Schwaben-Liebe
von Menschen, die eine ernsthafte Partnerschaft suchen, an besonders interessanten Orten. Das ist offiziell die wichtigste Arbeit, auch Ihr Aushängeschild, richtig?«
Die junge Frau nickte zustimmend.
»Darüber hinaus gibt es aber weitere Geschäftsfelder, über die Sie mich gestern nicht informiert haben. Etwa das Arrangement von kurzen Begegnungen, die man als One-Night-Stand bezeichnen könnte. Korrekt?«
»Ja, das ist korrekt.« Die Antwort Raphaela Grolls war kaum zu verstehen. »Sie müssen mir aber glauben. Davon habe ich am Anfang nichts gewusst. Sonst …«
»Herr Hessler hat das sozusagen
unter der Hand
angeboten?«
»Ja, ganz genau.« Die junge Frau sprang von ihrem Platz auf, nickte heftig mit dem Kopf. »Sie müssen es mir glauben. Ich habe nichts davon gewusst.«
»Okay«, erklärte Braig. »Sie müssen sich wirklich nicht rechtfertigen. Wir sind aufgeklärte Leute, das Mittelalter ist zum Glück passé. Aber ich muss über all diese Dinge Bescheid wissen.« Er ließ ihr Zeit, sich zu beruhigen, sprach erst weiter, als sie sich wieder auf ihrem Sessel niedergelassen hatte. »Und dann gibt es da noch diese Vermittlung von Prostituierten.«
Sie signalisierte vorsichtige Zustimmung.
»Wie muss ich mir das vorstellen: Handelt es sich immer um dieselben Frauen, die die Agentur im Angebot hat oder wechseln die?«
»Na ja, also bis ins Detail kann ich Ihnen das nicht erklären. Diese beiden Angelegenheiten, also die kurzen, unverbindlichen Treffen und die Sache mit den Prostituierten erledigte Herr Hessler selbst. Das ist keine Ausrede, wirklich«, fügte sie schnell hinzu.
»Aber Sie können mir doch nicht erzählen, dass Sie überhaupt nichts davon mitbekommen haben. Da rufen doch garantiert ab und an Leute an und erkundigen sich nach einem Termin oder dem Preis. Und vielleicht gibt es ja sogar Stammkunden, die immer dieselbe Frau buchen.«
»Ja, natürlich habe ich davon mitbekommen. Das bleibt nicht aus, wenn man ständig am Telefon sitzt oder die eingehenden Mails checkt. Ich musste mich zeitweise auch, wenn Herr Hessler außer Haus war, um die Termine kümmern, wenn die Leute kurzfristig buchen wollten. Aber erst seit drei oder vier Monaten etwa, vorher lief das wirklich an mir vorbei.«
»Gut. Dann geben Sie mir bitte die Liste mit den Damen, die man buchen kann.« Sie wollte schon zu einer Antwort ansetzen, als ihm noch etwas einfiel. »Falls auch Herren dabei sind, natürlich auch die.«
»Nein«, antwortete sie, »es geht nur um Frauen. Und auch da habe ich nur drei Namen. Das Ganze lief nur nebenbei.«
»Nämlich?«
»Donna, Lolita und Mirella.«
»Und wo erreiche ich die? Alle hier in Stuttgart?«
Raphaela Groll nickte, lief zum Schreibtisch. »Es geht um zwei Adressen. Eine in Heslach und eine in Degerloch. Moment, hier sind sie samt Telefonnummern.« Sie zog ein Blatt aus einer Kladde in der untersten Schublade des Schreibtischs, reichte es ihrem Besucher.
»Gab es irgendwann Probleme bei der Vermittlung der Damen?«
»Probleme? Also, da kann ich nicht viel sagen, weil das wie gesagt weitgehend an mir vorbeilief, aber na ja, diese Auseinandersetzung vor wenigen Wochen, die bekam ich schon mit und wie!«
Braig wurde augenblicklich hellhörig. »Welche Auseinandersetzung?«
Die junge Frau lief vor ihrem Sessel hin und her, kratzte sich im Nacken. Verlegen blickte sie an ihm vorbei.
»Bitte«, sagte er, »vielleicht hilft es uns weiter.«
»Also, im Prinzip war ich sogar mit daran schuld.« Raphaela Groll suchte mühsam nach den richtigen Worten.
»Jetzt nehmen Sie doch erst Mal wieder Platz«, drängte Braig.
Sie folgte seiner Bitte, atmete kräftig durch. »Na ja, der Mann rief an, als Herr Hessler gerade unterwegs war. Ich wusste, dass er erst am nächsten Tag wieder in die Agentur kommen würde, weil er am Bodensee nach neuen Lokalen für unsere
Magic Moments
suchte, kümmerte mich also selbst um die Sache. Der Anrufer war Stammkunde, das wusste ich. Kommt irgendwo aus dem Süden des Landes und jedes Mal, wenn er in Stuttgart zu tun hat … Ich weiß es nicht genau, auf jeden Fall rief er an und verlangte noch am selben Tag einen Termin mit einer der Damen.«
»Und?«
»Na ja, ich wusste, er ist Stammkunde. Deshalb rief ich bei dieser Lolita an und vereinbarte den Kontakt. Und dann kam es zum großen Zoff.«
»Wieso?«, fragte Braig.
»Wenn ich es richtig verstanden habe«, die junge Frau zögerte, versuchte es dann mit einem neuen Anfang. »Lassen Sie es mich so
Weitere Kostenlose Bücher