Schwaben-Messe
mehr erkennen«, brummte Söhnle, deutete auf die Kollegen.
Braig schüttelte den Kopf. »Keine Angst. Schöffler hat garantiert starke Lampen dabei.«
Sie folgten der geraden Straße, erreichten den Feldweg, auf dem sich der Traktor näherte. Zwei Personen waren deutlich auszumachen.
»Ich muss die Frau zur Rede stellen, es hilft nichts.«
»Die wird sich freuen«, sagte Söhnle. Er klopfte nervös aufs Steuerrad, starrte nach vorn, wo das Ackergefährt langsam größer wurde. »Die Unterhaltung mit uns ist genau das, was die jetzt brauchen. Ich kenne es von meiner Tante, die haben auch einen Bauernhof.«
»Wo?«, fragte Braig. Er bemühte sich zu erkennen, ob auf dem Traktor die beiden Gesuchten saßen.
»Bei Marbach am Neckar. Die Leute müssen wirklich zupacken. Wir haben da echt keine Ahnung, was bei denen alles abgeht. Der Sommer ist brutal, von Freizeit keine Spur. Respekt, dass zwei Frauen allein die Arbeit hier schaffen.«
So hatte es Braig noch nicht gesehen.
»Körperlich wird da ganz schön was abverlangt«, fuhr Söhnle fort, »auch wenn die heute Maschinen haben, zu deren Betrieb du ein halbes Ingenieur-Studium benötigst.«
»Wird also schwierig, heute Abend noch mit der Krauter zu reden.«
»Die ist garantiert fix und fertig. Wenn die den ganzen Mittag auf dem Feld waren und ihr Korn jetzt noch ins Trockene bringen müssen.« Er zeigte auf den Himmel. »Mit mir war überhaupt nichts mehr anzufangen, wenn ich bei meiner Tante mithalf. Pff, mein Gott, ich kroch auf allen Vieren davon. Jedesmal.«
Braig starrte hoch, sah in die Wolken, dann wieder zu dem Traktor. Sie waren es nicht. Eindeutig. Ein junger Mann und eine kaum dreißig Jahre alte Frau. »Mist. Sie sind es nicht. Nachbarn wohl.«
»Kennst du sie?«
Söhnle schüttelte den Kopf.
»Eigentlich müssen wir die auch noch befragen.«
Der Kollege lachte laut. »Prima. Geh raus und tu es. Viel Vergnügen. Zehn Minuten vor dem großen Regen.«
Braig wusste, dass er recht hatte. Es war absolut unmöglich.
Söhnle startete das Auto, machte Platz. Der Mann und die Frau saßen mit verschwitzten, erschöpften Gesichtern auf dem Traktor, bogen ohne sie zu beachten um die Ecke.
»In unserem Zivilfahrzeug sind wir für die sowieso nur Journalisten. Irgendwelche Schmierfinken, die jetzt ein großes Theater um die Leiche veranstalten.«
»Wir warten auf dem Hof«, entschied Braig, »irgendwann müssen die ja zurückkommen.«
Er spürte den Hunger, den Durst, seinen müden Kopf. Es war kurz vor Neun, Samstagabend. Langsam, aber sicher, hatte er für heute genug. »Hast du schon was gegessen?«
Söhnle prustete laut. »Du bist gut. Wann denn?«
»Okay, ich bleibe hier. Würdest du was besorgen? Irgendwo in der Umgebung?«
»Gute Idee. Bis gleich.«
Steffen Braig stieg aus, lief zum Krauter-Hof. Die Kriminaltechniker waren fleißig am Werk. Er sah, wie Schöffler Daten in seinen Laptop eingab und sie mit anderen verglich. Plötzlich fiel Braig ein, was er bisher vergessen hatte.
Wenn die Frauen hier alle paar Wochen, wie die Nachbarn erklärt hatten, ihre Exzesse feierten, Gruppen von Frauen wohlgemerkt, und sie jedesmal die halbe Nacht sangen und tanzten, musste es sich um große Mengen von Drogen handeln, die dabei konsumiert wurden. Was die frömmlerisch-naiven Steimles als satanisches Verhalten bezeichneten, war wahrscheinlich nichts anderes als ein kollektives Genießen von Aufputschmitteln, Ecstasy, vielleicht auch von Joints oder sogar Heroin. Vielleicht, nein wahrscheinlich, war es Frau Krauter und ihren Freundinnen gerade recht, wenn die Nachbarn aus Unkenntnis der eigentlichen Vorgänge von Satanischen Messen sprachen. Je geheimnisvoller die Vorgänge umschrieben wurden, desto ungenierter konnten sie die Gifte umsetzen. Wahrscheinlich hatten sie die Mär von den Satanischen Messen selbst in Umlauf gebracht, um ihre Orgien ohne Probleme mit Fahndern realisieren zu können. So war es auch zu verstehen, warum Frau Krauter heute Morgen nichts von der nächtlichen Veranstaltung preisgeben wollte: um die Polizei nicht neugierig auf ihre Exzesse zu machen. Braig konnte sich nicht vorstellen, dass den Kollegen der Rauschgiftermittlung Drogenlieferungen in einem Umfang, wie sie notwendig waren, um diese Satansfeste zu feiern, völlig unbekannt waren. Wahrscheinlich fehlten nur die letzten Beweise, bevor man einschreiten konnte.
Er ließ sich mit dem LKA verbinden, verlangte die Rauschgift-Fahndung.
»Sind heute Abend nicht mehr zu
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