Schwaben-Messe
baumelte.
»Sie können es sich nicht denken?«, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Gehen Sie endlich aus dem Weg!« forderte sie ihn auf. »Das Korn muss in den Stall.« Sie winkte ihrer Gefährtin, lief zum Stall, öffnete das Tor.
Frau Beranek rangierte das Gefährt quer über den Hof zum Sandplatz. Die Männer, die kniend auf dem Boden arbeiteten, sahen erstaunt auf.
»Ich hoffe, Sie machen keine Dummheiten«, sagte Braig.
Gabriele Krauter warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Sie bemühte sich nicht, ihre Missachtung zu verbergen. »Sonst haben Sie keine Sorgen, wie?«
Fünfzig Zentimeter vor dem ersten Kriminaltechniker kam der Traktor zum Stehen. Beranek legte den Rückwärtsgang ein, balancierte das Steuerrad nach links, schob die beiden Anhänger vorsichtig in den Stall. Sie fuhr ohne Stocken, benötigte nur einen Anlauf. Krauter dirigierte, bis beide Wagen im Trockenen standen.
Braig ahnte, wie schwer es war, die Prozedur ordnungsgemäß auszuführen, bewunderte die Arbeit der Frauen. Der Hund stand keine zwei Meter von ihm entfernt, musterte ihn mit leisem Knurren.
Krauter kuppelte den Traktor ab, trat zur Seite. Beranek fuhr den Schlepper aus dem Stall und rangierte ihn dann in den engen Raum dicht neben den voll beladenen Wagen. Braig sah, dass kaum eine Handbreit Platz dazwischen blieb.
Als sie den Motor abstellte, ging der Regen schlagartig in einen heftigen Guss über. Schöffler und die Männer rannten zu einer großen Kiste, zerrten mehrere Planen hervor, breiteten sie auf dem Sandplatz und dem angrenzenden Feldstück aus, befestigten sie mit speziellen Verschlüssen. Der Hund bellte nervös und suchte unter dem schmalen Vordach vor der Haustür Schutz vor dem Regen. Gabriele Krauter und ihre Gefährtin verschlossen den Stall, liefen zum Haus. »Und?«, fragte sie. Sie zog ihre Mundwinkel hoch, schenkte ihm nichts als Verachtung.
»Sie haben uns heute Morgen leider belogen«, erklärte Braig. Er stand mitten im Regen, fühlte, wie seine Haare, sein verschwitztes Shirt, seine Hosen ekelhaft nass an seinem Körper klebten.
Die beiden Frauen liefen an ihm vorbei, pressten sich an die Tür, schüttelten die Feuchtigkeit ab. Der Regen prasselte auf das Vordach über ihnen, prallte ab, klatschte daneben auf den Asphalt. Braig hielt sich die Hände über die Stirn, um überhaupt noch etwas erkennen zu können.
»Inwiefern?«, fragte Krauter. Sie stand im Trockenen, betrachtete Braig, der vom Wolkenbruch weggeschwemmt zu werden drohte. Ihre Miene veränderte sich leicht, spiegelte Genugtuung.
Genugtuung dafür, überlegte er, dass sie unter dem sicheren Dach steht, während es mich fast wegspült. Ein gleißender Blitz, wenige Sekunden später gefolgt von einem schweren, langen, polternden Donnerschlag, ließ ihn verstummen. Er spürte, wie hungrig und müde er war. Seine Hände zitterten leicht.
»Die Veranstaltung heute Nacht«, sagte er schließlich, »das Fest, das Sie feierten.«
»Ein Fest?« Sie tat, als verstehe sie nicht.
»Sie wollen es abstreiten?« Er musste lauter reden, um das heftige Prasseln des Regens zu übertönen.
»Wir zelebrierten eine Teufelsaustreibung«, betonte sie mit kräftiger Stimme, »eine Schwarze Messe. Was soll ich abstreiten?«
»Wie bitte?«
Sie grinste ihm voll ins Gesicht, zeigte offen, dass sie es genoss, ihn überrumpelt zu haben. Alles hatte er erwartet, nur diese Antwort nicht. Etwa, dass sie alles bestreiten, ihr nächtliches Treiben schlicht verleugnen würde. Oder, wenn er ihr die Berichte und vor allem die Beobachtungen der Nachbarn präsentierte, die sie dazu zwangen, die Existenz des nächtlichen Treibens zuzugeben, einfach ihre und ihrer Gefährtin Abwesenheit zu behaupten. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht, dass sie es offen eingestehen würde. Und sie wusste es. Wusste, wie überrascht, ja überfahren er jetzt war.
»Noch etwas?«, fragte sie, jetzt deutlich eine Spur zu frech.
Braig packte die Wut. »Sie haben natürlich nicht teilgenommen«, sagte er.
»Wobei?«
»Bei der Teufelsaustreibung.«
Krauter schaute ihm voll in die Augen. »Aber klar doch. Ich bin schließlich die Hohepriesterin.«
Sie genoss es, im Trockenen zu stehen und sein Missvergnügen mitten im Wasser erleben zu können. Er stand im Hof, nass wie ein Schwamm, fühlte sich hundeelend.
»Ich kann Sie auch verhaften lassen«, drohte er.
Frau Beranek zog einen Schlüssel aus ihrer Tasche, öffnete die Tür, verschwand mit dem Hund im Haus.
»So?«
Die
Weitere Kostenlose Bücher