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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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sympathisch, ja.«
    Braig nickte, setzte zu seiner nächsten Frage an, wurde von ihr unterbrochen.
    »Aber wir hatten keine Beziehung, wenn Sie das meinen. So weit ging es nicht.«
    »Kann sein Tod mit diesem Landrat in Verbindung stehen? Es gab doch wohl heftigen Streit?«
    Emilia Widenoff holte tief Luft, ließ sich mit ihrer Antwort Zeit. »Sie sind Kriminalkommissar. Da wissen Sie aus Erfahrung, wie groß die Unterschiede sind. Zwischen dem, wie manche sich in der Öffentlichkeit gern darstellen, und dem, was in ihnen steckt. Vor allem, wenn jemand das Ventil öffnet und den Leuten Gelegenheit gibt, die Sau rauszulassen.«
    »Der Blick hinter die wohlgefällige Fassade«, erklärte Braig. »Der wird mir oft zuteil, in der Tat. Ob ich es will oder nicht.«
    »Dann wissen Sie Bescheid. Ja, und so ist es mit Schniedelwutz, wie er sich insgeheim so gern nennt. Er ist seit, was weiß ich, unzähligen Jahren im Amt. Fragen Sie mich nicht nach Einzelheiten, die kann ich Ihnen nicht nennen. Er kommt nicht zu mir, um mich mit Informationen über seine politische Tätigkeit zu versehen. Nein, er besucht mich aus anderen Gründen. Seine Frau und seine Töchter haben keine Ahnung von seinem Treiben, um Gottes willen. Eigentlich hätte ich wissen müssen, worauf das hinausläuft. Mit siebzehn bin ich zu Hause abgehauen, genau deshalb. Erst in die Großstadt, dann ins fremde Land. Siebzehn Jahre Lug und Trug in der ländlichen Provinz. Sie können es sich vorstellen? Nach außen, wie sagt man, hui, nach innen … Reden wir nicht drüber. So läuft es auch mit dem Herrn Landrat. Kirche, angetraute Frau samt Familie und christliche, wie sagt man, Parolen für die Öffentlichkeit – und jedes Mal, wenn ihn die Geschäfte nach Stuttgart führen, werden die, sage ich das richtig, die Ventile geöffnet. Dafür bin ich dann da. Vier, fünf Mal im Monat. Die Sau rauslassen, Sie verstehen? Hier, das will ich Ihnen nicht vorenthalten.« Sie krempelte den rechten Ärmel ihrer Bluse hoch, streckte ihrem Besucher den Oberarm entgegen. Die Haut war übersät mit blauen Flecken, Rissen, verschorften Wundrändern.
    »Wollen Sie noch mehr davon? Sie dürfen gerne meinen Rücken begutachten oder die Partien um meine Scham. Dagegen ist das hier nur ein harmloser Klacks.«
    Braig schüttelte den Kopf, atmete kräftig durch. Allzu oft hatte er Menschen mit derlei malträtierten Körperpartien ansehen müssen, allzu oft sich dann nachts in schlaflosen Momenten wieder mit diesem Anblick konfrontiert gesehen. Er glaubte der Frau aufs Wort, hatte nicht den geringsten Zweifel, dass die Verletzungen weitere Teile ihres Körpers verunstalteten.
    »Und wissen Sie, was er mir jedes Mal erzählt?«, unterbrach sie seine Gedanken. »Dass er mich liebt und ohne mich nicht mehr leben kann. Dass er aber seine Frau und seine Töchter und überhaupt seine politische Karriere …« Sie hielt inne, winkte mit der Rechten ab.
    »Sie haben Herrn Hessler darüber informiert?«, fragte Braig.
    Die junge Frau nickte. »Ich habe ihm erklärt, dass die Sache für mich beendet ist. Dass ich den Kerl nicht mehr sehen will. Nie mehr.«
    »Wie hat er reagiert?«
    »Tobias kam vorbei. Er wollte meine Verletzungen sehen. Er war außer sich. Und dann hat er ihn zur Rede gestellt und ihm mit Ihren Kollegen gedroht.«
    »Mit meinen Kollegen?«
    »Tobias drohte ihm, ihn anzuzeigen, wenn er mich nicht sofort in Ruhe lässt.«
    »Und hat das gewirkt?«
    Emilia Widenoff lachte laut. »Glauben Sie wirklich, der lässt sich so einfach abwimmeln? Heute früh wurde er am Telefon schon wieder ausfällig. Morgen kommt er in die Nähe wegen einer Konferenz. Anschließend habe er Zeit, am Abend, erklärte er mir. Ich solle mich doch nicht so anstellen. Vielmehr daran denken, was meinem Beschützer passiert sei. Der könne mir jetzt nicht mehr helfen. Wenn ich Zicken machen wolle, würde er für meine Ausweisung nach Bulgarien sorgen, er habe die notwendigen politischen Kontakte. Und das Geld würde er mir auch nicht zahlen, ohne Gegenleistung.«
    »Welches Geld?«, fragte Braig.
    »Tobias zwang ihn dazu, mir eine Entschädigung zu zahlen. Für das, was er mir angetan hat. 500 Euro jeden Monat und das ein Jahr lang. Er machte ihm klar, dass er an die Öffentlichkeit gehen und den Medien seinen Namen nennen würde, wenn das Geld nicht eingehen sollte.«
    »Herr Hessler drohte ihm mit der Veröffentlichung seines Namens?«
    »Falls er sich weigerte, zu zahlen, ja. Tobias machte ihm klar, dass

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