Schwaben-Messe
Adressen, Telefonnummern. Sie mussten sie durchkämmen, alle, solange sie keine anderen Anhaltspunkte für das Verbrechen hatten.
Neundorf steckte das Notizbuch ein. Sie würde es Jahns ehemaliger Frau vorlegen, um sich die Namen erklären zu lassen. Vielleicht stießen sie so schneller auf verdächtige Personen. Sie durchforstete die übrigen Schubladen, dann die Disketten des Computers, betrachtete den Monitor, auf den Schiek sämtliche Programme der Festplatte zauberte.
»Zur Hälfte Geschäftliches, der Rest Spiele. Harmlos«, kommentierte der Kollege.
Der nächste Raum: Ein kleines Zimmer mit zwei Sesseln, einem großen Fernsehgerät, Videoanlage, etlichen Kassetten, mit einem kleinen Schrank. Sie durchsuchte die Videos, fand Spielfilme, Krimis, Aufzeichnungen von Autorennen. Nichts Aufregendes, keine Besonderheiten, nicht einmal Pornos. Eine Handvoll Ansichtskarten, Stapel von Briefen, darüber Zeitungen, Zeitschriften, oben ein Packen TV-Magazine. Sie blätterte die Karten durch, überflog den Anfang der Briefe. Alle privat, von Verwandten oder Bekannten, wie es schien. Neundorf spitzte die Lippen, konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen. »Das ist alles?«
Sie entdeckten eine ausklappbare Leiter in der Decke des Gangs, zogen sie nach unten. »Altes Mobiliar«, rief Schiek.
Neundorf folgte ihm, sah deutlich die Spuren des Kollegen im Staub des Bodens. Der Speicher war seit langer Zeit nicht mehr besucht worden. Eine alte Kommode, ein kleines, vergammeltes Kinder-Klavier, total verstimmt, ein dunkelrotes Samtsofa, alte Teppiche, zwei Vogelkäfige. Die Schubladen der Kommode waren leer, eine Truhe beherbergte vergammelte, nichtssagende Zeitungen.
Schiek zuckte wortlos mit der Schulter, folgte Neundorf nach unten. »Vielleicht ist der Keller interessanter«, versuchte er sie zu trösten.
Er täuschte sich. Drei große Räume, einer beherrscht von hohen Rotweinregalen, die beiden anderen mit all dem Gerümpel, das sich im Lauf der Jahre ansammelt, wenn man nicht ständig rigoros durchforstet.
Neundorf hatte keine Lust, in dem Wirrwarr zu stöbern, winkte ab. »Ich will noch in sein Autohaus, außerdem zu seiner ehemaligen Frau. Vielleicht geht es ihr jetzt besser.« Sie hatten dieser versprochen, ihr Zeit zu lassen, weil die Frau nach der Identifizierung der Leiche verständlicherweise sichtbar verstört gewesen war.
»Gut, dann gehe ich wieder zum Fundort.«
Neundorf nickte, bedankte sich für die Hilfe des Kollegen, der das Haus sorgfältig verschloss.
18.
Steffen Braig war gerade dabei, das LKA zu verlassen, um Frau Krauter aufzusuchen, als der Anruf zu ihm durchgestellt wurde. Der Beamte der Polizeidienststelle in Winnenden bat um Entschuldigung, berichtete von einem älteren Herrn, der vor wenigen Minuten bei ihnen aufgetaucht sei und eine wichtige Mitteilung bezüglich des Mordes an Roger Grandel zu überbringen wünsche. Er habe das Anliegen des Mannes kurz überprüft und glaube, dass die Aussage den Fahndern vielleicht weiterhelfen könne.
»Und was sagt der Mann?«, fragte Braig ungeduldig, um die langatmigen Ausführungen des Beamten zu beenden.
»Er steht hier neben meinem Schreibtisch. Am besten, Sie hören es sich selbst an.«
»Gut, dann geben Sie mir den Mann.«
Das Gespräch wurde unterbrochen, in der Leitung knackte es. Worte wurden gewechselt, eine Stimme meldete sich im Hintergrund.
»Können Sie mich hören?«, fragte ein Mann.
Braig bestätigte. »Dürfte ich zuerst bitte Ihren Namen wissen?«
Der Mann räusperte sich, hatte Schwierigkeiten, anzufangen. »Also, mein Name ist Robert Holzwarth.«
»Hier ist Braig vom Landeskriminalamt. Was wollen Sie uns mitteilen, Herr Holzwarth?« Braig legte die Papiere, die er für den Besuch bei Frau Krauter gerichtet hatte, auf seinen Schreibtisch, zog sich einen Stuhl her.
»Ich kam heute erst in der Frühstückspause dazu, in die Zeitung zu sehen. Sonst wäre es mir früher aufgefallen. Deshalb bin ich so spät dran. Jetzt musste ich warten bis zum Mittag. Ich arbeite beim Kärcher. Reinigungsgeräte. Sie kennen sie bestimmt.«
Braig wurde ungeduldig. »Ja, Herr Holzwarth. Was wollen Sie mir erzählen?«
»Also, das war so. Zuerst schaute ich mir den Sportteil der Zeitung an, heute ist Montag …«
Kriminalmeister Stöhr beugte seinen Kopf, um nicht an den Türrahmen zu stoßen, streckte Braig ein Papier entgegen. Der Kommissar nahm es in die Hand, begann zu lesen. Stöhrs krakelige Handschrift bereitete
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