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Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Staatsbürger.«
    »In welchem Alter kamen Sie hierher?«
    »Mit drei Jahren. Meine Mutter erwischte ihren Mann mit dem Kindermädchen, packte meine Schwester und mich und ging ins fremde Land, um sich hier durchzuschlagen: Ein hartes Leben.«
    »Sie erzog Sie allein?«
    »Mit meiner Schwester zusammen, ja.«
    »Meine Hochachtung vor Ihrer Mutter.«
    »Sie hatte es nicht einfach im fremden Land. Hungerlöhne für Dreckarbeiten, geldgierige Versicherungs- und Bankenhaie, die sie mit Anzug und Krawatte beinahe in den Ruin trieben.«
    »Und Sie arbeiten als Kommissar, um diese Strukturen zu stabilisieren.«
    Der Hund rollte sich zur Seite, stieß einen tiefen Seufzer aus, streckte seine Beine wohlig von sich. Ähnliche Vorwürfe hatte Braig schon einmal gehört. Er dachte an die kritische Ärztin aus Lauberg, die ihn vor Jahren zusammen mit der jungen Pfarrerin Vera Sommer in die Zange genommen hatte. »Um Kriminellen, die von Fehlentwicklungen dieser Gesellschaft profitieren, das Handwerk zu legen«, konterte er.
    Gabriele Krauter zeigte ein breites Lächeln. Die Frau war hübsch, von bezaubernd jungmädchenhaftem Charme. Schade, dass sie lesbische Neigungen hatte, überlegte Braig. Er konnte es sich vorstellen, auch privat hierher zu kommen.
    »Das haben Sie schön formuliert.« Sie fuhr sich mit der Hand über die Haare. »Aber für dieses Ziel nehmen Sie einen frauenfeindlichen Speichellecker mit Napoleon-Syndrom als Chef in Kauf, der sich darauf kapriziert, in liebedienerischer Arschkriecherei die Wünsche und Befehle der schwarzen Ministerial-bonzen auszuführen.«
    Braig machte erst gar keinen Versuch, sich zu rechtfertigen. Sein Schweigen war aussagekräftig genug. Prägnanter war Gübler nicht zu charakterisieren.
    »Er verfolgte uns schon vor Jahren, als sie die neuen Landebahnen in unsere fruchtbaren Böden gossen«, fuhr sie fort. »Jedes Mittel war ihm recht, uns zu verleumden und zur Strecke zu bringen. Gemeinsam mit den Flughafen-Bonzen und Polit-Kommissaren versuchte er, uns ans Messer zu liefern.«
    »Aber ohne Erfolg,« sagte Braig. Er spürte augenblicklich, dass seine Bemerkung nicht passte. Die vorher so freundliche Atmosphäre veränderte sich schlagartig. Er wusste jedoch nicht, was er Falsches gesagt hatte.
    Gabriele Krauter schwieg, winkte mit ihrer Rechten ab. Sie hatte keine Lust, sich noch länger auf dieses Thema einzulassen.
    »Die haben deinen Jochen auf dem Gewissen«, erklärte Mirjana Beranek mit kalter Stimme. »Ihren Mann, damit Sie es wissen, Brate. Grandel, Gübler und die schwarze Politprominenz trieben ihn in den Tod.«
    »Brate«, hatte sie ihn genannt, »Bruder«. Braig fand keine Gelegenheit nachzufragen. Gabriele Krauter erhob sich mit eisiger Miene, verließ die Küche. Der Hund richtete sich überrascht auf, starrte ihr nach.

23.
    Der auffallend langhaarige Mann auf dem dunkelgrünen Traktor bog gerade auf Krauters Anwesen ein, als Braig den Hof verlassen wollte. Er war nicht besonders groß, wohl aber breitschultrig und kräftig, hatte feuerrote, wuschelige Haare, die ihm weit in den Nacken reichten und in lockigen Wellen nach allen Seiten abstanden. Sein Gesicht war von Sommersprossen übersät, die Haut kontrastierte in hellem, fast bleichem Ton zur roten Fülle. Er trug ein blaues T-Shirt, dazu dunkle, verwaschene Jeans, streckte Braig freundlich die Hand entgegen. »Der Herr Polizeirat persönlich«, rief er, stoppte seinen Traktor, begrüßte den Kommissar.
    »Sie verwechseln mich nicht?«, fragte Braig überrascht. Er überlegte, an wen ihn der Mann erinnerte.
    Der Landwirt schüttelte den Kopf. »Ich war heute Mittag im Haus, als Sie sich anmeldeten. Zufall. Weiß ist mein Name, Fritz Weiß.«
    Braig gab ihm die Hand, stellte sich ebenfalls vor. Er erinnerte sich an das Haus, in dem der Mann lebte. »Sie wohnen neben den Rentschlers?«
    Weiß pfiff durch die Zähne. Er schaltete den Motor aus, stieg aus seinem Sitz, kletterte von seinem Ackergefährt. Braig überragte ihn um einen halben Kopf.
    »Sie sind tatsächlich so gut informiert, wie mir Gabi erzählte. Keine Ähnlichkeit mit Ihrem verbohrten Kollegen, wie?« Weiß streckte seine Rechte nach vorne, deutete eine Person an, die ihm gerade bis zum Bauchnabel reichte. »Gestern Morgen war er hier, der kleine Napoleon.«
    Es war nicht zu überhören, dass er von Gübler redete.
    »Immerhin hat er denselben Vornamen wie Sie«, frotzelte Braig, der vor Jahren von Güblers zweitem Vornamen erfahren hatte.
    Weiß

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