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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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fast vorwurfsvoll fest, als sie das villenartige Anwesen endlich erreicht hatten, »um diese Zeit ...«
    Sein Chef hatte andere Probleme. »Ich will den Mann sehen.«
    Das Haus war von einer hohen Mauer umgeben, die Straße in Dunkel gehüllt. Vor dem großen schmiedeeisernen Tor, das den gepflasterten Weg zur Garage versperrte, parkte ein teures Auto. Braig zog eine Taschenlampe hervor, tastete das Fahrzeug mit dem Lichtstrahl ab.
    »Der Motor ist noch warm. Toyota Lexus. Der gehört Bofinger. Ich erkenne ihn wieder.«
    Es dauerte mehrere Minuten, bis auf ihr Läuten reagiert wurde. Die Beleuchtung sprang in allen Räumen des Hauses gleichzeitig an, tauchte auch die Umgebung in gleißendes Licht. Geblendet von mehreren Strahlern hörten sie eine Stimme aus dem Lautsprecher: »Darf ich fragen, was Sie so spät noch wünschen?«
    »Polizei«, rief Gübler, »öffnen Sie endlich das Tor.«
    Frau Bofinger stand im Hausmantel oben in der geöffneten Tür. »Können Sie sich ausweisen?« Sie kam die gewundene Treppe den Abhang hinunter bis zum Tor. »Sie müssen mein Misstrauen ertragen, Sie sind nicht angemeldet.« Sie studierte aufmerksam Güblers Ausweis, öffnete dann per Knopfdruck das schwere Tor.
    »Entschuldigen Sie unser spätes Erscheinen, aber wir würden gerne Herrn Bofinger sprechen.«
    »Meinen Mann? Ich muss Sie enttäuschen, er ist nicht zu Hause.«
    »Nicht?« Braig zeigte auf den Vorplatz. »Aber sein Wagen ...«
    »Mein Mann verfügt über mehrere Fahrzeuge. Mal nimmt er das eine, mal das andere. Vielleicht kann ich Ihnen helfen?«
    »Das wäre nett«, beeilte sich Gübler zu sagen, »wir hätten einige Fragen.«
    Sie stiegen gemeinsam die Stufen hoch und traten ins Haus. Der Reichtum der Besitzer fiel sofort ins Auge. Die Wände waren mit grellweißen Kacheln versehen, der Fußboden mit hellen marmornen Fliesen ausgelegt. Durch eine in der oberen Hälfte verglaste Tür blickten sie in einen geräumigen Swimmingpool. Der Flur mündete in einen Raum, dessen weiß gefliester Boden und lichtblaue Wände eine kühle Atmosphäre schufen. Mitten im Zimmer stand ein kleiner Springbrunnen, der aus einem Naturstein-Gebilde in die Höhe schoss. Im rechten Teil des Raumes erstreckte sich eine breite Polstergarnitur im reinsten Weiß, links eine große Vitrine, die über und über mit feinem Porzellan in hauchdünner Ausführung bestückt war.
    Die Frau wies auf das Sofa und die Sessel.
    »Es geht um Ihren Mann«, begann Gübler, »es tut mir leid, dass wir so spät gekommen sind, aber die Umstände ...«
    Er schwieg, schaute Braig fast vorwurfsvoll an, so als trüge dieser die Schuld an ihrem späten Erscheinen. Sein Blick glitt prüfend im Zimmer umher. Der Reichtum, der unverhohlene Protz des Hauses hatten ihre Wirkung auf ihn nicht verfehlt.
    Gübler war sich bewusst, dass Bofinger aufgrund seines Geldes und des daraus resultierenden Einflusses zu einer besseren Sorte Mensch gehörte, spürte Braig, wahrscheinlich würde er ihn jetzt nicht verhaften, sondern im Gegenteil mit Samthandschuhen anfassen.
    Sie nahmen in den weichen Sesseln Platz.
    »Sie wissen, wo sich Ihr Mann aufhält?«, erkundigte sich Gübler.
    Frau Bofinger schüttelte den Kopf. »Ich muss Sie enttäuschen. Wir gehen weitgehend getrennte Wege.«
    Braig betrachtete die Frau aufmerksam. Sie war eine einstmals wohl sehr hübsche, inzwischen aber verhärmte Frau um die Fünfzig, die ihn stark an die englische Königin erinnerte. Es stimmte wohl schon länger nicht mehr zwischen den Ehepartnern: Sorgen und Ängste hatten sich ihren Gesichtszügen eingeprägt.
    »Das bedeutet, dass Sie uns nicht erklären können, wo er sich in den letzten Tagen und äh«, Gübler räusperte sich verlegen, »am jeweiligen Abend aufgehalten hat?«
    »Leider nein. Er lebt sein Leben, ich das meine. Ich war vier Tage bei meiner Schwester in Köln. Es ist mir beim besten Willen nicht möglich zu sagen, womit er sich in der letzten Zeit beschäftigt hat. Darf ich fragen, was Sie zu Ihrem Besuch veranlasst?«
    Sie schlang sich ihren feinen weißen Hausmantel enger um den Leib. Gübler zögerte mit der Antwort, blickte Braig um Hilfe heischend an.
    »Es gibt Hinweise, nach denen Ihr Mann in gewisse Ereignisse der letzten Tage verstrickt sein könnte«, meinte Braig vorsichtig.
    »Illegale?«, fragte Frau Bofinger.
    Braig nickte. »Das ist noch vornehm formuliert. Kriminelle wäre deutlicher ...«
    »Es sind Hinweise«, unterbrach Gübler ihn, »keine Beweise.«
    Frau

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