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Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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der Aufklärung Ihres Verhältnisses zu ihm.«
    »Mein Verhältnis?« Hägeles tiefe Stimme dröhnte laut vor Verwunderung. »Wie soll ich das verstehen?«
    »Was verband Sie mit Herrn Jahn, wie gut kannten Sie ihn?«
    »Sie sprechen von Wolfgang Jahn aus Esslingen?«
    Braig nickte.
    »Ich kaufte zwei Fahrzeuge bei ihm. Das ist aber schon einige Jahre her.«
    »Das ist alles?« Braigs Enttäuschung war nicht zu überhören.
    »Wir spielten einige Runden Tennis miteinander, aber mein Gott, ich weiß nicht einmal mehr, in welchem Jahr das war. Anfang oder Mitte der Achtziger? Etwa so.«
    »Und in letzter Zeit?«
    »Die Verbindung war nur sehr oberflächlich, wie gesagt, wir lernten uns durch meinen Autokauf kennen, entdeckten dann sportliche Interessen, aber damit hatte es sich schon. Wir verloren uns aus den Augen.«
    »Sie hatten keinen Kontakt mehr?«
    »Das ist lange vorbei. Mein Gott, wissen Sie, wieviel freie Zeit mir zur Verfügung steht?«
    Braig betrachtete den Mann, war nicht bereit, sich so einfach abspeisen zu lassen. Hägeles Augen kamen hinter den dicken Brillengläsern nur verschwommen zum Vorschein, starrten an ihnen vorbei auf einen imaginären Punkt an der Wand.
    »Sie haben miteinander telefoniert«, erklärte Braig, »mehrfach in den letzten Tagen.« Er blieb ruhig, ließ dem Mann Zeit zu reagieren.
    Hägele zog eine Packung Zigaretten aus der Hosentasche, hielt sie vor sich hin. »Stört es Sie?«, fragte er.
    Braig und Beck schüttelten den Kopf.
    Hägele suchte ein Feuerzeug, fand es in seinem Sessel, zündete sich eine Zigarette an. »Wir haben nicht miteinander telefoniert«, erklärte er dann, die Stimme laut und fest wie vorher schon, keine Spur von Unsicherheit darin, »er hat mich angerufen.« Er betonte den aktiven Part, den Jahn gespielt hatte und seine passive Rolle.
    »Wieso?«, fragte Braig.
    Hägele sog den Rauch tief ein, blies ihn dann von sich. »Er hatte Angst, wollte Hilfe.«
    »Was war die Ursache?«
    »Irgendeine Bedrohung, keine Ahnung, welcher Art. Beruflich, denke ich. Autoschiebereien, Diebstähle und so weiter. Er glaubte, wir könnten vom Ministerium aus einiges tun, ihm zu helfen. Seinen Betrieb überwachen, ihm Polizeistreifen stellen.«
    »Sie haben es veranlasst?«
    »Nein«, sagte Hägele, »wie sollte ich auch? Es liegt nicht in meiner Macht.«
    »Na ja gut, aber bei Ihren Einflussmöglichkeiten in der Regierung!«
    Hägeles Stimme wurde lauter. »Ich würde meine Kompetenzen niemals überschreiten. Wir leben in einer Demokratie.«
    »Sie haben also nichts für ihn getan?«
    Hägele sog an seiner Zigarette. »Wie sollte ich? Er solle bei den richtigen Stellen nachfragen, erklärte ich ihm, bei Ihrem Haus zum Beispiel.«
    »Das war löblich«, stimmte Braig ihm zu, »hat er meines Wissens aber nicht getan.«
    »Sie sollten alle Polizeidienststellen überprüfen. Vielleicht haben Sie seinen Hilferuf übersehen.«
    »Das werden wir tun.« Braig notierte sich Hägeles Vorschlag. »Was war die Ursache für seine Hilferufe? Sie wissen es nicht genauer?«
    »Autoschiebereien, denke ich. Er sprach von irgendwelchen Drohungen gegen ihn. Russenmafia vielleicht oder die Konkurrenz? Ich weiß es nicht.«
    »Er erklärte es Ihnen nicht genauer?« Braigs Stimme war es deutlich anzuhören, dass er Hägele nicht glaubte. »Soweit ich weiß, hatten Sie etliche Gespräche miteinander.«
    Hägele stieß eine dicke Rauchfahne von sich. »Wollen Sie etwa andeuten, dass ich Ihnen die Unwahrheit sage?«
    Die Arroganz der Macht, wusste Braig. Der Mann war gefährlich, durfte nicht gereizt werden. »Keineswegs«, gab er scheinbar klein bei, »mich wundert es nur, bei so vielen Gesprächen.« Seine Zweifel, seine Kritik standen dennoch unüberhörbar im Raum.
    »Ich erklärte Ihnen doch, es waren keine Gespräche, sondern einseitige Hilferufe. Mehrfach wiederholte Hilferufe, denen ich leider nicht Folge leisten konnte. Überprüfen Sie mein Telefon, wenn Sie schon so eifrig hinter mir her sind, Sie werden es feststellen: Er rief mich an, mehrfach, ja. Aber niemals ich ihn. Der Mann fühlte sich bedroht, aber ich konnte ihm nicht helfen. Das ist alles.«
    Natürlich konnte es stimmen, überlegte Braig. Er hatte gegen Hägele nichts, aber auch gar nichts in der Hand. Jahn war von Heinel und Gerlacher erpresst worden und hatte Hilfe gesucht bei einem alten, mächtigen Bekannten. Der hatte die Hilfe verweigert, und jetzt war Jahn tot, bestialisch ermordet. So bestialisch wie Grandel.
    »Vielen

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