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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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formulieren: Der Kunde verlangte von dieser Lolita Dinge, zu denen sie nicht bereit war.«
    »Sado Maso?«
    »Fragen Sie nicht mich, ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Ich fürchte aber …«
    »Ja?«
    »Na ja, wenn ich Herrn Hesslers doch schon etwas außergewöhnliche Reaktion bedenke … Also, diese Lolita beschwerte sich bei uns. Sie drohte mit einer Anzeige bei der Polizei gegen den Mann. Herr Hessler hatte sie am nächsten Tag ewig in der Leitung. Ich bekam nur mit, dass er daraufhin den Kunden am Telefon zur Rede stellte … Na ja, das war nicht zu überhören und endete in bösem Geschrei. Der muss sich wirklich übel benommen haben. Herr Hessler drohte ihm mit einer Anzeige, gleichgültig welche Folgen das für ihn hätte … Und irgendwann war schließlich die Rede davon, an die Presse zu gehen und sein Verhalten dort zu schildern. Das habe ich deutlich gehört.«
    »An die Presse zu gehen? Wer ist der Mann? Handelt es sich um einen Prominenten?«
    Raphaela Groll hob abwehrend ihre Hände. »Also genau kann ich Ihnen das nicht sagen. Die melden sich ja nur mit Vornamen oder Decknamen oder wie immer man das bezeichnen soll.«
    »Und wie nannte sich dieser Mann?«
    »Also … es ist etwas peinlich …« Sie zögerte. »Er, er nannte sich Schniedelwutz.«
    »Schniedelwutz?«
    »Genau. Wenn ich Herrn Hessler damals richtig verstanden habe, dann …«
    »Was dann?«
    »Dann handelt es sich bei
Schniedelwutz
um einen ziemlich bekannten Politiker.«

14. Kapitel
    Vier Monate zuvor
    Der Brief kam genau zwei Wochen später. In einem traditionellen, weißen Kuvert, mit von Hand geschriebenen Druckbuchstaben, adressiert an Frau Carolin Köhler. Sie zog ihn selbst aus dem Briefkasten, warf ihn achtlos auf den Wohnzimmertisch.
    Das Blinken des Anrufbeantworters nahm ihre Aufmerksamkeit zuerst in Anspruch. Sie drückte im Vorbeigehen auf die Taste, streifte sich die Schuhe von den Füßen. Die weinerliche Stimme ihrer Mutter, die sich über mangelnde Nachfrage beschwerte.
    Carolin Köhler seufzte laut. Immer dasselbe Theater. Dabei hatte sie erst gestern mindestens zehn Minuten mit ihr telefoniert. Von Jahr zu Jahr wurde es schlimmer. Kaum ein Tag ohne das fernmündliche Gejammer, obwohl die gerade einmal Siebzigjährige genau um die Beanspruchung ihrer Tochter wusste. Jedem Besucher erzählte sie stolz von der Karrierefrau, die sich so jung schon so weit hochgekämpft hatte, aber ihr selbst gegenüber hatte sie immer nur die alte Platte von unaufhörlicher Vernachlässigung auf Lager.
    Direkt im Anschluss daran Rolfs Stimme. Das übliche Gesülze von längerem Büroaufenthalt als vorhergesehen. Sie hörte es schon aus seinen ersten Worten. Die Tonlage, die stakkatohafte Artikulation. Dass ihm das Sperma nicht von den Lippen troff, war alles.
    »Hallo Schatz, tut mir leid, aber heute wird es etwas später. Wir haben einen neuen Auftrag bekommen, da muss ich noch eine erste Expertise erstellen, du verstehst?«
    Und ob sie verstand! Der neue Auftrag, sie kannte ihn zur Genüge. Seine Sekretärin zu vögeln, darum ging es bei der Expertise. Neu? Für wie dämlich hielt er sie eigentlich, dass er glaubte, sie so einfach verarschen zu können? Sie wusste genau, dass er es schon seit Wochen mit der jungen Schlampe trieb.
    Voller Wut zog sie die Kladde mit den Fotos aus ihrer Aktenmappe, die ihr der Detektiv vor einer halben Stunde übergeben hatte. Rolf und der neue Auftrag, vor genau fünf Tagen eng umschlungen aus einer Kneipe schlendernd. Die beiden waren gut zu erkennen, schienen direkt in die Kamera zu starren. Das war die 500 Euro wert, die der Mann verlangt hatte.
    Carolin Köhler lief zur Anrichte, füllte zwei Finger hoch Whisky in ein Glas, kippte es auf einen Schlag. Die goldgelbe Flüssigkeit fraß sich siedend heiß durch ihr Inneres. Ein neuer Auftrag! Dabei vögelte er immer noch dieselbe Schlampe!
    Sie schenkte sich noch einmal ein, fast genau die gleiche Menge wie vorher, trank es mit einem Schluck. Das ätzende Brennen ließ sie heftig nach Luft schnappen.
    Sie schlenderte zum Wohnzimmertisch zurück, sah das weiße Kuvert neben den Fotos liegen.
Frau Carolin Köhler
. Kein Absender.
    Sie nahm den Brief an sich, riss ihn auf. Wer wollte da jetzt wieder was von ihr? Drei Blätter, alle in der Mitte gefaltet. Sie zog sie aus dem Kuvert, faltete sie auseinander, erstarrte. Das Zimmer schien sich um sie zu drehen. Hatte sie zu viel Whisky getrunken? Normalerweise hielt sie sich bei Alkohol immer zurück

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