Schwaben-Messe
Dank, Herr Hägele. Wir müssen uns also in der Autobranche umhören. Ihr Tipp bringt uns hoffentlich auf den richtigen Weg. Wir wollen Sie nicht länger aufhalten.« Er erhob sich, sein Kollege ebenso. Hägele kam schnell in die Höhe. Trotz aller Selbstbeherrschung konnte er seine Erleichterung nicht vollkommen verbergen.
Braig holte erst, als sie schon an der Tür standen, zum letzten Schlag aus. »Hat Ihr alter Freund Grandel Sie in letzter Zeit auch so oft angerufen wie Jahn?«
Hägele hielt die Zigarette in der Rechten, öffnete die Tür. Sofort sprangen sämtliche Scheinwerfer an, tauchten den Vorplatz und den Weg durch den Garten in gleißendes Licht. »Ogi? Nein, schon lange nicht mehr«, antwortete der Ministerialdirigent.
Braig konnte seinen Triumph nicht verbergen. Als sie das Anwesen verließen, strahlte er übers ganze Gesicht. »Er kannte sie also beide. Sehr gut sogar. ›Ogi? Schon lange nicht mehr.‹ Direkt eine Liebkosung. Morgen haben wir Grandels Telefonverbindungen. Dann sehen wir, ob der Herr Ministerialdirigent ehrlich war.«
28.
Als Steffen Braig am Dienstagmorgen ins Amt kam, steckten die Telefonverbindungen Grandels schon in der Ablage des Faxgerätes. Der Tag hatte nervenaufreibend begonnen; gegen fünf Uhr in der Frühe war ein heftiger Gewitterschauer über der Stadt niedergegangen, hatte ihn mit mehreren wuchtigen Donnerschlägen aus dem Schlaf gerissen. Noch einmal zur Ruhe zu kommen, war unmöglich, das Echo des Gewitterlärms hatte den Stuttgarter Talkessel etwa eine Stunde lang fast ohne Unterbrechung im Griff. Erst als es ohnehin Zeit war, aufzustehen, waren die Wolkenmassen verflogen, hatten dann wieder strahlend blauem Himmel Platz gemacht.
Müde, mit bohrenden Kopfschmerzen, war Braig aus dem Haus gegangen, hatte sich dann unterwegs an der frischen, von den intensiven Niederschlägen gereinigten Luft etwas erholt. Als er die Telekom-Unterlagen in Händen hielt, fühlte er sich wieder besser, die Müdigkeit fiel wie ein lästiges Übel von ihm ab.
Braig lief zur Kaffeemaschine, füllte Wasser und Kaffeepulver ein, ließ den Apparat arbeiten. Als der würzige Duft durch sein Büro zog, saß er schon über den Papieren, eifrig nach Jahns und Hägeles Nummern suchend. Der Packen war umfangreich und weit voluminöser als die Auflistung der Gespräche Jahns, die sie gestern durchgesehen hatten. Zweiundzwanzig Blätter, eng bedruckt, allein zum Geschäftsapparat Grandels zwölf Papiere, die Privatanrufe betreffend. Braig hatte sich Jahns Nummern groß auf einen kleinen Zettel notiert, ebenso die von Hägele, suchte die Listen Stück für Stück durch. Nach zwanzig Minuten tränten seine Augen, kurz darauf gingen die Presslufthämmer in seinem Kopf erneut an ihr Werk. Er lief zur Kaffeemaschine, füllte seine Tasse, trank, setzte die Überprüfung fort. Als zehn Minuten später Katrin Neundorf und Erwin Beck in sein Zimmer kamen, hatte er alles durch. Ohne Erfolg.
»Hallo, du siehst schon wieder ziemlich fertig aus«, frozzelte Neundorf, »kurzes Rendezvous mit Gübler gehabt?«
Braig schüttelte entnervt den Kopf. »Hier, die Telefonverbindungen Grandels. Vierunddreißig Blätter, alle eng bedruckt, aber nicht ein einziger Treffer. Kein Anruf bei Jahn, keiner bei Hägele. Weder privat noch geschäftlich. Das kann doch nicht sein! Entweder habe ich einen totalen Blackout …«
»Oder der ist Kunde einer anderen Telefongesellschaft«, unterbrach ihn Beck.
»Glaube ich nicht«, beharrte Braig, »dann hätte ich doch nicht vierunddreißig Seiten Telekom-Auszüge vor mir.«
»Noch eine Möglichkeit«, erklärte Neundorf, »was die drei Typen verbindet, ist so brisant, dass zumindest dieser Grandel so vorsichtig war, nicht von offiziellen Anschlüssen aus zu telefonieren. Wenn Jahn so offen von seinen Apparaten aus bei den anderen Verbindung suchte, war er wohl ganz schön unter Druck, wie in Panik, wer weiß. Sonst hätte er ebenfalls darauf verzichtet, vom eigenen Telefon aus anzurufen.«
Braig nippte an seiner Tasse, zuckte mit der Schulter. »Ich werde jedenfalls alle anderen Telefongesellschaften kontaktieren, um möglichst schnell ihre Listen zu bekommen. Aber vorher sollten wir uns die Papiere noch mal gemeinsam durchsehen, vielleicht ist mir doch etwas entgangen.«
»Mir wäre es recht, wenn Ihr mich vorerst außen vor lassen könntet«, entschuldigte sich Neundorf, »ich muss kurz nach Esslingen, habe einen Termin bei der Mutter Jahns. Gestern reichte es leider nicht
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