Schwaben-Messe
sprechen«, erklärte der Beamte, »die machen gerade Kontrollen. Was glauben Sie, was am Samstag nachts alles läuft. Discos und so. Die können gar nicht genug Fahnder haben. Sind nicht zu beneiden, die Leute.«
»Dann überprüfen Sie bitte, ob gegen eine Krauter, Gabriele, rauschgiftmäßig was vorliegt.«
Der Beamte gab den Befehl in einen Computer ein, verneinte. »Ich kann nichts erkennen.«
»Oh, dann probieren wir es mit«, Braig suchte nach dem Namen, »Beranek, Mirjana.«
»Wie?«
»Beranek, Mirjana.« Braig sprach die Worte Buchstabe für Buchstabe.
Wieder hörte er das Klappern der Computer-Tastatur.
»Nein, tut mir leid. Nichts,« sagte der Beamte. »Aber es wäre dennoch ratsam, wenn Sie morgen oder noch besser am Montag mit den zuständigen Kollegen direkt …«
Braig war müde, hatte Hunger und Durst.
»Ja ja ja«, unterbrach er den Mann, schaltete sein Handy ab. Er konnte es sich nicht vorstellen, dass gegen die Frau nichts vorlag. Feste dieser Größenordnung ohne umfangreichen Drogeneinsatz … Unvorstellbar, nach all den Erfahrungen, die er in den letzten Jahren gemacht hatte. Kaum ein anderer Wirtschaftsbereich florierte so gut wie der Drogenmarkt.
Vielleicht brachten die Gäste alles mit. Die Krauter und Freundin stellten das Gelände zur Verfügung, alles weitere war Sache der anderen Teilnehmerinnen. Wenn jede der vielen Frauen, die hier angeblich dabei waren, nur eine Kleinigkeit mit sich führte …
So musste es sein. Deshalb war die Krauter ein unbeschriebenes Blatt, deshalb konnten die anreisenden Gäste hier auch gefahrlos konsumieren, soviel sie wollten, Polizei-Kontrollen waren nicht zu befürchten. Wer würde auch zwei fleißige, hart arbeitende Bäuerinnen verdächtigen, Drogenfeste zu organisieren und das, wie die Nachbarn erzählten, alle paar Wochen …
Er musste die Kollegen von der Rauschgiftermittlung auf Krauter ansprechen, sobald sie zu erreichen waren. »Hat sich schon was ergeben?«, fragte er, als einer der Kriminaltechniker an ihm vorbei lief, sich auf die andere Seite der Straße stellte und breitbeinig in den Acker pinkelte. Der Mann hatte es offensichtlich gewaltig eilig, gab erst seinem Bedürfnis nach, bevor er antwortete. In der Ferne grollten die ersten Donner.
»Bis jetzt nichts, nein«, erklärte er, als er zurückkam und direkt vor Steffen Braig den Reißverschluss an seinem Hosenschlitz hochzog, »die haben anscheinend schwer drauf geachtet, keine Spuren zu hinterlassen.«
»Ist das möglich?«, fragte Braig irritiert. »Ich meine, Benzin ist doch so aggressiv, sondert Dämpfe ab und setzt sich überall in kleinsten Mengen fest. Irgendeiner von euch Technikern hat das mal so erklärt.«
Der Mann wischte sich die Hände an seiner Hose ab. »Ist im Prinzip schon richtig. Aber wer garantiert uns, dass die den Typen nicht in einem Behälter hier anlieferten und das Benzin dann dort reinschütteten? Ein Schubkarren zum Beispiel, eine alte Blechwanne, oder was weiß ich? So blöd können die nicht sein, wenn sie es riskieren, den Kerl vor der eigenen Haustür abzulegen.«
»Schiit!« Braig hatte es sich angewöhnt, das Schimpfwort in dieser abgewandelten Form von sich zu geben – sofern er sich noch so weit unter Kontrolle hatte – weil er glaubte, dass es so viel harmloser klang. »Dann haben wir vielleicht nicht einmal eine Chance, ihnen das mit dem Benzin zu beweisen?«
»Wenn sie es aus Raffinesse nicht sowieso weit draußen auf dem Feld gemacht haben«, warf Schöffler ein, »die gesamten Ackerflächen können wir kaum umgraben.«
Braig nickte resigniert, erschrak über einen kräftigen Donnerschlag.
Die Frauen kamen gleichzeitig mit den ersten Regentropfen. Sie hockten samt ihrer Promenadenmischung auf dem Traktor, zwei voll beladene Wagen mit Korn hinter sich. Der Hund sprang wild bellend auf den Hof.
»Moses!« Gabriele Krauters scharfe Stimme ließ das Tier verstummen.
Drohend baute sich der Vierbeiner vor Braig auf.
»Darf ich wissen, was Sie hier vorhaben?«
Sie stieg behände von dem Traktor, zeigte auf die Männer am anderen Ende des Hofes. Ihr helles Shirt klebte verschwitzt auf ihrem Körper, ein breitkrempiger Strohhut verdeckte ihre Haare. Die Jeans waren dreckverkrustet, ihre Schuhe von hellem Staub überzogen. Sie sah erschöpft aus, die Arbeit auf dem Feld hatte ihr offensichtlich alles abverlangt.
Die Regentropfen fielen zahlreicher, der Himmel hatte sich verdunkelt. Braig sah den Anhänger, der an ihrem Ohr
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