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Schwaben-Sumpf

Schwaben-Sumpf

Titel: Schwaben-Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Mannes.
    »Snezana.«
    Er sah, dass der Mann in seine Richtung wies, nahm den überraschten Blick einer kleinen, mit einer weißen Kittelschürze bekleideten Gestalt wahr. Sie wechselte ein paar Worte mit ihrem Chef, legte ihre Arbeitsgeräte nieder, kam dann mit Tippelschritten und besorgter Miene auf ihn zu.
    »Frau Vukmirovic?« Felsentretter schielte mit einem Auge auf das Blatt, auf dem er sich den unmöglichen Namen notiert hatte, musterte mit dem anderen aufmerksam die Person vor sich. Er bemühte sich nicht, ihn korrekt auszusprechen, hatte nur die kleine, mollig wirkende Gestalt im Visier. Das sollte die Mutter der beiden Halunken sein? Er konnte es kaum glauben, so harmlos und unauffällig wie die Frau wirkte. Aber die scheinbar Harmlosen, das hatte ihn seine langjährige Berufserfahrung gelehrt, waren oft die Gefährlichsten. Und wie es aussah, wurde diese Erkenntnis jetzt wieder einmal voll bestätigt.
    »Was Sie wollen von mir?«, fragte sie in holprigem Deutsch. Sie schien Mitte vierzig, soweit das trotz ihrer fast den gesamten Körper verhüllenden Arbeitskleidung zu erkennen war, hatte auffallend helle, fast bleiche Haut.
    Eine Strähne dunkelbrauner Haare lugte unter ihrer Haube vor.
    Er wollte sie sich gerade vornehmen, als der Leiter der Küche wieder neben ihm auftauchte. Der Mann murmelte irgendetwas von Hygiene und Vorschriften und versuchte, ihn mitsamt der Frau aus der Küche zu lotsen. Felsentretter folgte nur widerstrebend, fand sich in einem offenbar als Abstellkammer genutzten Raum, winkte entschieden ab, als ihn der Mann auch hier wieder vertreiben wollte. Er postierte sich vor einen langen, mit unzähligen leeren Schüsseln und Töpfen vollgestellten Tisch, wartete, bis er mit der Frau alleine war, schaute dann wieder auf sein Blatt, las die Namen ab. »Dejan und Nenad, das sind Ihre Söhne?«
    Er sah keinen Grund, sich auszuweisen, versuchte, schnell zum Ziel zu kommen. Wer in einem solchen Loch hauste, hatte es nicht verdient, mit Samthandschuhen angefasst zu werden. Was waren das für Existenzen, die sich mit einem derart primitiven Leben zufrieden gaben – musste man sich angesichts dieser Verwahrlosung wundern, wenn das nicht ohne Folgen blieb?
    Er hatte die Fotos des ermordeten Mädchens am Morgen noch einmal ausführlich studiert – den toten Körper am Rand der Treppe, das kindliche Gesicht, die Verletzungen an ihrem Hals, war augenblicklich von der Wut auf den oder die Täter, die dem blutjungen Wesen das angetan hatten, übermannt worden. Und auf einmal hatte er Sophia vor Augen gehabt, ihr fröhliches, unbeschwertes Auftreten gestern in den Parkanlagen der Wilhelma, ihr Lachen und Strahlen, als er die erste, später die zweite, dritte und vierte Portion Eis für sie erstanden hatte – und plötzlich, mit einem Mal, war der schreckliche Gedanke in ihm aufgetaucht, hatte sich wie ein Geschwür in sein Innerstes gefressen: Was, wenn dieser unsägliche Verbrecher meine Sophia …
    Nein, arbeitete es in ihm, nein! Er musste alles tun, das zu verhindern, Existenzen dieser kranken Kategorie ausschalten, bevor sie erneut …
    »Was wollen Sie von Dejan und Nenad?« Die Frau vor ihm riss ihn aus seinen Gedanken. Sie starrte zu ihm hoch, betrachtete ihn aufmerksam.
    Wo deine Bälger sind, wollte er loslegen, wo sie sich versteckt halten, nahm sich dann aber zusammen. »Ihre Söhne?«, fragte er. »Wo sind sie?« Er roch das würzige Aroma frisch geschnittener Kräuter, das von der Frau ausging, sah ihre grün verfärbten Handschuhspitzen.
    Ihre Miene verkrampfte sich sichtbar. »Warum? Was haben sie getan?« Ihr Akzent war nicht zu überhören, fast alle Worte von grammatikalischen Fehlern durchsetzt.
    Felsentretter sah die neugierige Miene einer anderen Frau, die aus der Küche zu ihnen herstarrte, hatte keine Lust, sich auf lange Diskussionen einzulassen. »Ich frage, Sie antworten. Ist das klar?« Er beugte sich zu seiner Gesprächspartnerin nieder, schleuderte ihr die Worte mit lauter Stimme entgegen. Zwei andere weiß gekleidete Frauen am anderen Ende der Küche sahen erstaunt auf. »Wo sind Ihre Söhne jetzt?«
    Snezana Vukmirovic trat erschrocken einen Schritt zurück. »Schule«, presste sie ängstlich hervor, »Dejan und Nenad sind in Schule.«
    Felsentretter donnerte mit seiner Faust auf den Tisch, kümmerte sich nicht um den Berg leerer Schüsseln und Töpfe, der lärmend zur Seite fiel. »Da sind sie nicht!«, rief er so laut, dass es bis weit in die Küche

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