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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Etikett der Flasche.
    »Sie können sich nicht denken, was die Ursache ist?«, mischte Gübler sich wieder ins Gespräch ein.
    »Wir, wir«, sie stotterte, hustete plötzlich los. Sie brauchte einige Sekunden, bis sie sich wieder gefangen hatte. »Wir gehen getrennte Wege. Manchmal sehe ich ihn mehrere Tage nicht.«
    Plötzlich liefen ihr Tränen über die Wangen, und tropften auf den weißen Hausmantel. Sie hatte jede Anmut, jede Ähnlichkeit mit der englischen Königin verloren. Nur noch ein Häufchen Elend kauerte vor ihnen auf dem teuren Sofa.
    Konrad Bofinger mochte es wirklich zu etwas gebracht haben, mit legalen oder auch illegalen Mitteln, aber das Glück seiner Ehe, sofern es einmal existiert hatte, war dabei vor die Hunde gegangen. Allein das Haus und das Grundstück waren Millionen wert. Der Swimmingpool vom Ausmaß eines kleinen Dorfschwimmbads, die teuren Marmorfliesen, die Einrichtung ... Vielleicht noch ein paar andere Häuser, hier oder in der Umgebung, in der Schweiz, den USA, Geldkonten im In- und Ausland ...
    Konrad Bofinger hatte gearbeitet, ohne jeden Zweifel, zumindest am Anfang seiner beruflichen Karriere. Ob er später mehr und mehr in illegale, ja, kriminelle Fahrwasser abgedriftet war, wie Frau Gübler angedeutet hatte?
    Seit vierzehn Tagen aber ging es ihm schlecht. Der Provinzfürst, der heimliche König von Lauberg in Nöten. Was oder besser wer machte ihm zu schaffen?
    »Abends war er nicht zu Hause«, erklärte Renate Bofinger, »die letzten Wochen nicht. Bis auf die vergangenen vier Tage, die kann ich nicht beurteilen. Ich war weg, wie ich Ihnen schon sagte.«
    »War das so auffällig im Vergleich zu früher? Ich meine, war er sonst abends immer daheim?«
    Sie hatte sich wieder beruhigt, tupfte sich mit einem Taschentuch die Wangen ab.
    »Natürlich war er früher auch oft weg. Allein seiner Frauengeschichten wegen. Sie werden gehört haben, wie oft er mich in den letzten Jahren betrogen hat.« Sie schenkte ihr Glas voll, leerte es mit einem Schluck. »Frauengeschichten am laufenden Band. Das ist die Kehrseite des Reichtums. Geld macht unmoralisch. Er kann sich alles und alle kaufen. Es gibt kaum eine, die nicht sofort mitspielt, bei dem Angebot.« Sie nickte mit dem Kopf, mehrfach, wie um ihre Worte zu bekräftigen. »Aber in der letzten Zeit ging es nicht darum. Keine alte oder neue Geliebte. Ich weiß genau, wie er sich kleidet, einparfümiert, aufmotzt, wenn er zu seinen Frauen will. Die letzten Tage war er völlig durcheinander, und je mehr es dem Abend zuging, desto aufgeregter, richtig fiebrig wurde er.«
    »Je mehr es dem Abend zuging?«
    »Ja, gerade so, als plane er etwas, führe er was im Schilde, was am jeweiligen Abend noch stattfinden sollte.«
    Es ging nur noch um den Zeitpunkt, wann sie die Fahndung in die Wege leiten sollten. Darin waren Gübler, Braig und Stöhr sich einig, als sie wieder in ihrem Dienstwagen saßen.
    »Morgen früh«, beschied Gübler nach langem Überlegen, »wenn er heute Abend eine neue Entführung plant, ist es eh zu spät. Dann hat er sein Opfer schon. Und wir haben die Sonderkommission.«

20. Kapitel
    Das Haus war mindestens drei oder vier Stockwerke hoch. Er fühlte die Schmerzen in seinen Knien, spürte das Zittern in seinen Waden, als sie die Stufen hochstiegen. Sein Herz schlug in wildem Rhythmus, er keuchte vor Anstrengung.
    Das Gebäude war erst im Entstehen, der Rohbau vor wenigen Wochen fertiggestellt. Überall lagen Steine, Werkzeuge, Gerümpel im Weg. Die Treppe hatte weder ein Geländer noch sonst irgendeine Begrenzung, sie strebte im freien Raum nach oben. Er zitterte vor Angst, wenn er an die Gefahr dachte, die ihm jeweils auf den obersten Stufen drohte; vielleicht war es gut, dass die gesamte Umgebung in der Dunkelheit verschwand, sodass ihm die gefährlichsten Augenblicke, kurz, bevor sie das nächsthöhere Stockwerk erreichten, wenigstens visuell nicht voll bewusst werden konnten. Was die beiden Männer beabsichtigten, war ihm völlig schleierhaft: Sie hatten ihn über die Felder in den Neubau getrieben, immer wenige Meter hinter ihm laufend, ohne ein unnötiges Wort dabei zu verlieren.
    Er stolperte über einen Stein, der auf einer Stufe lag, schrie leise auf. Sofort flackerte das Licht einer Taschenlampe vor ihm die Treppe hoch. Er wagte nicht stehen zu bleiben, starrte auf die Stufen vor ihm, um die Gefahr links, rechts und hinter sich zu verdrängen. Dann hatten sie das oberste Stockwerk erreicht. Die Treppe hatte keine

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