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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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behauptet.«
    »Und? Haben Sie das auf sich sitzen lassen?«
    Elisabeth Ungemach trank von dem Wein, schnalzte genussvoll mit der Zunge. »Natürlich nicht. Ich habe extra Frau Weippert besucht.«
    »Wieso das?«
    »Die kämmt um diese Zeit immer ihre Natascha.«
    »Und?«, fragte er.
    »Sie kennen das Tier?«
    Braig ahnte, was ihr Besuch zu bedeuten hatte.
    »Rauhaardackel«, erklärte Frau Ungemach, »was glauben Sie, was der beim Kämmen Haare lässt!«
    »Dann hatten Sie auf jeden Fall genügend Material, um es im Treppenhaus und vor Göckeles Haustür zu verteilen.«
    »Und ob!«, bekräftigte sie, trank den Rest des Weines und lächelte ihm zufrieden zu.

7. Kapitel
    Braig, junger Mann, ich brauche Ergebnisse!«
    Gübler saß nervös hinter seinem Schreibtisch, wie immer, wenn sie in einer Sache nicht weiterkamen.
    »Ich tue, was ich kann.«
    »Mein Gott, Sie haben keine Ahnung, welcher Druck von oben kommt.«
    Braig nahm Güblers Worte kaum mehr wahr, weil er die Schallplatte auswendig kannte. Sie lief seit seiner Versetzung vom Mannheimer Kommissariat ins Stuttgarter Landeskriminalamt immer dann, wenn die Laune seines Vorgesetzten den absoluten Tiefpunkt zu erreichen drohte. Er betrachtete Güblers kleine Gestalt mit abschätzigem Blick. Ein inkompetenter Paragrafenreiter, der alles, was von oben kam, wie die Offenbarungen der Heiligen Schrift verehrte, mit einer Unterwürfigkeit nach oben und einer Ehrenpingeligkeit nach unten, die nur noch lächerlich wirkten. Den halben Tag telefonierte er mit den Spielern und dem Trainer des provinziellen Fußballvereins, dem er als Präsident vorstand, um dann über seine hohe Beanspruchung im Amt zu lamentieren.
    »Ich zerbreche mir die ganze Nacht den Kopf, wie wir diese Terroristen unschädlich machen können, aber meine Mitarbeiter ...«
    Die Tür wurde geöffnet, woraufhin Kollegin Neundorf ins Zimmer trat.
    »Morgen zusammen.«
    »Wieder ohne Klopfen«, brummte Gübler.
    »Morgen, Katrin.«
    Neundorf drehte Gübler demonstrativ den Rücken zu.
    »Welche Bahnstrecke willst du am Wochenende unsicher machen?«, fragte sie Braig.
    »Bernina-Express in der Schweiz«, erklärte dieser, »wenn ich hier freikomme.«
    Bahnfahren war seine große Leidenschaft. In fast jeder freien Minute kurvte er auf Schienen durch Europa, immer auf der Suche nach einer neuen Strecke, die ihm bisher unbekannt geblieben war.
    »Wie geht es Frau Ungemach?«
    »Prima. Sie schreibt Briefe gegen die Todesstrafe in den USA.«
    »Finde ich toll«, Neundorf pfiff anerkennend durch die Zähne, »außerdem habe ich ein neues Wort für sie.« Grinsend gab sie ihm ein Blatt.
    »
Hinterschefirgockeler, ein überdrehter Kerl, der alles umständlich oder falsch macht – ein Typ wie Gübler
«, las er. Lachend steckte er den Zettel weg. »Vielen Dank, sie wird sich sehr freuen.«
    »Würden Sie sich mal setzen!«, blaffte Gübler Neundorf an. »Ihre Privatgespräche können Sie außerhalb der Dienstzeit führen!«
    Betont gelassen nahm sie ihm gegenüber Platz. Missbilligend nahm er ihre etwas abgewetzte hellblaue Jeansjacke über einem schlabbrigen grellroten T-Shirt zur Kenntnis.
    »Hast du das Papier überprüfen lassen?«, beeilte sich Braig zu fragen.
    Sie nickte, wischte sich die kurzen Haare von der Stirn. »Normales Umweltpapier, gebleicht, überall im 100er oder 500er Pack zu haben. Der Hersteller sitzt im Schwarzwald, kann leider nicht feststellen, wo es verkauft wurde. Die Schrift stammt von einer normalen Schreibmaschine, Handbetrieb, hat einen festen Anschlag, was Spuren auf dem Papier bestätigen. Das Schriftbild ist ›pica‹, gibt es von unzähligen Firmen. Die Maschine muss aber einige Jahre auf dem Buckel haben, weil das ›o‹ und das ›r‹ etwas verrutscht und die Buchstaben allgemein leicht verschmiert sind. Mindestens zehn Jahre, schätzen sie im Labor, wahrscheinlich eine Billigausführung von Otto oder Neckermann.« Sie schaute sich triumphierend um. »Ging schnell, was?«
    »Spitze, du solltest befördert werden.« Braig klopfte ihr anerkennend auf die Schulter.
    »Von was reden Sie die ganze Zeit?«, mischte Gübler sich empört ein. »Was maßen Sie sich an, von Beförderung zu schwafeln? Haben Sie sonst keine Sorgen?«
    »Der Brief«, erklärte Neundorf.
    »Welcher Brief?«
    »Im Tunnel.«
    »Wie?«
    »Bei Breuninger, dem Typen vom Autoclub«, ergänzte Braig.
    »Ah ja«, sagte Gübler.
    »Was ich immer noch nicht verstehe«, überlegte Braig, »wo genau in der ganzen Sache

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