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Schwaben-Herbst

Schwaben-Herbst

Titel: Schwaben-Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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welches Land. Ich war schon halb zu.«
    Neundorf betrachtete seine blutunterlaufenen Augen, glaubte ihm aufs Wort. »Wann haben Sie sich mit ihm unterhalten? Wissen Sie noch die Uhrzeit?«
    Duschle legte seine Stirn in Falten, holte mit dem Arm weit aus. »Der Tag ist kurz, die Nacht sehr lang. Woher soll ich das jetzt wissen?«
    »Gegen Mitternacht vielleicht? Könnte das hinkommen?«
    »Das könnte hinkommen, gnädige Frau, allerdings. Mitternacht ist Betriebsschluss, wenn ich das so formulieren darf, in meiner Stammkneipe, und von dort sind es fünf bis zehn Minuten hierher. Je nach meiner Verfassung und vorausgesetzt, ich finde überhaupt noch den Weg. Aber den habe ich gefunden, wie Sie sehen. Sonst wäre ich jetzt nicht hier.«
    »Ist Ihnen an Herrn Feiner etwas aufgefallen?«
    »Etwas aufgefallen?« Ihr Gegenüber verneinte ihre Frage mit einem kräftigen Kopfschütteln. »Gnädige Frau, das war kurz vor meinem endgültigen Untergang. Anschließend habe ich noch eine halbe Kiste geleert. Allein mit mir und der Glotze. Da kann ich Ihnen die Frage wirklich nicht beantworten, welche Unterhosen Herr Feiner zu dieser Stunde trug.«
    »Er war nicht zufällig in großer Eile?«
    »In großer Eile? Sie haben sehr viel Humor, Gnädigste. Der rannte mich beinahe über den Haufen, so eilig hatte der es.«
    »Und das kam Ihnen nicht seltsam vor, mitten in der Nacht?«
    »Seltsam? Seltsam kommt mir nur vor, warum Sie sich so sehr dafür interessieren, was zwei fremde Männer mitten in der Nacht auf der Treppe vor ihren Wohnungen miteinander zu besprechen haben.«
    Er starrte mit solch dämlicher Grimasse zu ihr her, dass sie an sich halten musste, das Gespräch nicht auf der Stelle abzubrechen. Stattdessen zog sie ihren Ausweis aus der Tasche und hielt ihn ihm vor die Nase.
    Duschle war keine große Verwunderung anzumerken. »Ja, Frau Polizeibeamtin, wir kennen uns gut, Ihre Truppe und ich.« Er lächelte ihr freundlich zu, deutete eine höfliche Verbeugung an.
    »Also, wo kann ich den Mann jetzt finden?« Neundorf blieb hartnäckig. Sie hatte keinen Zweifel, was die Polizei-Bekanntschaft des Mannes betraf. Es war kaum ratsam, ihm im voll alkoholisierten Zustand zu begegnen.
    »Da muss ich Sie enttäuschen«, beharrte ihr Gesprächspartner. »Ausland. Mehr kann ich Ihnen nicht mitteilen.«
    »Wen kann ich dann fragen? Wissen Sie, wo Freunde oder Verwandte von Herrn Feiner wohnen?«
    »An jedem Schachbrett«, war Duschles Antwort. »Überall, wo ein Schachbrett steht, finden Sie seine Freunde.«
    »Geht es nicht etwas genauer?«
    »Er stammt aus Urach. Dort leben auch seine Eltern. Mehr kann ich Ihnen nicht erzählen, Frau Polizeibeamtin.«
    »Urach? Das wissen Sie genau?«
    Duschle deutete erneut eine tiefe Verbeugung an, streckte beide Arme weit von sich. »Glauben Sie etwa, ich würde es wagen, Sie anzulügen, Gnädige Frau?«
    Neundorf verzichtete auf eine Antwort, hoffte, dass es dem Mann gelingen möge, sich den Rest seines Blutalkohols aus dem Leib zu schlafen, um für das nächste nächtliche Besäufnis fit zu sein, ließ ihn freundlich winkend stehen.

9.
    Das Anwesen der Feiners war der Sattlerschen Prachtvilla in Reutlingen durchaus ebenbürtig.
    Neundorf hatte sich im Amt nach der Handy-Nummer des Mannes erkundigt, war abschlägig beschieden worden. Lukas Feiner schien eines der seltsamen Wesen zu sein, deren Existenz sich noch nicht vollständig über den Besitz eines Handys definierte. Daraufhin hatte sie um die Adresse seiner Eltern gebeten, ihren Besuch dort dann telefonisch angekündigt.
    Das Haus lag in eine üppig grüne Umgebung gebettet am Hang über Bad Urach, mit mannshohen Büschen blickdicht vor den Nachbarn abgeschottet. Sie läutete an der Pforte, betrachtete den hohen schmiedeeisernen Zaun, der das weitläufige Gelände zur Straße hin abschirmte. Es war kaum nachvollziehbar, wie ein junger Mann aus diesem Milieu in das Gebäude in Nürtingen geraten konnte. Ein böses Zerwürfnis mit seinen Eltern als Ursache?
    Die Stimme aus dem Lautsprecher riss sie aus ihren Überlegungen. »Sie wünschen?«
    Sie drehte sich dem Kameraauge zu, das neben dem Namensschild angebracht war, nannte ihre Personalien. Im gleichen Moment schwang die Pforte zurück.
    Neundorf betrat den Vorgarten, ging auf das Haus zu. Schmale Beete mit blühenden Astern und Dahlien auf beiden Seiten des Weges, von kurz geschnittenem Rasen begrenzt. Auf halbem Weg zur Rechten ein hoher runder Brunnen mit dem Kopf eines wasserspeienden

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