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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Ludwigsburger Krankenhaus brachten. Dort war die kleine Anna am Mittag an einem nicht mehr behandelbaren Schockzustand gestorben. Später wurde ermittelt, dass sie mit einer mehr als zwanzigfach tödlichen Dosis Arsen vergiftet worden war.
    Gübler hatte sich auf die Tante als Mörderin versteift, weil diese den Eisbecher des Kindes in der Spülmaschine hatte reinigen lassen, während Anna noch im Krankenhaus mit dem Tod rang. Dass die Mutter des Opfers die Packung mit dem restlichen Eis später selbst weggeworfen hatte, hatte ihn nicht stutzig werden lassen. Dafür kreidete er Elisabeth Fredelik an, sich bei der Trauerfeier auffällig laut benommen zu haben und sich als Tochter eines Stuttgarter Apothekers und studierte Chemikerin und Pharmazeutin mit Arsen bestens auszukennen. Die Richter der beiden Landgerichte hatten sich von dieser Argumentation überzeugen lassen.
    »Heißt das, die Frau hat die ganzen Jahre unschuldig im Gefängnis gesessen?«
    »Wenn das Gerichtsurteil korrekt ist, ja«, bestätigte Neundorf.
    »Sie galt jahrelang als Mörderin der eigenen Nichte, war in der Öffentlichkeit als Giftmischerin gebrandmarkt – ich möchte nicht in ihrer Haut stecken. Und nicht in Güblers, der seinen Teil zu ihrer Verurteilung beigetragen hat.«
    »Letztendlich verantwortlich sind aber die Richter«, wandte Braig ein, »die haben schließlich das Urteil unterschrieben.«
    »Aufgrund der Untersuchungsergebnisse unseres Herrn Kriminalrates«, beharrte Neundorf, »die sie zu ihrer Schlussfolgerung veranlasst haben.«
    »Wenn sie freigesprochen wurde, wird sie jetzt entschädigt werden. Ein kleiner Beitrag, das Unrecht wiedergutzumachen.«
    »Das macht den Kohl nicht fett«, brummte Neundorf ins Telefon, »die Frau ist inzwischen an Krebs erkrankt.«
    Braig schwieg betroffen.
    »Auf jeden Fall hat Napoleon mich jetzt doch dem grünen Terrorismus«, Neundorf betonte die letzten Worte mit sarkastischem Unterton, »zugeordnet, anscheinend setzt es Druck von oben. Wie steht die Sache?«
    Braig berichtete, was er bisher in Lauberg erfahren hatte.
    »Interessant«, kommentierte Neundorf, »die Pfarrerin scheint dir zu gefallen, wie? Ich habe aber auch News.«
    »Nämlich?«
    »Die Begleitschreiben stammen aus verschiedenen Quellen. Sowohl vom Papier her als auch vom Schriftbild. Fingerabdrücke: Fehlanzeige. Waren vorsichtig, die Brüder. Fazit: In Lauberg bei beiden Entführungen dieselben Täter – wer hätte es auch anders vermutet –, aber ob es wirklich die Leute vom Wagenburgtunnel sind, keine Ahnung. Gemeinsame Merkmale gibt es jedenfalls nicht. Und der Psychologe vom LKA, jawohl, auch den habe ich befragt, schwört Stein und Bein, dass es sich um völlig verschiedene Täter handeln muss. Die Sprache, das heißt ihre Ausdrucksweise, verrate ihm das deutlich.«
    »Dann können wir den gemeinsamen Hintergrund endgültig vergessen«, meinte Braig ratlos.
    »Bis auf die Tatsache, dass sich die Bekennerschreiben vom Sinn her gleichen, die Täter in ähnlicher Weise vorgingen, die Entführungen in unmittelbarem zeitlichen Abstand erfolgten und die Opfer allesamt, wenn ich dich richtig verstanden habe, recht dubiose Typen sind, denen auch aus völlig anderen Gründen übel mitgespielt worden sein könnte.«
    »Das ist richtig. Wenn ich daran denke, was Frau Reimer vom Bund Naturschutz mir gestern über den Autoclubfunktionär Breuninger erzählt hat ...«
    »Was meinst du?«, fragte Neundorf überrascht. »Du hast nichts erwähnt.«
    »Ich hielt es für nicht so wichtig. Aber jetzt ...«
    »Ja?«
    Braig drehte sich zur Seite. Er sah zwei ältere Frauen vor dem Dorfladen stehen, in ein Gespräch vertieft. Offensichtlich sorgte das nächtliche Geschehen für reichlich Gesprächsstoff.
    »Frau Reimer hat erwähnt, dass Breuninger Probleme mit Alkohol am Steuer haben soll«, erklärte Braig, »außerdem gibt es Gerüchte über ihn und den Unfalltod eines Kindes.«
    »Oh, ist ja interessant. Moment mal.«
    Er hörte durchs Telefon, wie sie sich Notizen machte.
    »Ich werde der Sache nachgehen«, sagte Neundorf, »wirft vielleicht ein ganz anderes Licht auf die Angelegenheit.«
    Braig merkte, dass sich die beiden Frauen vor dem Laden alles erzählt haben mussten. Sie standen mit offenen Mündern und großen Augen vor dem Schaufenster und gafften neugierig in Richtung Dorfmitte. Braig sah die lange dünne Gestalt Stöhrs näher kommen.
    »So leid es mir tut«, sagte er ins Handy, »wir müssen unser Gespräch beenden. Unser

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