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Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Becks Gedanken fort. »Grandel kommt dahinter, es gibt Krach. Freitagnacht eskaliert das Ganze …« Er überlegte, dachte an die Beschreibung Robert Holzwarths. »Vielleicht war es wirklich ein Kampf, was vor Grandels Haus beobachtet wurde. Aber nicht zwischen Roger Grandel und einer Frau, wie wir es dem Zeugen fast in den Mund legten, weil wir wegen Güblers Hetzerei Gabriele Krauter unbedingt als Täterin sehen wollten, sondern einem anderen Mann, nämlich Jonas Altmaier. Vielleicht hatte Grandel den Konkurrenten in flagranti mit seiner Frau ertappt. Sie geraten in Streit und …«
    »Aber wieso liegen dann beide tot in der Landschaft?«, fragte Beck.
    »Ich meine, normalerweise bleibt einer doch übrig, oder?« Er nahm seine Brille ab, zog ein Tuch vor, hauchte die Gläser an, putzte sie. »Und dann noch achtzig Kilometer voneinander entfernt. Der eine treibt in Backnang im Fluss, der andere liegt am Flughafen. War sie es? Die eigene Frau?«
    Braig schüttelte den Kopf.
    »Ist doch seltsam«, fuhr Beck fort, setzte seine Brille wieder auf. »dass sie den eigenen Mann beseitigt, um sich ganz dem neuen Lover widmen zu können, okay. Aber gleich beide killen?«
    »Zerbrich dir nicht länger den Kopf«, erklärte Braig. »Wir müssen uns die Frau vornehmen. Und zwar gründlich. Sie darf nicht länger lügen, vertuschen oder verheimlichen, was sie weiß. Das reicht jetzt schon für eine Anklage. Wenn sie nicht rückhaltlos auspackt, lasse ich sie einbuchten. Ich habe die Schnauze gestrichen voll. Entweder war sie es selbst, oder sie weiß, wer dahintersteckt. Ruf sie an, dass wir kommen. Wir haben genug spekuliert.«
    Zehn Minuten später waren sie unterwegs.

29.
    Hildegard Jahn wohnte in einem geräumigen Drei-Zimmer-Apartment am Rand von Böblingen, direkt an der neuen Haltestelle Heusteigstraße der wiedereröffneten Schönbuchbahn nach Dettenhausen. Sie war eine freundliche, ältere Dame um die Siebzig, der Trauer wegen schwarz gekleidet, mit grauen Haaren, die sie zu einem Knoten gebunden auf dem Hinterkopf trug. Ihre Wohnung präsentierte warme buchenfarbene Möbel, dicke Teppiche, reichhaltiges Bildmaterial an den Wänden.
    Sie führte Neundorf in ihr Wohnzimmer, bot ihr Platz in einem Sessel an, zeigte auf das Sofa, das mit Alben und Fotosammlungen übersät war.
    »Die habe ich gestern Abend alle rausgeholt und die ganze Nacht betrachtet, seit Ihr Kollege es mir erzählt hat.« Sie wies auf eins der Alben, legte es auf den Tisch, erklärte die Bilder. Neundorf ließ sich in den Sessel nieder, beugte sich vor. Sie sah ein kleines Kind, vielleicht fünf Jahre alt, das in altmodischer Tracht gekleidet einen kleinen Holzwagen an einer Schnur hinter sich herzog.
    »Da trägt er zum erstenmal seine Knickerbocker, sehen Sie«, erklärte Hildegard Jahn, »und den Wagen hat mein Mann selbst gebastelt aus alten Holzbrettern.«
    Neundorf hatte Mühe sich zu konzentrieren, ließ sich Zeit beim Betrachten der Bilder. Die Worte Hausmanns, des Psychologen des LKA, schwirrten ihr durch den Kopf. Sie hatte ihn beim Verlassen des Amtes getroffen. Schwer bepackt wie immer, ein dickes Bündel mit psychologischen Studien unter dem Arm, war er die Treppe hochgekeucht, hatte ihr von Weitem schon gewinkt. »Zu Papier gebracht habe ich leider noch nichts«, war sein Wortschwall über sie hereingebrochen, »aber sämtliche Literatur durchgesehen, die ich auftreiben konnte. Männer entmannen! Das Delikt geschieht tatsächlich selten, wie ich dachte.«
    Hausmann hatte sich schwer atmend auf dem Treppengeländer abgestützt, dann seinen Papierstapel auf einer Stufe abgelegt. »Ich werde mir die Beweggründe dieser Serientäter noch genauer ansehen, kann bis jetzt nur sagen, dass es sich meinen Unterlagen nach ausnahmslos um Psychos handelt. Einer glaubte, die Menschheit von gierigen Sexkonsumenten befreien zu müssen, ein anderer schnappte sich Typen, die er für schwul hielt und trennte deren wichtigstes Arbeitswerkzeug ab, ein totaler Schizo hielt sich an katholische Priester und Mönche, die ihren Zapfhahn seiner Meinung nach vollkommen unnötig durch die Welt schleppten und zwei weitere Südstaatler griffen sich nur Typen anderer Hautfarbe, um die Vermehrung der jeweils falschen Rasse abzubremsen. Ein Weißer schaffte und entschwänzte mit dieser Zielsetzung zwölf Schwarze, sein farbiger Gegenspieler brachte es einige Jahre später aber nur auf zwei Weiße. Bis auf diesen Weißen landeten alle auf dem elektrischen Stuhl oder

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