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Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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unserer Angebote ein, sabotiert stattdessen unsere Arbeit, wo immer es nur geht. Wahrscheinlich liegt es in ihrer Mentalität. Die Frau ist mit sich selbst uneins, eine Querulantin ganz und gar.«
    Blaschkes Stimme hatte einen gequälten Ton angenommen. Der Mann wirkte resigniert.
    »Um was ging es gestern?«, fragte Braig.
    Das Telefon läutete, unterbrach ihr Gespräch für einen Moment. Blaschke entschuldigte sich, nahm ab, hatte Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren. »Die kommende Woche nicht mehr«, zischte er in den Hörer, »ich gab Ihnen deutliche Anweisungen …« Er donnerte den Apparat in seine Halterung zurück, schüttelte den Kopf. »Ich bitte nochmals um Verzeihung.«
    Braig winkte ab, wiederholte seine Frage.
    »Ja, gestern Abend«, seufzte Blaschke, dabei hatte er Mühe, wieder zum Thema ihres Gesprächs zurückzufinden.
    »Sie waren dabei?«
    Der Beamte sah Braig überrascht an. »Aber das versteht sich doch von selbst«, erklärte er, »die Öffentlichkeitsarbeit des Wirtschaftsministeriums ist schließlich mein tägliches Brot. Meinem Team obliegt es, Maßnahmen aus unserem Haus für die Bevölkerung aufzubereiten und sie den Menschen verständlich zu machen. Deshalb hatten wir gestern zu einer Diskussion über die neue Messe geladen. Die Resonanz war groß, der Saal voll besetzt. Die Leute waren interessiert. Kein Wunder, wir boten hochkarätige Persönlichkeiten auf, eine Stellungnahme zur Messe abzugeben, von unserem Wirtschaftsminister Kering bis zum Projektleiter des neuen Vorhabens selbst.«
    Braig trank den Rest seines Mineralwassers. »Frau Krauter war ebenfalls beteiligt?«
    Der Beamte lachte. »Allerdings. Sie hielt sich zwar während der Podiumsdiskussion zurück und griff erst spät in die Diskussion ein, dann aber umso heftiger. Voller Aggressivität. Sie verbiss sich dermaßen in einen der Diskussionsteilnehmer, dass wir ihr das Mikrofon abschalten mussten. Das hielt Frau Krauter aber nicht davon ab, das Gespräch«, Blaschke betonte das Wort, »dennoch fortzusetzen und zwar in einer solchen Lautstärke, dass alle weiteren Debatten damit passé waren. Hätte nicht viel gefehlt, und sie wäre, verzeihen Sie den ungehobelten Ausdruck, aber besser kann ich die Situation nicht wiedergeben, dem Mann an die Gurgel gegangen. Die Frau ist durchtrainiert, eine körperliche Auseinandersetzung hätte der Manager nicht unbeschadet überlebt.
    Sie hatte ihn schon einmal angegriffen, vor einigen Monaten. Herr Grandel wurde damals von ihr niedergeschlagen, landete auf dem Boden. Das wollten wir gestern unbedingt verhindern. Wir waren nahe daran, Kollegen von Ihnen einzuschalten. Zum Glück konnten die Leibwächter unseres Herrn Ministers noch rechtzeitig eingreifen.«
    »Es kam zu einem richtigen Streit?«
    »Das ist sehr vornehm umschrieben. ›Kampf‹ würde den Sachverhalt schon deutlicher darlegen. Die Männer mussten Frau Krauter festhalten, sie war vollkommen außer sich. In Rage. Hätte sich ein Mann auch nur ähnlich aufgeführt, ich glaube …«
    Blaschke verstummte, winkte ab.
    »Ja?«
    »Sie hat Glück, dass wir auf eine Strafanzeige verzichteten. Ob sich Herr Grandel ebenfalls zurückhält, weiß ich nicht.«
    Braig zückte seinen Notizblock, schrieb sich einige der Informationen auf. »Wer ist der Mann?«, fragte er.
    »Manager des Flughafens. Er kennt Frau Krauter offensichtlich schon von früher, als es um die Erweiterung der Landebahn ging. Um diesen Sachverhalt kreiste auch ihre Auseinandersetzung.«
    »Um die Vergrößerung des Flughafens?«
    »Genau. Er hielt ihr vor, prinzipiell jeden Fortschritt verhindern zu wollen, worauf sie, wie die Leute heute so schön sagen, ausrastete und ihn persönlich angriff.«
    »Wie argumentierte sie?«
    »Sie faselte von fehlender Besteuerung des Flugverkehrs, Subventionen des Staates, Lügen der Flughafen-Manager hinsichtlich der Lärm- und Abgasbelastung. Ich hörte nicht mehr hin, ihre Hetzerei war es mir nicht wert.«
    »Wie lief es am Ende der Veranstaltung? Gingen die beiden gemeinsam aus dem Raum?«
    Blaschke lachte laut: »Sie haben Humor. Ich fürchte, das hätte Herr Grandel nicht überlebt. Nein, Spaß beiseite, er ließ sie irgendwann, der Saal hatte sich weitgehend schon geleert, einfach stehen, packte seine Sachen zusammen und verschwand durch einen Nebenausgang, wenn ich mich richtig erinnere. Beschwören kann ich das nicht. Ich meine aber, dass sie ihm mit hochrotem Kopf noch einige üble Beschimpfungen hinterherschrie. Ja,

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