Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
eine Handvoll in Frankreich. Zu den anderen Ländern bin ich noch nicht gekommen.«
    »Sehr fleißig«, lobte Braig, »wahrscheinlich müssen wir den genaueren Befund des Arztes abwarten, vielleicht entdeckt der doch noch charakteristische Merkmale.«
    »Hoffentlich. Was machen wir jetzt?«
    »Die Nachbarn fragen«, schlug Braig vor, »am besten, wir trennen uns und gehen von Hof zu Hof. Die liegen nicht allzu weit auseinander.«
    Söhnle startete den Wagen, passierte einige Häuser, dann ein kleines Gewerbegebiet mit Handwerksbetrieben, einem Möbelgeschäft, Supermärkten. Schließlich unterquerten sie die Bundesstraße, waren auf dem freien Feld.
    »Stellen wir das Auto in der Mitte ab? Du gehst in die eine Richtung, ich in die andere, okay?«
    Söhnle nickte, sah die Schleppergespanne draußen auf den Äckern. »Vielleicht müssen wir auch raus aufs Feld, weil die unterwegs sind.«
    Braig folgte seiner ausgestreckten Hand. »Gut, wir werden sehen. Wichtig ist, die Leute genau zu befragen, ob ihnen heute Nacht irgendetwas auffiel, ein ungewohntes Geräusch vielleicht oder Stimmen oder Lichter.« Er blickte zurück, sah den Hof Gabriele Krauters wenige hundert Meter entfernt. »Und was sie über die Frau und ihren Lebensstil so wissen, ja?« Er erwähnte nichts von Schwarzen Messen, Orgien, angeblichen Lesbentreffs. Sollte Söhnle selbst entscheiden, was irgendwie wichtig sein könnte. Sie stellten das Fahrzeug ab, trennten sich, liefen in entgegengesetzte Richtungen.
    Steffen Braig hörte das laute Bellen schon von weitem. Der Schäferhund war an einer langen Kette festgemacht, konnte sich aber in einem erstaunlich weiten Radius bewegen. Je näher Braig dem Hof kam, desto wilder gebärdete sich das Tier. Es sprang vor der Hausfront hin und her, ließ ihm keine Chance, zur Eingangstür zu gelangen.
    Er blieb stehen, legte die Hände über den Mund, um seine Stimme zu verstärken. »Hallo!«
    Der Hund war kaum noch zu bremsen, zerrte an der Kette, sprang wie ein Wilder auf Braig zu, dann wieder Richtung Haus, bellte, tobte. Braig wartete einige Minuten, lief weiter. Der nächste Bauernhof grenzte unmittelbar an den Nachbarn, auch hier ein zweistöckiges, erst vor wenigen Jahrzehnten errichtetes Gebäude mit Stallungen, Scheune, Maschinenabstellräumen. Ein älterer Mann und eine kaum jüngere Frau, so um die Sechzig, waren gerade dabei, einen Anhänger an einen großen Traktor zu kuppeln. Sie schauten sich nicht um, beachteten Braig mit keinem Blick. Die Frau packte zwei große Heugabeln, warf sie auf den Wagen.
    »Fertig«, rief sie laut.
    Braig beeilte sich, den Mann anzusprechen, bevor er den Motor des Traktors starten konnte. »Guten Tag«, grüßte er, »mein Name ist Braig, ich komme vom Landeskriminalamt.«
    Das Landwirtsehepaar betrachtete ihn skeptisch.
    »Mir hent zu arbeite«, erklärte die Frau abweisend, »für Reporter bleibt uns keine Zeit.«
    Braig zog seinen Ausweis aus der Tasche, hielt ihn deutlich sichtbar hoch. »Ich bin kein Reporter.«
    »So?« Der Landwirt studierte das Dokument. Er trug alte, dunkelgrüne Cordhosen, ein weites, buntes Holzfällerhemd, das er über die Ellbogen hochgekrempelt hatte. »Kann man diese Papiere net auch schon fälsche?«
    »Hoffentlich nicht«, meinte Braig, überrascht über die Skepsis der Leute. »Wenn Sie mir nicht glauben, rufen Sie im Landeskriminalamt an und fragen nach meinem Namen.«
    »Isch ja schon gut«, wiegelte der Mann ab, »aber heut weiß man ja nie …«
    Steffen Braig fühlte sich von den Worten seines Gesprächspartners genervt, versuchte, freundlich zu bleiben. »Ich hätte nur ein paar Fragen.«
    Der Landwirt nickte mit dem Kopf, wischte die Hand an seiner Hose ab, reichte sie Braig. »Hermann Steimle«, stellte er sich vor, »und das isch meine Frau Sofie.«
    Sie deutete einen Gruß an, indem sie ein kurzes verschämtfreundliches Lächeln über ihr Gesicht huschen ließ, machte sich dann an ihren Haaren zu schaffen. Strähnen zottelten in ihre Stirn, Schweißtropfen perlten über die Haut. Sie nestelte an dem Knoten auf ihrem Hinterkopf, zurrte ihn ordentlich zurecht. »Gebetszwiebel« hatten spöttische Münder in seiner Kinderzeit diese Frisur belächelt, wohl weil sie traditionell von Frauen bevorzugt worden war, die einen frömmlerisch-biederen Lebensstil praktizierten.
    »Sie wollet höre, ob mir was über den Tote wisset?«, fragte Hermann Steimle.
    Steffen Braig riss sich aus seinen Gedanken, betrachtete den Mann. »Wenn Sie mir

Weitere Kostenlose Bücher