopf. »Nein, keine Angst. Auch wenn sie die Leitungen abhören sollten, haben sie keine Chance. Wir haben daran gedacht. Ich rufe einen Freund an, spreche es auf Band. Er gibt es dann weiter. Das ist umständlich, aber effektiv. So haben die Verbrecher keine Chance.«
    Sie starrte aus dem Fenster, hoffte, dass der Mann recht behielte. Dann zog sie ihre Knie hoch, legte den Kopf darauf und erzählte dem Journalisten von den Ereignissen seit jenem Abend im Ammerschlag.

34. Kapitel
    Die Dämmerung war schon hereingebrochen, als Braig das Städtische Krankenhaus in Mannheim betrat. Er hatte sich nach seiner Rückkehr aus dem Amt einen kurzen Sonntagmittagsschlaf gönnen wollen, war erst kurz vor 17 Uhr wieder aufgewacht. Halb betäubt vor Müdigkeit hatte er sich erfrischt, eine Kleinigkeit gegessen, war zum Bahnhof gegangen, um mit dem nächsten Zug nach Mannheim zu fahren.
    Die Augen seiner Mutter strahlten, als er die Tür öffnete. Er grüßte die beiden Frauen, die links und rechts von ihr lagen, zeigte ihr den Strauß gelber Rosen, den er im Bahnhof erstanden hatte, umarmte sie. Ihre Haut war blass, die Haare strähnig, das Gesicht ungewohnt knochig und eingefallen, aber der Uberlebenswille sprach aus allen Poren ihres Körpers.
    »Du hast Zeit gefunden«, sagte sie.
    Er nickte, legte die Rosen auf den kleinen Beistelltisch, sah den Titel der Sonntagszeitung, die auf dem Bett ihrer Nachbarin lag. »Mörder-Albaner mitten in Stuttgart getötet.«
    »Ich war schon einmal hier.«
    Sie schaute ihn überrascht an.
    »Am Freitag. Du hast geschlafen.«
    Er lief zum Waschbecken, nahm eine der Vasen, die in der Ecke standen, füllte sie mit Wasser, stellte sie mitsamt den Blumen auf ihren kleinen Tisch.
    »Danke.« Ihre Augen leuchteten.
    »Du hast Schmerzen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Das war knapp, ja?«
    »Ich hatte einen Schutzengel, der Arzt kümmerte sich sofort um mich.«
    Er schwieg, setzte sich zu ihr aufs Bett. Sie hielt seine Hand in ihrer fest, streichelte sie. All ihre Aggressivität war verflogen, nicht eine hämische Bemerkung, nicht ein böses Wort.
    Die Frau im Nachbarbett hustete, drehte sich zur Seite. Braig sah zu ihr hinüber, merkte, dass sie vor sich hindöste.
    »Sterben ist gar nicht

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