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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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das krasse Gegenteil: Von Elend geprägte Siedlungen, zerfallene Häuser, ärmlich gekleidete Menschen. Dazu eine männliche Stimme aus dem Hintergrund. »Die Ukraine – ein gespaltenes Land.«
    Sie folgten den Aufnahmen, sahen immer neue Motive, die das Motto des Filmes illustrierten. Dann wieder die Stimme, die die Motivation der Filmemacher erklärte. »Purer Zufall veranlasste uns zu diesen Recherchen. Wir trafen in Deutschland auf eine junge Frau, die von hier geflohen war und das alles erzählte. Wir wollten es nicht glauben, bis wir es auf insgesamt drei verschiedenen Reisen mit eigenen Augen sahen.«
    Plötzlich wechselte das Motiv. Mitten in die von Armut gezeichneten Dörfer der Titel eines Hochglanzprospektes über den Bau eines Waisenhauses. In deutscher Sprache. Dazu das Gesicht eines bekannten Politikers und dessen Worte. Braig erkannte den Mann sofort, wusste, wo er die Szene schon einmal identisch gesehen und gehört hatte. »Mein Name ist Thomas Bittler. Sie kennen mich wahrscheinlich. Ich habe schon viel gearbeitet in meinem Leben, wichtige Projekte angepackt und verwirklicht und sehr viel zum Wohlergehen unseres Landes beigetragen. Eines muss ich Ihnen heute sagen: Das Schönste, das ich je erleben durfte, ist, diesen armen Geschöpfen eine Heimat zu bieten, mit allem, was dazugehört. Die Kinder sehnen sich nach nichts mehr als nach Aufmerksamkeit, Zuneigung, Liebe. Natürlich ist es wichtig, für ihr tägliches Brot, frische Kleidung und ein warmes Zuhause zu sorgen. Aber das Allerwichtigste, das habe ich inzwischen begriffen, ist unsere persönliche Zuwendung. Ihnen Zeit, Hilfe, ganz einfach Liebe zu schenken, ist das höchste aller Gefühle. Das baut mich selbst auf und schenkt mir neue Kraft für meine politische Arbeit zu Hause. Ich komme jedes Mal frisch und gestärkt nach Deutschland zurück. Das kann ich allen Landsleuten nur dringend ans Herz legen: Nimm eines dieser jungen Wesen hier in den Arm und schaue in seine vor Dankbarkeit leuchtenden Augen – das wirst du dein ganzes Leben nicht vergessen! Diese jungen Menschen haben mich die Liebe wieder neu gelehrt.«
    Im Anschluss an Bittlers Worte die Bilder eines großen Gebäudekomplexes, teilweise noch im Bau, umgeben von einem grünen Park. Aufnahmen aus dem Inneren der Häuser: Einfache, aber unübersehbar mit Herz eingerichtete Zimmer für jeweils zwei oder drei Kinder. Breite Betten, große Schränke, verschiedene Spielsachen in fast jedem Winkel. In den Räumen der Älteren nur noch ein, höchstens zwei Betten, dazu Schreibtische und Computer. Große, mit Tischen und Stühlen ausgestattete Versammlungsräume, mehrere Küchen, Nasszellen und Toiletten und ein Speisesaal. Zusätzlich zwei Sporthallen und als Krönung der ganzen Anlage eine kurz vor der Vollendung stehende Schwimmhalle. »Das war der offizielle Teil der Anlage«, kommentierte eine männliche Stimme, »wahrhaftig eine sehenswerte, fast luxuriöse Einrichtung.«
    Die Kamera schwenkte zur Außenfassade, zeigte den Eingangsbereich, folgte dem Gebäudekomplex bis zum Park. Üppig grüne Büsche, ein Birkenhain, dahinter ein mit Schilfrohr und Sumpfgras bewachsener, verlandender See. Das Bild schwankte hin und her, zeigte dann aus der Ferne die Rückseite des Parkgeländes. Ein kleines Haus, von dichten, grünen Sträuchern und hohen Bäumen verdeckt, im Hintergrund die Gebäude des Waisenhauses gerade noch zu erahnen.
    Die Kamera zoomte näher heran, präsentierte die Eingangstür fast über den halben Bildschirm weg. Ein grobschlächtig wirkender Mann in Latzhosen näherte sich dem Gebäude, zwei junge Mädchen vor sich. Die kleine Gruppe betrat das Haus, schloss die Tür.
    »Ich bin nur eines von vielen jungen Mädchen«, ertönte plötzlich eine weibliche Stimme aus dem Off in gebrochenem Deutsch, »mit denen sie das getan haben. Alle paar Tage kamen die Kunden, und dann holten sie wieder ein paar der Kinder und übergaben sie ihnen. Und jedes Mal mussten wir ihnen zu Diensten sein. Zum Glück ist es mir gelungen zu fliehen. Nie mehr gehe ich dorthin zurück. Aber die Kinder, die dort geblieben sind, mit denen geht es weiter. Aber das interessiert niemand.«
    Eine junge Frau kam ins Bild, deutete auf ein Plakat mit dem Porträt Thomas Bittlers. »Dieser Mann lässt sich in Deutschland feiern«, erklärte sie mit ihrem starken Akzent. »Dabei macht er all diese Schweinereien mit. Er hat mich abgeholt, mich und andere Mädchen. Was er mit mir getan hat, möchte ich nie

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