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Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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hat das zarte Geschöpf das auch gehört?« Heinel sprach ganz offen. »Erpresst« ist der falsche Terminus. Wir verhandelten, Frau Kommissarin, ich wiederhole es, da fliegen Späne. Jeder holzt, wie er kann. Manchmal etwas zu heftig, gebe ich gerne zu. Ich hielt Jahn seine alten Kamellen vor.«
    »Was für alte Kamellen?«
    »Seine Autorasereien. Früher, vor etlichen Jahren. Jahns irrer Wahn. Er raste mit Freunden nachts über kleine Straßen, im Schwarzwald, auf der Alb, am Bodensee. Es gab einige Unfälle, mehrere kleine Sachen, nichts Überwältigendes. Keine Toten, wenn Sie das meinen. Aber öfter mal Verletzte und Karambolagen. Jahn hatte natürlich Schiss, dass es an die Öffentlichkeit gelangte, von wegen Image und Renommee seines Autohauses. Klar, dass ich ihm das öfter mal vorhielt. Mein Gott, ich musste den Mann von seinem Fünf-Millionen-Wahn runterkriegen. Da muss man viele Waffen einsetzen.« Heinel grinste offen und ehrlich, wie es schien.
    »Woher wissen Sie von seinen Autorennen?«, fragte Neundorf skeptisch.
    »Geschäftstricks«, meinte er, lachte. »Er war ganz schön angetrunken vor ein paar Monaten, als er mir sein Leben zu Füßen legte. In einer langen, depressiven Stunde. Er hat es mir anvertraut.«
    »Ohne dass Sie nachhalfen?«
    »Auf frischer Tat ertappt, Frau Kommissarin. Ich gebe zu, dass es Methode hatte. Er war so dumm, mir alles zu erzählen. Das von früher und auch, dass er Schulden hatte. Spielschulden. Dumm, nicht wahr? Er brauchte also dringend Geld. Mein Gott, der Mann wollte fünf Millionen, und irgendwie mussten wir da runterkommen. So laufen die Geschäfte, klar?«
    Heinel grinste so offen, dass sie ihren Widerstand vollends aufgab. Soviel fiese Geschäftstricks der Mann auch praktizierte, Neundorf wollte einfach nicht glauben, dass er einen Mord in Auftrag gegeben hatte. Wozu?

27.
    Ministerialdirigent Ewald Hägele war erst nach mehreren Anrufen und drei deutlich mit dem Signet des Landeskriminalamts gekennzeichneten Faxen bereit, die beiden Kommissare Beck und Braig abends in seiner Wohnung zu empfangen. Steffen Braig hatte vorher noch Frau Grandel aufgesucht, trotz gereizten und aggressiven Auftretens aber nur die Beteuerung gehört, sie wisse nichts von einem Wolfgang Jahn aus Esslingen, habe keinerlei Ahnung von etwaigen Gemeinsamkeiten ihres ermordeten Mannes mit diesem und erinnere sich auch an die beiden Telefonate nur ungenau. In der Aufregung über das Verschwinden ihres Mannes habe sie einen unbekannten Anrufer zweimal abgewimmelt, überhaupt nicht verstanden, was der überhaupt wolle. Von »Männertouren« ihres Partners sei ihr nichts bekannt, allerdings habe sie ihn auch erst vor fünf Jahren kennengelernt. Sie könne sich nur erinnern, dass er ganz am Anfang ihrer Beziehung einige Male in Sportcamps gefahren war, wo er sich nach eigener Aussage tagelang ausgetobt hatte und meist voller Begeisterung zurückgekommen war.
    Ihre Einwilligung zur Überprüfung der von ihrem Telefon sowie von ihres Mannes Dienstapparat aus geführten Gespräche gab sie erst nach unzähligen Drohungen Braigs, der darauf hinwies, dass es keinerlei Schwierigkeiten bereite, die dafür notwendige richterliche Erlaubnis auch ohne ihre Zustimmung binnen weniger Minuten zu erlangen. Schweren Herzens und deutlich widerstrebend hatte die Witwe eingewilligt.
    »Die hat doch ebenfalls Dreck am Stecken«, brummte Steffen Braig, als sie bei Ewald Hägeles Anwesen angelangt waren, »wahrscheinlich weiß sie ganz genau, was die Männer zusammenbrachte, hat vielleicht sogar selbst damit zu tun. Und wir lassen uns von ihr ständig an der Nase herumführen.«
    Hägeles Haus lag nicht irgendwo am Stadtrand, wie Braig vermutet hatte, sondern nahe am Zentrum Ludwigsburgs, allerdings dennoch im Grünen, nämlich in unmittelbarer Nachbarschaft des Schlossparks. Es handelte sich um ein älteres, großzügig inmitten eines üppigen Gartens errichtetes Gebäude, in dem sicher mehrere Familien Platz fanden, im Moment dem Schild am Eingang nach aber nur der Regierungsbeamte residierte. Das Haus erstreckte sich drei Stockwerke hoch mit einem hellroten, frisch hergerichteten Dach, war von übermannshohen Büschen und mehreren zurechtgestutzten Laubbäumen umgeben. Blühende Blumenbeete säumten die breite, der Straße zugewandte Fassade, der Abstand zu den Nachbargebäuden betrug gut und gerne fünfzehn Meter. Ein mehr als zwei Meter hoher mächtiger Zaun umgab es auf allen Seiten. Rechter Hand befand sich ein

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