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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Listmann richtig verstanden habe, hat sie ihn regelrecht erpresst. Entweder er sorgt dafür, die angedrohte Kündigung zurückzuziehen, oder seine Partnersuche wird in der ganzen Bank bekannt. Ein ernsthaftes Problem für eine Person mit seiner konservativen Einstellung.«
    »Und wie hat er sich entschieden?«
    »Ich denke, er ist kein Mensch, der sich so schnell erpressen lässt. So wie ich ihn in den letzten Wochen kennen gelernt habe … Aber er traut sich kaum noch an seinen Arbeitsplatz. Das Getuschel sei nicht mehr auszuhalten, meinte er. Offen gesagt, der Mann tut mir echt leid. Er schien wirklich am Ende.«
    »Er war hier und hat sich beschwert?«
    »Natürlich, was denken Sie! Er saß hier auf dem Stuhl und starrte mich mit vorwurfsvollen Blicken an. Ich weiß nicht, was die Frau alles über ihn verbreitet hat. Nach ihrer Kündigung, aus purer Wut. Er deutete einiges an. Sie hätten sich getroffen, aber es habe nicht geklappt. Er sei impotent, deshalb habe er keine Frau … Na ja, Sie können es sich ja denken. Üble Nachrede und so. Wer dem nicht gewachsen ist … Sie glauben nicht, wie verbittert er hier vor mir saß, als er auf Herrn Hessler wartete. ›Sie sind daran schuld‹, schrie er auf ihn ein, als er ihn sah. So ging das tagelang. Am Schluss kam er mir vor wie eine tickende Zeitbombe. Es dauert nicht mehr lange und der explodiert, dachte ich, wie ein Amokläufer …«
    »Wann war das?«, fragte Braig angespannt.
    »Vor einem Monat vielleicht. Vor drei oder vier Wochen habe ich ihn zum letzten Mal gesehen.« Sie hörte seine veränderte Tonlage, schaute betroffen zu ihm her. »Glauben Sie wirklich, er hat Herrn Hessler … Aber wir sind doch nicht schuld daran, wir wurden selbst getäuscht. Wir können nichts dafür!«
    Braig musterte das Blatt, auf dem sie ihm den Namen und die Anschrift Peter Listmanns notiert hatte, sah, dass eine Handy- und eine Festnetznummer angefügt waren. Er musste sich heute noch um den Mann kümmern, so viel war klar. »Sie müssen sich keine Vorwürfe machen«, versuchte er, seine Gesprächspartnerin zu beruhigen. »Wenn es so ablief, wie Sie es mir schildern, trifft Sie und Ihre Agentur keinerlei Schuld.«
    »Es war so, garantiert.«
    »Ich werde mir Herrn Listmann vornehmen. Es ist noch lange nicht gesagt, dass er mit Herrn Hesslers Tod zu tun hat. Das muss ich erst noch genau überprüfen.« Er steckte das Blatt mit den Namen der beiden Männer in seine Tasche, sah das von seiner Kollegin erstellte Phantombild der unbekannten Zeugin aus Aalen. Er zog es vor, reichte es ihr. »Haben Sie diese Frau zufällig schon einmal gesehen?«
    Raphaela Groll musterte das Papier, ließ sich Zeit. »Ich kann mich nicht erinnern.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie glauben, die Frau hat mit dem Tod meines Chefs zu tun?«
    Braig nippte am Rest des Kaffees. »Wir gehen davon aus, dass sie die Tat beobachtet hat. Ob zufällig oder nicht wissen wir noch nicht.«
    »Sie ist auf jeden Fall keine Kundin von uns. Das wüsste ich.«
    »Keine Kundin«, wiederholte Braig. »Auch keine von den Prostituierten, die Herr Hessler vermittelte?« Er hielt die Tasse in der Rechten, musterte die Miene seiner Gesprächspartnerin.
    Raphaela Groll erbleichte zusehends, rutschte unruhig auf ihrem Platz hin und her. »Also, hören Sie …«
    »Ja?«
    Sie kämpfte mit sich selbst, hatte sichtbar Mühe, Worte zu finden. »Ich, ich wusste lange nichts davon. Ehrenwort. Ich habe es erst vor ein paar Wochen … Vielleicht sind es auch schon ein paar Monate … Auf jeden Fall: Hätte ich das von Anfang an gewusst, ich hätte die Stelle hier nicht angenommen.«
    Braig glaubte ihr aufs Wort, merkte an ihrer Körperhaltung, dass sie die Wahrheit sprach. Ihr war sichtbar unwohl angesichts dieses Themas. Sie rutschte unruhig hin und her, schaute unstet an ihm vorbei in sämtliche Ecken des weitläufigen Raums.
    »Sie müssen sich nicht für die Geschäfte Ihres Chefs rechtfertigen«, versuchte er, sie zu beruhigen. »Ich bin allerdings darauf angewiesen, über diese Angelegenheit detailliert Bescheid zu wissen, weil der Täter auch aus diesem Umfeld stammen könnte.«
    Raphaela Grolls Miene veränderte sich schlagartig. »Sie glauben, der Tod …« Ihre Besorgnis war nicht zu übersehen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er. »Aber möglich ist es.«
    Er stellte den Kaffee zurück, bemerkte ihre zunehmende Unruhe. »Die Tätigkeit der Agentur umfasst drei grundlegend verschiedene Bereiche: Zum einen die Vermittlung

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