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Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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wieder zurück. Sie würden uns sehr helfen.«
    Kurz vor elf Uhr hatten sie die endgültige Gewissheit. Mona Peters hatte den Toten als Wolfgang Jahn identifiziert.
    »Die Leiche ist wieder komplett«, hatte Dr. Kessler Frau Neundorf noch zugeflüstert, als sie mit der Ex-Frau im Weinberg auftauchte.
    »Komplett?« Neundorf hatte Schwierigkeiten zu verstehen.
    »Die Kollegen fanden einige Materialien dort drüben zwischen den Reben. Genauer gesagt, die Teile, die dem Mann seit gestern Abend fehlen und auf die er in seinem Leben viel Wert gelegt haben dürfte.«
    Die Kommissarin sah sich nicht in der Lage, über seine Bemerkung zu lachen.

17.
    Die Wohnung Wolfgang Jahns zeugte deutlich vom Wohlstand des Besitzers. Auch die war unversehrt, zeigte keinerlei Spuren fremden Eindringens. Was immer der Mörder gegen den reichen Autoverkäufer im Sinn gehabt hatte, auf sein Hab und Gut schien er es nicht abgesehen zu haben.
    Neundorf schritt vorsichtig durch den langgestreckten, mit dicken Teppichen ausgelegten Vorraum, Daniel Schiek an ihrer Seite. Sie hatte den Kriminaltechniker darum gebeten, die Wohnungstür zu öffnen, nachdem Mona Peters’ Entschuldigung eingegangen war, keinen Schlüssel zum Haus ihres Ex-Mannes mehr zu besitzen. Die dicken Teppiche dämpften alle Geräusche, ließen die Schuhe bei jedem Schritt tief in der Wolle versinken. Die Wände des Vorraums waren auf allen Seiten mit Spiegelfliesen ausgestattet, wohin sie auch blickte, sah sie sich selbst ins Gesicht. Irritiert von der seltsamen Perspektive suchte sie nach einer Tür, um dem verwirrenden Raum zu entweichen.
    Das große Wohnzimmer präsentierte eine voluminöse Lederkombination mit einem wuchtigen Glastisch in der Mitte.
    Neundorf öffnete die Türen und Schubladen des schweren Eichenschranks an der gegenüberliegenden Wand. Spirituosen, meist angebrochen, in reicher Auswahl, dazu Gläser, teilweise gefüllte Karaffen, Schnäpse, Liköre in allen Variationen. In den Schubladen Fotos von Autos, Flugzeugen, Traktoren, bunt gemischt.
    Neundorf verließ den Raum, untersuchte das Schlafzimmer. Ein breites, in grellem Blau gehaltenes Doppelbett mit einem überlebensgroßen weiblichen Akt an der Wand, zwei Schnapsflaschen in einem Schränkchen, kleine Gläser dabei. In der Schublade Arznei: Tabletten und Fläschchen, dazu Tuben, Kartons. Sie überflog die Namen, fand vom Schlafmittel bis zu geschmacksintensiven Kondomen ein üppiges Sammelsurium. Der Mann hatte fleißig zugelangt, sowohl was Alkohol als auch medikamentöse Drogen anbetraf.
    Der mächtige, schwarze Kleiderschrank an der Rückwand enthielt keine Überraschungen: Herrenwäsche, Anzüge, Hosen und Hemden.
    Schiek durchsuchte die Küche, das Badezimmer, die Toilette: nichts Besonderes.
    Die Treppe zum oberen Stockwerk verschwand fast vollständig unter dem dickwolligen Teppichbelag. Lautlos stiegen sie hinauf. Oben fand sich noch ein Bad, nebenan eine Toilette, dann eine Art Gästezimmer mit einem ausklappbaren Sofa, einem Tisch, Stühlen, einem großen Schrank. Bettwäsche, Spielesammlungen, Romane, Rätselbücher in den unteren Regalen, darüber Geschirr, Gläser, Besteck. Neundorf achtete nicht weiter auf den Inhalt, widmete sich dem nächsten Zimmer.
    »Sein Arbeitsraum«, erklärte Schiek, der bereits mehrere Regale der breiten Schrankwand und Aktenordner gesichtet hatte. Die Papiere enthielten ausschließlich geschäftliche Interna, vom An- und Verkauf von Gebrauchtwagen bis zur Finanzierung neuer Leasing-Modelle. Die Unterlagen waren so umfangreich, dass es keinen Sinn hatte, sich nur für ein paar Minuten damit zu beschäftigen.
    »Das Haus wird versiegelt. Wenn wir Anzeichen von geschäftlichen Unregelmäßigkeiten finden, schicke ich Experten her. Die können vielleicht eruieren, ob die Papiere problematische Inhalte zeigen«, erklärte Neundorf. Sie nahm das Notizbuch aus der obersten Schreibtischschublade, blätterte es durch. Vorne das Kalendarium, sieben Tage je Doppelseite, dahinter ein alphabetisches Namensregister. Jahn hatte nur wenige Termine eingetragen, die meisten wahrscheinlich privater Natur. Unter Sonntag, dem 8. August, dem Tag seines Todes, hatte er für zwölf Uhr »Mona« mit einem Fragezeichen notiert, sonst die ganze Woche nichts. Zwei Wochen vorher, am 25. Juli, war dick rot »Mamas Geburtstag« eingetragen. Wahrscheinlich hatte der Mann für seine geschäftlichen Termine ein eigenes Kalendarium in seinem Autohaus.
    Im hinteren Teil des Notizbuchs Namen,

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