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Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Gewitter losbrechen.
    »Du Scheißkerl«, kreischte die Frau im Hintergrund, »wie oft soll ich dir noch sagen …« Ihre Worte gingen im Geschrei des Mannes unter. Sie hatte offensichtlich alles mitgehört, was Braig am Telefon gesagt hatte.
    Er musste die Leute so schnell wie möglich aufsuchen. »Herr Hessle«, rief er, »hören Sie …«
    Die Auseinandersetzung am anderen Ende der Leitung verhinderte jede weitere Verständigung.
    Braig ließ die Verbindung stehen, ging ins Wohnzimmer, erklärte Heger, dass er eilig weg müsse, aber später vielleicht noch mal nach ihm schaue, rannte ins Treppenhaus. Die Fotos der neuen Freundin zu suchen hatte sich vielleicht erübrigt, der Mörder Altmaiers war – dem Getümmel am Telefon nach – wohl in anderer Richtung zu finden. Braig las den Namen der Straße, in der Hessle wohnte, wusste aber nicht genau, wo sie zu finden war. Er trat aus dem Haus auf den Gehweg, erschrak wegen der vielen Menschen, die sich rund um die Unfall-Autos versammelt hatten. Links und rechts von der Unfallstelle, die Bahnhofstraße hinauf und hinunter, parkten Autos, deren Fahrer neugierig auf den verbeulten Wagen starrten. Als er einen jungen Mann ganz vorne in der Schlange sah, kam ihm die Idee.
    Braig drückte sich an einer Gruppe Schaulustiger vorbei, lief auf ihn zu, zückte seinen Ausweis und fragte nach der Lage der gesuchten Straße. Der Mann wusste sofort Bescheid, erklärte sich bereit, ihn die kurze Strecke zu fahren. Er dankte, stieg ein, merkte, dass es am anderen Ende seiner Handy-Verbindung ruhig geworden war.
    »Herr Hessle«, rief er, »sind Sie noch da?«
    Sie fuhren gerade los, als der Mann antwortete. »Also, okay, ich gebe alles zu.«
    »Wie lief es ab?«, fragte Braig. Mach schon, Mann, dachte er, rück endlich raus damit, wie es soweit kam. Erspare mir die unnötigen Fragen.
    »Also, die Idee hatte Andi. Naja, wie schon die letzten Male sollte es ablaufen. So wie es in der Zeitung stand. Sie wissen ja darüber Bescheid.«
    Ich weiß überhaupt nichts, arbeitete es in Braig, weniger als nichts.
    Sie hatten die Korber Höhe erreicht, steuerten den Hochhauskomplex an, in dem Hessle wohnte. »Jetzt machen Sie endlich weiter!« schimpfte Braig ins Telefon.
    Hessle gehorchte aufs Wort. »Es waren keine echten Knarren, Ehrenwort! Die Pistolen von meinen Kindern. Ich habe sie hier, kann sie Ihnen gern zeigen. Wir hätten es nie mit echten gemacht. Ich jedenfalls nicht. Wäre mir viel zu gefährlich. Wenn Sie wollen, führe ich sie Ihnen vor. Die Kinder spielen wieder damit.«
    Wieder keifte die Frau hinter ihm. »Du gottverdammtes Arschloch«, verstand Braig. Sie suchten nach der Hausnummer, hatten in dem Betonkomplex die Orientierung verloren.
    »Also! Was dann?«
    Endlich standen sie vor dem Eingang. Sein Chauffeur wies auf die Tür, nickte ihm zu. Die Nummer stimmte. Braig bedankte sich, stieg aus.
    »Ja, also ehrlich, uns ging es vor allem um die Filme. Naja, Sie wissen ja, diese Auswahl die die haben. Also wir machten es vor allem wegen der Filme!«
    »Wegen der Filme«, zeterte die Frau »pff, wegen der Filme!«
    »Weiter!«
    »Naja, gut und wenn ich ehrlich bin, wegen der Gummipuppen …«
    Der Mann konnte nicht weiter reden. Die Schläge auf seinem Rücken knallten so laut, dass Braig das Handy von seinem Ohr wegschob. Er stand vor der Tür, suchte die Namensliste ab, drückte auf die entsprechende Klingel. Der sanfte Gong war durchs Handy zu hören.
    Es dauerte mehrere Minuten, bis er den Fahrstuhl nach unten geholt, dann das richtige Stockwerk erreicht und die Wohnung endlich gefunden hatte. Kein Wunder, wenn Leute in diesem unmenschlichen Labyrinth kriminell wurden. Verhältnisse wie im Taubenstall oder in der Hühnerfarm. Menschen in Massen auf engstem Raum eingepfercht.
    Als Braig dann in der Wohnung stand, war er völlig überrascht über die geräumigen Zimmer, die großzügige Anlage der Wohnung und die überwältigende Aussicht. Der Blick aus dem Fenster reichte über Waiblingen und das Remstal hinweg bis Fellbach und Stuttgart. Die Landeshauptstadt samt Fernsehturm, den umliegenden Bergen und dem Neckartal lag scheinbar zu Füßen. Braig erinnerte sich an das Panorama, das er gestern aus der teuren Villa in Bürg genossen hatte, fand, dass die Aussicht hier der anderen in nichts nachstand. Wer in der Nähe des riesigen Wohnkomplexes lebte, hatte ständig die unförmigen Betonmassen vor Augen, diejenigen jedoch, die in dem Gebäude selbst zu Hause waren, wurden die

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