Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
schweißverschmierte Hand an seiner Jacke ab, die er trotz des warmen Wetters trug, und reichte sie ihnen.
    »Braig, ich bin Kommissar beim Landeskriminalamt, das ist mein Kollege, Kriminalmeister Stöhr.«
    Der Mann schaute sie überrascht an, stellte sein Fahrrad an die Wand.
    »Stört es Sie, wenn wir ins Haus gehen? Ich komme gerade von der Arbeit. Sie sind sehr früh.«
    »Haben Sie uns erwartet?«
    Ziegenfuß zögerte, schüttelte dann den Kopf. »Wieso, warum sollte ich Sie erwarten?«
    »Wegen des Unfalls vielleicht.«
    »Der Unfall? Was hat der mit dem Landeskriminalamt zu tun?«
    »Nun, die Vorgänge heute Nacht hier in Lauberg. Genauer gesagt, die beiden Verbrechen.«
    Ziegenfuß reagierte nicht. »Die Sache mit Schmidt und Kessel? Ist doch nicht mal der Rede wert.«
    »Sie haben eine seltsame Sichtweise«, meinte Braig, »das Verbrechen heute Nacht forderte zwei unschuldige Opfer.«
    »Zwei unschuldige Opfer?« Ziegenfuß lachte aus vollem Hals. »Oh je, jetzt kommen Sie erst mal rein.«
    Das große Zimmer, in das er sie führte, war überraschend geschmackvoll eingerichtet. Glänzender, bestimmt noch nicht lange verlegter Parkettboden schenkte dem Raum eine überaus warme Atmosphäre. An den Wänden erstreckten sich mehrere Regale voller Bücher, in einer Ecke wartete eine tiefblaue Polstergarnitur mit einem eleganten niedrigen Glastisch, dessen Platte die Sicht auf drei stämmige Marmorsockel freigab. Die Wand auf der anderen Seite des Zimmers schmückte ein bekanntes Bild, das eine junge Frau an einer Theke zeigte.
    Braig fühlte sich von der geschmackvollen Einrichtung angenehm überrascht.
    »Mhm, Edouard Manet, die
›Bar in den Folies Bergères‹
«, kommentierte Stöhr, die Augen auf das Bild gerichtet.
    Braig war doppelt perplex. »Sehr schön, meine Hochachtung«, meinte er.
    »Darf ich Ihnen etwas anbieten?«, fragte Ziegenfuß.
    Sie lehnten nicht ab, nahmen auf dem Sofa Platz. Helmut Ziegenfuß brachte drei Gläser, schenkte sie mit Mineralwasser voll.
    »Zwei unschuldige Opfer, haben Sie erklärt«, fing er unvermittelt an, »man merkt, dass Sie Lauberg nicht kennen.«
    »Wieso?«
    »Bei diesen zwei Typen handelt es sich, Verzeihung, aber ich will es Ihnen geradeheraus mitteilen, frisch von der Leber weg, um die zwei größten Schweine hier im Ort.«
    Braig sah ihn verblüfft an. »So viel Offenheit hatte ich nicht erwartet.«
    »Na ja gut, ich muss meine Aussage etwas relativieren. Sagen wir, um zwei von den drei größten Miststücken hier.«
    Ziegenfuß leerte sein Glas mit kräftigen Schlucken.
    »Wer ist das dritte, äh, Miststück?«
    »Ich glaube, das tut nichts zur Sache, ihn haben sie heute Nacht leider nicht erwischt.«
    »Wer ist ›sie‹?«
    »Was weiß ich. Die Entführer, Täter, Bösewichte oder wie auch immer Sie sie zu nennen pflegen.«
    »Sie gehören nicht zufällig dazu?«
    Helmut Ziegenfuß stellte die Flasche ab, aus der er sich hatte nachschenken wollen. »Ach so, aus dieser Ecke weht der Wind? Jetzt kapiere ich erst!« Er schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Ich bin vielleicht ein Idiot!«
    Braig versuchte zu lächeln. »Das haben Sie gesagt.«
    »Irgendwie haben Sie was von dem Mordversuch an meinem Sohn und mir gehört und glauben jetzt, ich wollte es der Drecksau heimzahlen, wie?«
    Braig gab keine Antwort.
    »Was ist dann aber mit Schmidt? Warum habe ich mir den heute Nacht vorgeknöpft?«
    »Nun, Sie haben sich vorhin doch selbst in diese Richtung geäußert: Herr Kessel und Herr Schmidt, die zwei größten ...«
    »Vollkommen richtig. Verdient haben sie es beide. Und Bofinger dazu. Nicht das von heute Nacht. Noch viel mehr. Das eine sage ich Ihnen: Wenn ich dabei gewesen wäre, heute Nacht, gäbe es jetzt für die Mordkommission Arbeit, viel Arbeit. Für die Mordkommission, verstehen Sie, und zwar gleich in drei Fällen, nicht dieser harmlose Pipifax von anden-Baum-binden und so.« Ziegenfuß' Gesicht war rot angelaufen, er hatte sich richtig in Rage geredet. »Meine Hochachtung vor den Leuten heute Nacht, dass die endlich zugeschlagen haben. Das war aber nichts. Schweinen diesen Kalibers gehören andere Fesseln angelegt.«
    »Woher wissen Sie überhaupt von den Verbrechen?«, fragte Braig. »Sie waren doch bei der Arbeit.«
    »Meinen Sie, mir die Sache so anhängen zu können? Es kam im Radio, und eben, als ich in der S-Bahn saß, sprachen alle davon. Hier in der Umgebung gibt es nur noch ein Thema.«
    Braig betrachtete das Bild an der Wand.

Weitere Kostenlose Bücher